April 2018: Gesamttreffen der Sicherheitsberater und Koordinatoren im Polizeipräsidium Frankfurt am Main

48 Sicherheitsberater (SfS) und Koordinatoren aus dem Main-Taunus-Kreis nutzten ihr erstes Gesamttreffen im Polizeipräsidium Frankfurt am Main am 18.04.2018 zum Erfahrungsaustausch und für einen Besuch des Kriminalmuseums. Mit dabei waren der polizeiliche Fachkoordinator, Jörg Zollmann, der Betreiber der SfS-Webseite, Siegfried Fröhlich, und die Geschäftsführer des Präventionsrates Main-Taunus-Kreis, Peter Nicolay und Jürgen Moog.

Die Anreise zum Polizeipräsidium Frankfurt am Main erfolgte mit dem vom Präventionsrat gecharterten Bus und individuell. Die Teilnehmer des Treffens wurden von Polizeioberkommissarin Diana Rosenfeld am Nordeingang des Polizeipräsidiums in Empfang genommen und während des Besuches von 09:45 bis 15:30 Uhr hervorragend betreut.

Polizeivizepräsident Dr. Walter Seubert (Mitte) umrahmt von den Geschäftsführern des Präventionsrates MTK Jürgen Moog (links) und Peter Nicolay (rechts)

Um 10:00 Uhr begrüßte Polizeivizepräsident Dr. Walter Seubert die Gäste aus dem Main-Taunus-Kreis und stellte das Präsidium vor. Das Projekt SfS ist ihm wohlbekannt, da es in den 18 Frankfurter Stadtteilen, in denen es Regionalräte gibt, ebenfalls SfS ausgebildet wurden.

Während im Anschluss die eine Hälfte der Teilnehmer das Kriminalmuseum besuchte, wurde die andere Hälfte über das aktuelle Lagebild, inkl. diverser Betrugsmaschen, informiert und Erfahrungen ausgetauscht. Nach der Mittagspause war das Programm für die Teilnehmer dann umgekehrt.

Kriminalmuseum im Polizeipräsidium Frankfurt am Main

Kriminalhauptkommissarin Anja Lange und der Erste Polizeihauptkommissar i.R. Andreas Flach führten die Gruppen, die nochmals aufgeteilt worden waren, durch das Kriminalmuseum.

Kriminalhauptkommissarin Anja Lange und Erster Polizeihauptkommissar i.R. Andreas Flach (Mitte hinten)

Sie berichteten, dass der Ursprung des heutigen Kriminalmuseums auf das Jahr 1920 zurückgeht. Ursprünglich war es eine Lehrmittelsammlung, die für Polizei und Gendarmerie zu Aus- und Fortbildungszwecken diente. Nähere Infos zum Kriminalmuseum: unter www.frankfurter-stadtevents.de

linkes Foto: Vorstellung der Schränker und ihre Utensilien; rechtes Foto: die Vitrine zu den Morden an den Prostituierten Rosemarie Nitribitt und Helga Matura

Frau Lange und Herr Flach präsentierten hochspannend und mit enormen Hintergrundwissen u.a. die Ermordung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt im Jahr 1957 und den Fall des „Hammermörders“, der im Jahr 1990 sechs Obdachlose erschlagen hatte. Natürlich zeigten sie auch die verschiedenen Einbruchswerkzeuge und –methoden, mit denen z.B. die „Schränker“ Tresore knackten, sowie täuschend echtes Falschgeld.

Erster Polizeihauptkommissar i.R. Andreas Flach berichtet über den brutalsten Mord in der Frankfurter Kriminalgeschichte, der sich am 15. 08.1992 in einem Edelbordell im Kettenhofweg zugetragen hatte. Ein 29 jähriger Moldauer hatte sechs Frauen erdrosselt, um sie zu berauben.

Lagebild und Informationsaustausch

Einleitend stellten Peter Nicolay und Jürgen Moog die positive Entwicklung der Gesamtkriminalität im Main-Taunus-Kreis in 2017 mit dem Rückgang der Gesamtkriminalität von 11.398 auf 10.762 Fälle und von einem Anstieg der Aufklärungsquote von 58,2% auf 60,5%  vor.

