Dezember 2017: Aufklärungskampagne >Achtung vor „Falschen Polizisten“ am Telefon< vorgestellt und Infos ausgetauscht

Nachdem der Main-Taunus-Kreis in den vergangenen Wochen von einer Welle von betrügerischen Anrufen regelrecht überrollt wurde, stellten der Präventionsrat des Main-Taunus-Kreises und die Polizeidirektion Main-Taunus am 19.12.2017 im Landratsamt eine Aufklärungskampagne vor. Zu der Veranstaltung waren neben Medienvertretern auch sämtliche Sicherheitsberater für Senioren eingeladen, die bereits seit 2016 in allen Kommunen des MTK unterwegs sind und in Einzelberatungen, Vorträgen und an Informationsständen über Trickdiebstähle und –betrügereien aufklären. Dabei kommt es den hoch engagierten Sicherheitsberaterinnen und -beratern vor allem darauf an, Seniorinnen und Senioren für die diversen Betrugsmaschen zu sensibilisieren und somit Straftaten zu verhindern.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Mitgeschäftsführer des Präventionsrates, Jürgen Moog, stellte der Leiter des Betrugskommissariates, Andreas Walter, anschaulich vor, wie die Kriminellen auf ihren telefonischen Raubzügen vorgehen.

Demnach meldeten sich Betrüger in sämtlichen Fällen am Telefon und gaben sich als Polizeibeamte aus. Angeblich habe man eine Einbrecherbande festgenommen und in diesem Zusammenhang Hinweise darauf erhalten, dass auch bei den Angerufenen – meist Seniorinnen über 70 Jahre – eingebrochen werden solle. Auch das Geld auf der Bank sei nicht mehr sicher, da die Bankmitarbeiter mit den Tätern unter einer Decke stecken würden. Anschließend werden die Opfer in teilweise stundenlangen, sich über Tage erstreckende Gespräche, derartig manipuliert und unter Druck gesetzt, dass sie Wertgegenstände zusammentragen und den Verbrechern übergeben. Auch die Abholer geben sich dabei als Polizeibeamte oder Angehörige der Staatsanwaltschaft aus. So wird gerade das hohe Vertrauen, das ältere Menschen in staatliche Behörden wie Polizei oder Staatsanwaltschaft setzen, auf perfide Weise missbraucht.

Erfreulicherweise reagierte das Gros der angerufenen Seniorinnen und Senioren richtig, indem sie die Gespräche beendeten und die „echte“ Polizei verständigten. Dennoch fielen im Kreisgebiet bisher sieben Seniorinnen und Senioren im Jahr 2017 auf den Betrug herein und übergaben mehr als 250.000 Euro.

Durch abgespielte Originalmitschnitte von Telefonaten konnte Andreas Walter aufzeigen, wie manipulativ die Täter in ihren Telefonaten Druck auf die Angerufenen ausüben.

Im Anschluss stellte Herr Moog die Aufklärungskampagne vor. Diese soll allerdings erst bei Einsetzen einer erneuten Betrugswelle flächendeckend für eine noch höhere Sensibilisierung in diesem Straftatenbereich sorgen.

v.l.: Polizeidirektor Peter Liebeck, Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, Kriminalhauptkommissar Andreas Walter und die Geschäftsführer des Präventionsrates MTK Peter Nicolay und Jürgen Moog

Dabei werden Zehntausend Postkarten und Tausend Plakate an Polizeistationen, öffentlichen Gebäuden sowie Einrichtungen und Geschäfte, die von älteren Menschen aufgesucht werden wie z.B. Ärzte, Apotheken, Banken, Postfilialen, Bäckereien und Physio-Einrichtungen durch die Sicherheitsberater für Senioren verteilt. Als weitere Komponente werden auch die Jüngeren, also die Kinder und Enkel, auf die Betrugsmaschen hingewiesen. Dazu soll das Projekt „Save my Grandma“, das die Jugendarbeit Hofheim derzeit nur in der Main-Taunus-Schule betreibt, kreisweit ausgebaut werden. Das erklärte Ziel ist es, die Familien bei der Warnung älterer Menschen (Eltern, Großeltern, Urgroßeltern) vor den perfiden Betrügereien mit einzubeziehen.

