September 2022: 29. Sitzung des AK Sicherheit an Schulen

Nach einer Corona bedingten Unterbrechung von zwei Jahren trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Sicherheit an Schulen des MTK (AK SaS) am Mittwoch, dem 14.09.2022, zum 29. Mal, diesmal in der Westerbachschule in Eschborn.

Die Teilnehmer der 29. AK-Sitzung v.l.: Designer Dejan Pavlovic, Leiter Rettungswesen Lars Mackel, Leiter des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe Dr. Wolfgang Mazur, Leiter AK SaS Jürgen Moog, Kommissar. Leiter Polizeidirektion Main-Taunus Giovanni Filpi, Leiterin Albert-Einstein-Schule Anke Horn, Leiter SG Prävention der PD Main-Taunus Sebastian Poppe, Vorsitzender des Kreiselternbeirats Matthias Bormann, Mitglied Kreiselternbeirat Gerhard Dietrich, Oliver Metz vom Hochbau- und Liegenschaftsamt, Stellvertr. Leiter Heinrich-von-Kleist-Schule Thomas Kräutle und Stellvertr. Leiter der Albert-Einstein-Schule Markus Holz

Die Leiterin der Westerbachschule, Christine Thorand und der Leiter des AK SaS Jürgen Moog, begrüßten die Mitglieder des AK SaS, darunter erstmals der kommissarische Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus Giovanni Filpi sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Westhessen, Ben Kandler und Iheb Bousbih und den Designer Dejan Pavlovic.

 

Extremismusprävention des Polizeipräsidiums Westhessen

Der Sozialwissenschaftler Ben Kandler und der Islamwissenschaftler Iheb Bousbih stellen ihr Aufgabengebiet vor. Sie beschäftigen sich mit soziokulturellen und religiösen Sachverhalten, insbesondere mit radikalen und extremistischen Ideologien. Hierzu entwickeln sie Präventionskonzepte auf lokaler / regionaler Ebene und führen Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen durch.

 

Amok und Gewalt an Schulen

Von Dezember 2019 bis Mai 2021 wurden vom AK SaS keine Amokläufe oder Verdachtsfälle bekannt. Ursächlich dürfte der eingeschränkte Schulbetrieb aufgrund der Coronapandemie gewesen sein. 

07.05.2021: Sechstklässlerin feuert an Schule in Rigby/Idaho 3 Verletzte

Durch die Schüsse einer 11- oder 12-jährigen Schülerin wurden an der Mittel-schule der 4.000 Einwohner-Gemeinde Rigby im US-Bundesstaat Idaho ein Hausmeister und zwei Schüler verletzt. Eine Lehrerin überwältigte das schießende Mädchen und hielt es bis zum Eintreffen der Polizei fest.

11.05.21: 19-Jähriger erschießt 9 Menschen bei Amoklauf an Schule in Kasan/Russland, 23 Verletzte

In einer Schule im russischen Kasan feuerte ein 19-Jähriger, der an der Schule vier Jahre zuvor seinen Abschluss gemacht hatte, beim Betreten durch den Haupteingang mit einem Maschinengewehr auf Lehrer und Schüler. Er wurde festgenommen. Die Tat hat er kurz zuvor auf Telegram angekündigt. Motiv ungeklärt. Der Täter hatte einen Waffenschein für das Maschinengewehr.

20.09.21: Student tötet 6 Menschen an Uni der Stadt Perm/Russland

An der Universität in Perm hatte ein Student plötzlich mit einem Jagdgewehr um sich geschossen und 6 Menschen getötet und 24 verletzt. Der Student wurde verwundet und festgenommen. Die Tat hatte der Student in den sozialen Netzwerken angekündigt.

18.10.21: Sechstklässler feuert 2 Schüsse in seiner Schule in Sars/Russland ab

Der 12jährige Schüler schoss in die Decke und in eine Wand. Ein Schüler wurde leicht verletzt. 300 Schüler und 30 Lehrer konnten das Schulgebäude verlassen. Die Direktorin konnte den bewaffneten Schüler zum Aufgeben bewegen. Er wurde festgenommen. Motiv vermutlich Mobbing.

30.11.21: 15Jähriger erschießt 3 Schüler an Highschool in Oxford/Michigan

Nachdem der 15jährige Schüler die Toilette verlassen hatte, feuerte er im Flur ca. 30 Schüsse aus einer halbautomatischen Handfeuerwaffe seines Vaters auf seine Mitschüler. Er tötete zwei Schülerinnen und einen Schüler, verletzte 6 weitere Schüler und eine Lehrerin. 5 Minuten nach Beginn des Amoklaufs wurde er festgenommen. Mit einer Countdown-Uhr war die Tat in den sozialen Medien angekündigt worden. Wegen der Auffälligkeit ihres Sohnes nahmen die Eltern am Tattag, wenige Stunden vor der Tat, an einer Besprechung mit dem Schulpersonal teil.