In 2017 sind zwar die Vermögens- und Fälschungsdelikte deutlich um 7,5% auf 1.877 Fälle zurückgegangen. Doch die Betrügereien zum Nachteil älterer Menschen sind weiter gestiegen.

Es wurden vier vollendete Enkeltrickfälle mit einem Schaden von 70.000 Euro (67 Versuche) und acht vollendete Fälle „Falsche Polizisten“ mit einem Gesamtschaden von 600.000 Euro (750 registrierte Anrufe) aufgenommen.

Siegfried Fröhlich berichtete von einem Fall in Nordhessen vom 10.03.2018, bei dem eine 78 jährige Frau insgesamt 180.000 Euro an „Falsche Polizisten“ übergab.

Leider haben sich in 2017/2018 die Fallzahlen des Phänomen „Falsche Polizisten“ in unserem Raum (PP Westhessen und PP Frankfurt) erheblich gesteigert. Mit unserer vorbereiteten Kampagne (siehe Artikel über die Vorstellung der Kampagne „Falsche Polizisten“ ), die als wichtigstes Element die Verteilung von Info-Postern und Postkarten „Falsche Polizisten“ an Örtlichkeiten beinhaltet, an denen ältere Menschen verkehren, sind wir für die nächste Welle von Anrufen gewappnet.

Die Sicherheitsberater brachten zahlreiche Beispiele von Betrugsmaschen an der Haustür und am Telefon, mit dem Ziel in die Wohnung zu kommen, Daten zu erlangen oder unmittelbar an Bargeld oder Wertgegenstände zu kommen.

Sodann wurden Erfahrungen mit Beratungsgesprächen, Infoständen und Vorträgen zum Thema „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ (SäM) ausgetauscht. Im letzten Jahr führten die SfS 6.000 Informationsgespräche, 5.000 Beratungsgespräche und hielten über 100 Vorträge. In einer der Gruppen wurde ein Infostand der SfS im MTZ unter Beteiligung von Vertretern aller Kommunen vorgeschlagen.

Im Hinblick auf die Zielgruppe ältere Menschen gab es zahlreiche Überlegungen, wie man das bisherige Vorgehen erweitern könnte. So sollten die Sozialen Dienste und Betreuungsorganisationen „mit ins Boot geholt“ werden und für junge Leute Flyer entworfen werden, damit diese das Thema SäM mit ihren Eltern und Großeltern behandeln können.

Durch das Hofheimer Projekt „Save my Grandma“ werden 13 – 19jährige Schüler in zwei Unterrichtsstunden mit SäM konfrontiert, ebenfalls mit dem Ziel, das Thema in ihre Familien hineinzutragen. Das Projekt soll für die weiterführenden Schulen im MTK weiterentwickelt werden und durch Schulsozialarbeiter/-innen in Verbindung mit SfS in den Klassen durchgeführt werden. An der Projektentwicklung sollen auch SfS mitwirken.

Außerdem kamen Anregungen zur Ausstattung der SfS, wie Roll-ups und Beach Flags.

Über die derzeitigen Schwerpunkte SäM, Internetprävention, Verkehrssicherheit und Opferschutz hinaus wiesen die SfS daraufhin, dass sie immer wieder auf die Wohnungseinbruchsprävention angesprochen werden. Hier sollten sich die SfS auf die Weitergabe von Infomaterial und den Hinweis auf den Polizeilichen Berater beschränken. Sehr gelobt wurden die Infostände zu Beginn der dunklen Jahreszeit gemeinsam mit dem Polizeilichen Berater, weil diese vor allem ältere Menschen anziehen.

Hubschrauberplattform und Kaffeetrinken

Spontan ermöglichten uns unsere Betreuer eine Besichtigung der in 30 m Höhe gelegenen Hubschrauberplattform mit ihrem wunderbaren Ausblick noch dazu bei schönem Wetter.

Blick von der Hubschrauberplattform in Richtung Feldberg

Mit Kaffee und Kuchen beendeten wir einen hochinteressanten und spannenden Tag im Polizeipräsidium Frankfurt am Main – natürlich mit dem Wunsch diese Art von Gesamttreffen möglichst einmal jährlich fortzuführen.

Alle Beteiligten waren begeistert. Großen Dank an das Polizeipräsidium Frankfurt am Main!

Fotos: Wolfgang Schöffel und Jürgen Moog

Text: Jürgen Moog

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