Darüber hinaus ist eine intensive mediale Begleitung der Kampagne geplant.

Johannes Neumann, Pressesprecher der Polizeidirektion Main-Taunus

 

Erfahrungsaustausch mit den Sicherheitsberatern für Senioren (SfS) und deren Koordinatoren

Im zweiten Teil der Informationsveranstaltung hatten die SfS und ihre Koordinatoren Gelegenheit, Fragen zum Thema Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SäM) an die Fachleute der Polizei zu stellen. Auf dem Podium saßen die polizeilichen Fachkoordinatoren Bettina Chrysakopoulos und Jörg Zollmann, der Leiter des Betrugskommissariats Andreas Walter, die Sachbearbeiterin für Taschen- und Trickdiebstahl Kerstin Mengel und der polizeiliche Berater der Polizeidirektion Main-Taunus Thomas Tauber.

Linkes Foto: Die Hofheimer SfS Ingrid Kairat erfragte den Ablauf der Anrufe von „Falschen Polizisten“ im Hinblick auf die Rufnummer – mit der Anregung, die Nummer zu sperren.                                                                                        Leider nutzen die Täter immer wieder neu das „Call-ID-Spoofing“ mit dem eine angebliche Polizeirufnummer, wie die 110, angezeigt wird. Eine Rufnummernsperre (wie bei den „Ping-Calls“) macht somit keinen Sinn.

Mittleres Foto: Der Kelkheimer SfS Rolf Burger regte die Übermittlung der Mitschnitte von Telefongesprächen der „Falschen Polizisten“ an. Diese könnten bei Vorträgen der SfS mit eingespielt werden. Er selbst könnte dies am 21.12.2017 bei seinem Auftritt in der HR-Sendung „Hallo Hessen“ nutzen.

Jürgen Moog bietet an, Mitschnitte auf den Info-Stick für die SfS zu ziehen.

Rechtes Foto: Die Kelkheimer SfS Rosemarie Sprungk hinterfragte den Tipp für die Senioren, eine neue Telefonnummer zu beantragen und nicht mehr im Telefonbuch eintragen zu lassen.                                                                       Dies ist deshalb Ziel führend, weil die Täter die elektronischen Telefonbücher nach alten Vornamen bzw. 4- und 5-stelligen Telefonnummern durchsuchen, um an ihre älteren Opfer heranzukommen. Das würde dann nicht mehr funktionieren. Das Sensibilisieren der Senioren hat leider durch deren nachlassende geistige Fähigkeiten seine Grenzen.

Linkes Foto: Der Liederbacher SfS Horst-Günter Knick regte an, dass beim Ansteigen der Anrufe von „Falschen Polizisten“ insbesondere die Amtsblätter genutzt werden, um vor dieser Betrugsmasche zu warnen.

Die Amtsblätter von Kelkheim und Liederbach sowie die regionalen Zeitungen sollen in die Kampagne beim Anlaufen einer Betrugswelle mit einbezogen werden.

Mittleres Foto: Helmut Seidel, als SfS für Bad Soden tätig, stellte Überlegungen an, wie man Warnungen an die allein wohnenden Senioren übermitteln kann. Der Hochheimer Ordnungsamtsleiter Harald Rademacher wies auf das Versenden von Enkeltrickflyer zusammen mit der Einladung von Senioren für den Hochheimer Markt hin. Bis auf Schwalbach haben alle Kommunen den Flyer SäM an ihre über 69 Jahre alten Senioren verschickt.

Rechtes Foto: Fachkoordinator Jörg Zollmann, der einige der Fragen beantwortete.

Außerdem gaben einige SfS zu Bedenken, dass der Zusatz (Sicherheitsberater) für Senioren eine Einschränkung bedeuten würde, weil die SfS ja auch mit jungen Leuten oder mittleren Alters Beratungsgespräche führen. Die Bezeichnung für die SfS ist durch das Land Hessen vorgegeben. Der Zusatz weist auf die Zielgruppe hin, schließt aber nicht aus, dass man auch mit anderen in Beratungsgespräche geht, insbesondere, wenn es dabei um SäM geht. Siehe auch „Save my Grandma“.