13.12.21: 18Jähriger zündet Bombe an ehemaliger Schule in Serpuchow/ Russland

Der ehemalige Schüler sprengte sich an einer Klosterschule Serpuchow, 100 km südlich von Moskau in die Luft. Dabei wurden 10 Kinder verletzt.

17.12.21: Angeblicher Aufruf zu Schusswaffengewalt an US-Schulen auf TikTok

FBI und das Weiße Haus reagierten. Schulen wurden geschlossen und die Polizeipräsenz verstärkt.

24.01.22: Amoklauf eines 18jährigen Studenten im Hörsaal der Uni Heidelberg

Der Student betrat den Hörsaal der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, bewaffnet mit einer Doppelflinte und einem Unterhebelrepetierer und über 100 Schuss Munition, und eröffnete das Feuer auf mehrere, dort versammelte Studenten. Eine 23jährige Studentin verletzte er mit einem Kopfschuss tödlich, drei weitere Studenten wurden verletzt. Der Täter flüchtete und erschoss sich wenig später selbst. Er litt unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und hatte seine Tat kurz zuvor per WhatsApp seinem Vater mitgeteilt. Die Tatwaffen hatte der Täter wenige Tage vor der Tat in Österreich gekauft.

07.-17.02.22      Brennende Schultoiletten von TikTok inspiriert?

Seit Mitte 2021 laden Schüler aus den USA Videoclips hoch, in denen Schulklos verwüstet werden. Am 07.02.2022 legte ein 9jähriger Schüler Feuer auf der Toilette einer Grundschule in Hanau-Steinheim. Am 10.02.2022 brannte es auf der Mädchentoilette an der Eichendorffschule in Kelkheim; Schule geräumt, Großeinsatz der Feuerwehr, 20.000€ Schaden. Am 11.02.2022 war die Gerhart-Hauptmann-Schule in Griesheim, am 15.02.2022 die Weibelfeldschule in Dreieich und am 17.02.2022 die Fürstenbergerschule in Frankfurt betroffen.

21.03.22: Zwei Lehrerinnen in Gymnasium in Malmö/Schweden mit Axt erschlagen

Ein 18jähriger Schüler des Gymnasiums tötete am Spätnachmittag zwei Lehrerinnen (zwischen 50 und 60 Jahren alt) äußerst brutal mit einer Axt im 3. Stock der Schule. Er war fasziniert von Schulmassakern und wollte Aufmerksamkeit. Urteil: lebenslänglich.

12.05.22: Bombenanschlag auf Gymnasium in Essen verhindert

Mit einem Großeinsatz der Polizei (inkl. SEK) verschaffte sich die Essener Polizei Zutritt zu einer Essener Wohnung, in der ein 16jähriger Schüler 16 Rohrbomben, eine selbst gebaute Schusswaffe sowie Speere und Stichwaffen für einen Anschlag an seiner Schule aufbewahrte. Die Polizei stellte außerdem ausländerfeindliches und rechtextremistisches Material sicher. Es gab Hinweise auf massive psychische Probleme und Suizidgedanken.

25.05.22: Schul-Massaker in den USA mit 22 Toten

Nachdem der 18jährige Täter seiner Großmutter in den Kopf geschossen hatte, fuhr er mit dem Auto zur Robb Elementary School in Uvade nahe San Antonio in Texas. Mit Schutzweste und Rucksack betrat er die Grundschule und eröffnete mit einem Sturmgewehr, das er kurz nach seinem 18. Geburtstag gekauft hatte, das Feuer. Er tötete 19 Kinder und zwei Lehrerinnen. Polizisten waren zwar schnell vor Ort, warteten jedoch eine Stunde, bis Spezialkräfte eintrafen, die dann den Raum, in dem der Täter sich verschanzt hatte, betraten und ihn erschossen.

 

Sicherheit an Schulen durch bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen

In 2021 kam es zu -11- Einbrüchen an Schulen im MTK, ein Großteil blieb im Versuchsstadium stecken. In 2021 wurden -15- Fahrraddiebstähle an Schulen registriert.

Eine Fülle von Baumaßnahmen wurden in den letzten zwei Jahren durchgeführt wurde, bei denen bessere, Einbruch hemmende Türen und Fenster eingebaut wurden.

An der Gesamtschule Fischbach und der Albert-Einstein-Schule in Schwalbach wurden Videoüberwachunganlagen installiert worden. Auch für die Heinrich-von-Kleist-Schule ist eine Videoanlage geplant. Hierdurch sollen Einbrüche und Fahrraddiebstähle verhindert werden

Das Farbleitsystem (FLS) verbreitet sich immer weiter, zuletzt in Hamburg und Hamm. In der FHS der Polizei in Mühlheim wurde ebenfalls das FLS unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit und der Inklusion installiert. In Groß-Gerau wurden 12 Schulen mit dem FLS ausgestattet.