 

Ausstattung/Unterlagen/Info-Material für die Teilnehmer

Frau Chrysakopoulos hatte Info-Material für die SfS im Plenarsaal zur Mitnahme bereitgestellt.

Die Roll-ups SäM haben sich bei Infoständen und Veranstaltungen in den Kommunen bestens bewährt. Ebenso die SfS-Flyer, die mittlerweile Schwalbach, Sulzbach, Kelkheim, Liederbach, Flörsheim und Hofheim angeschafft haben.

Klickarmbänder, Notpfeifen und Scheckkartenlupen werden nachbestellt.

 

Einsatzmöglichkeiten der SfS

Mittlerweile wird das gesamte Spektrum der Möglichkeiten durch die SfS genutzt bis hin zu Fernsehauftritten.

Im Hinblick auf die schnelle Umsetzung einer Kampagne z.B. gegen „Falsche Polizisten“ bat Herr Moog um Feststellung der Institutionen und Geschäfte, in denen Senioren häufig verkehren, um dort Poster (DIN A 3) aufzuhängen und Infokarten auszulegen. (Siehe Flyer Aktion in Flörsheim)

 

Koordination und Betreuung der SfS

Polizeilich/fachlich durch Jörg Zollmann (Polizeistation Eschborn) und Bettina Chrysakopoulos (Polizeipräsidium Westhessen)

Betreuung des Projektes und der SfS (Präventionsrat) durch Jürgen Moog

Kommunal: Koordinatoren/Ansprechpartner der SfS in den Kommunen

In den Kommunen Hofheim, Kelkheim und Schwalbach gibt es SfS die intern die Koordinationsfunktion übernommen haben. Das entlastet den Koordinator der Kommune und läuft außerordentlich gut. Eine Anregung für Kommunen mit vielen SfS.

Information der SfS über aktuelle Entwicklungen und vieles mehr

Die Webseite für die SfS wird von dem SfS Siegfried Fröhlich, PP SOH betrieben (www.seniorenberater.help ) und wurde Anfang 2017 für den Bereich PP Westhessen freigeschaltet. Eine super Webseite! Siegfried Fröhlich verdient unsere höchste Anerkennung!

Ausweise / Visitenkarten / Namensschilder

Für 24 SfS wurden Visitenkarten über PP Westhessen bei der Hess. Polizeischule nachbestellt. Sie werden Anfang Januar ausgeliefert.

Erfahrungsaustausch / Statistik

Bis zum Treffen der SfS-Koordinatoren am 31.01.2018 sollen die Statistikblätter durch die kommunalen Koordinatoren zusammengefasst werden. Herr Moog bittet dabei um die Einbeziehung des 1. Halbjahres 2017, er möchte eine statistische Erfassung für das ganze Jahr 2017.

Bis zum 31.01.2018 sollen auch die Teilnehmerwünsche für das Gesamttreffen der Koordinatoren und SfS im Polizeipräsidium Frankfurt am 18.04.2018 erfasst sein. Das Treffen ist verbunden mit dem Besuch des dortigen Polizeimuseums.

Fazit: Das SfS-Treffen war äußerst informativ, besonders durch den Vortrag von Kriminalhauptkommissar Andreas Walter. Es war geprägt von einem regen Gedankenaustausch und vielen Anregungen. Wir sind nun für eine erneute Welle von Anrufen „Falscher Polizisten“ vorbereitet.

Peter Nicolay und Jürgen Moog bedankten sich bei dem Referenten und den Fachleuten der Polizei sowie bei den Koordinatoren und den SfS. Das Präventionsjahr war geprägt durch die vielfältigen und zahlreichen Aktivitäten der SfS. Frohe Weihnachten und viel Erfolg bei den Präventionsaktivitäten in 2018.

Jürgen Moog

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