Im MTK haben fast alle Schulen (bis auf wenige Privatschulen) das FLS. In der Lindenschule in Kriftel fehlt lediglich der Altbau.

Einige Schulen, bei denen die Endabnahmen mehr als fünf Jahre zurückliegen, müssen erneut begangen werden, um das FLS zu überprüfen.

Die Gravierung von Laptops und iPads der Schulen wird weiterhin durch den Präventionsrat unterstützt.

 

Veranstaltung zu den Gefahren der neuen Medien

Nach den Veranstaltungen „Internet – Fluch oder Segen für unsere Kinder“ am 24.11.2011 und dem „Crashkurs zum digitalen Durchblick für Eltern und Pädagogen“ am 27.11.2014 und am 08.11.2017 soll in 2023 der Crashkurs III stattfinden – nach dem Konzept des sehr erfolgreichen Crashkurses II.

Die Resonanz auf den „Crashkurs II zum digitalen Durchblick für Eltern und Pädagogen“ war überaus positiv. Die Veranstaltung wurde von 430 Eltern und Pädagogen besucht. Siehe Webseite Präventionsrat, „Aktuelles – Archiv 2017“: https://www.praeventionsrat.de/aktuelles/crashkurs-ii-zum-durchblick-digitaler-medien-fur-eltern-und-padagogen/

 

Unfallgefahr vor Schulen durch Elterntaxi

Seit 2015 beschäftigt sich der AK SaS mit dem Thema. Aktuell stellte die Verkehrsunfallforschung ihre Erkenntnisse aus der Auswertung der Verkehrsunfälle in 2021 vor:

  • In 2021 sind so wenige Kinder in Straßenverkehr verunglückt wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
    • 300 Kinder unter 15 Jahren
    • 49 Kinder tödlich verunglückt
    • Die meisten verunglückten Kinder waren mit dem Fahrrad unterwegs
  • Ursache für VU-Rückgang mutmaßlich die Corona-Pandemie
    • Schulen zeitweilig geschlossen, ebenso viele Freizeiteinrichtungen
    • Beispiel Lockdown im Januar und Februar mit deutlich weniger KinderVU als in den Vorjahren
  • VU-Uhrzeiten
    • Kinder zwischen 6 und 14 Jahren verunglückten montags bis freitags besonders häufig zwischen 7 und 8 Uhr morgens (Schulweg)
    • 12% der verunglückten Kinder wurden in dieser Zeit verletzt oder getötet.
    • Die meisten der 2021 verunglückten Kinder waren mit dem Fahrrad unterwegs (38%).
    • 33% der verunglückten Kinder saßen im Auto, 21% gingen zu Fuß.

 Die Auswertung macht deutlich, dass Handlungsbedarf bei der Sicherheit des Schulwegs besteht. Das Problem besteht an nahezu allen Schulen und Kindergärten.

AK SaS hat die Sachlage und bestehende Projekte erfasst und folgendes Vorgehen empfohlen:

  • Prüfung von baulichen und verkehrstechnischen Möglichkeiten
  • Nutzung/Entwicklung von entsprechenden Projekten (Schule/Eltern/PrävRat)
  • Sensibilisierung bis hin zu Verkehrsüberwachung

 

Informationen aus dem Präventionsrat MTK

Am 11.07.2022 gab es eine weitere Veranstaltung im Landratsamt zur Belobigung von Bürgern

Die Informationsstände zur Wohnungseinbruchsprävention unter Einbindung der Sicherheitsberater für Senioren (SfS) und auch Fahrradcodierung auf den Wochenmärkten oder Festen finden in allen Kommunen des Kreises vom 28.08.-05.11.2022 statt.

Mit dem Hauptziel Straftaten zum Nachteil älterer Menschen zu verhindern wurden seit 2016 insgesamt 155 SfS ausgebildet. Aktuell sind 115 SfS in allen Kommunen des MTK aktiv. Corona bedingt kam es für die SfS von Mitte März bis Ende Juli sowie von Nov. 2020 bis Juni 2021 zu einem Lockdown. Am 14./15.10.2022 werden weitere SfS ausgebildet. In diesem Jahr wurde eine Kampagne gegen WhatsApp-Betrug durchgeführt.

Im November findet die Fortbildung von Ordnungspolizisten zur Verbesserung der Kompetenz im Umgang mit jungen Leuten statt

Das Projekt KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) läuft in Bad Soden, Flörsheim, Eschborn, Hattersheim, Hofheim, Liederbach und Schwalbach.

 

Nächste Sitzung

Die nächste Sitzung des AK SaS findet am 09.02.2023 in der Regionalen Kriminalinspektion in Sulzbach statt.

Jürgen Moog

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