Nach 2011 und 2014 fand am 08. November 2017 im Plenarsaal des Landratsamtes in Hofheim die dritte Veranstaltung zum Thema „Umgang mit den modernen Medien“ statt. Initiator war wieder der Arbeitskreis Sicherheit an Schulen des Präventionsrates Main-Taunus-Kreis. Der Einladung folgten insgesamt 430 Zuschauerinnen und Zuschauer.
In diesem Jahr gab es drei „Premieren“:
Darunter waren Jugendamt, Jugendbildungswerk, Frühe Hilfen, Jugendkoordination der Polizeidirektion Main-Taunus, Main-Taunus-Stiftung, Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe, Theater RequiSiT und der Präventionsrat MTK.
Nachdem die Gäste zunächst unter Keyboard- und Saxophon-Begleitung ihre Sitzplätze eingenommen hatten, kamen die Akteure von RequiSiT aus den Zuschauerreihen, die Blicke nach unten auf Ihre virtuellen Smartphones gerichtet, zur Bühne.
Dort spielten sie kurze Szenen, die eindrucksvoll in das Thema einführten und so diesen „Kick Off“ zu einem besonderen Erlebnis machten.
Danach begrüßte der Landrat des Main-Taunus-Kreises, Herr Michael Cyriax, die Anwesenden, besonders Frau Birgitta Hedde (Leiterin des staatlichen Schulamtes für die Kreise Groß-Gerau und Main-Taunus), Herrn Polizeidirektor Peter Liebeck (Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus) und Herrn Dr. Wolfgang Mazur (Leiter des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe). Als Vorsitzender des Präventionsrates MTK bedankte er sich bei seinen beiden Geschäftsführern, Herrn Peter Nicolay und Jürgen Moog, für die Organisation der Veranstaltung.
Herr Cyriax betonte bei seinen einführenden Worten die Notwendigkeit und die Bedeutung des vernünftigen Umgangs mit den digitalen Medien.
Anschließend leitete der Moderator der diesjährigen Veranstaltung, Herr Sebastian Poppe (Jugendkoordinator der Polizeidirektion Main-Taunus), direkt zu den einzelnen Vorträgen über.
Auch in diesem Jahr war es gelungen, drei hervorragende Referenten zu gewinnen, die sich der Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln annahmen und mit ihren kurzweiligen Vorträgen die volle Aufmerksamkeit des Publikums erreichten.
Gefahren im Internet und Umgang mit persönlichen Daten
Den Anfang machte Herr Andreas Grillich von der Abteilung Internetprävention beim Polizeipräsidium Westhessen.
Er berichtete in seinem Vortrag über die gefährlichen Seiten des Internets und stellte dies auch anschaulich anhand von Bildern für die gewählte Zielgruppe Eltern und Pädagogen dar.
Durch den Kontakt zu Eltern und Pädagogen im Rahmen der Prävention stellt er immer wieder fest, dass ein Großteil der Eltern keine Vorstellung über jugendgefährdende Inhalte (Porno, Pro-Ana, Suizid-Foren, etc.) im Internet hat. Die Überraschung ist jedes mal groß, wie leicht und unkompliziert man auf diese Seiten gelangt.
Weiterhin referierte er über die Themen „mobile Internetnutzung“, „soziale Netzwerke“, „Apps“ und „Sexting“.
Da nach dem Vortrag viele Fragen zum Bereich Schule gestellt wurden, wurde in Absprache mit den Referenten kurzfristig die Reihenfolge der Vorträge geändert und der Vortrag von Herrn Günter Steppich vorgezogen.
Crashkurs Medienerziehung
Herr Steppich ist Fachberater für Jugendmedienschutz am Staatlichen Schulamt für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis, Referent für Jugendmedienschutz am Hessischen Kultusministerium sowie Lehrer an einer Wiesbadener Schule.
In seinem Vortrag berichtete Herr Steppich über die wissenschaftlich belegten Zusammenhänge von Bildschirmzeiten und Schulversagen, insbesondere bei Jungen, und darüber, dass emotionale Medienerlebnisse die Gedächtnisleistung negativ beeinflussen können. Auch räumte er mit dem vermeintlichen Mythos Multitasking auf.
Von den Jugendlichen werden heutzutage nachmittags mehrere Dienste parallel genutzt, fast gleichzeitig wird kommuniziert, gespielt und die Hausaufgaben werden erledigt; die Mediennutzung geschieht nebenbei und nicht ausschließlich! Sich zu konzentrieren bedeutet aber, die Aufmerksamkeit aller Sinne auf eine bestimmte Aufgabe zu lenken. Der Mensch ist NICHT multitaskingfähig, er kann mit seinen beiden Hirnhälften maximal zwei Aufgaben parallel erledigen, wenn diese komplett unterschiedliche Anforderungen stellen (z.B. eine Denkaufgabe lösen und gleichzeitig eine automatisierte Bewegung durchführen.)
Anhand dieser Beispiele bzw. Auswirkungen des intensiven Medienkonsums zeigte er deutlich auf, wie wichtig es ist, dass Eltern und Schule sich gemeinsam des Themas Medienkompetenz annehmen.
Balance in allen Lebenslagen
Dr. Nawid Peseschkian, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie & Psychotherapie aus Wiesbaden rundete den Abend mit Informationen aus wissenschaftlicher Sichtweise zu Sucht und Sehnsucht anschaulich, humorvoll und erkenntnisreich ab.
Er zeigte deutlich auf, dass jeder Mensch auf Dauer nur gesund, zufrieden, glücklich und damit auch letztlich leistungsfähig sein kann, wenn er sich in Balance befindet und in seiner „Mitte“ ruht.
Werden die Lebensbereiche Körper/Sinne, Phantasie/Zukunft, Kontakt und Leistung über längere Zeit einseitig betont, gerät das Leben aus der Balance und man gelangt beispielsweise in eine Suchtphase. Hierbei handele es sich insbesondere immer öfter um Kinder und Jugendliche, die letztendlich bei ihm in der Praxis landen würden.
Die beiden Geschäftsführer des Präventionsrates des Main-Taunus-Kreises, Herr Peter Nicolay und Herr Jürgen Moog, bedankten sich im Anschluss an die Vorträge bei allen Beteiligten und überreichten Präsente.
Den Schlusspunkt setzten jedoch die Akteure von RequiSiT.
Sie ließen sich aus dem Publikum diverse Begriffe zurufen, die den Zuschauerinnen und Zuschauer im Zusammenhang mit der Veranstaltung wichtig waren und verarbeiteten diese wiederum in kurzen, spontan improvisierten Szenen.
Es war eine absolut gelungene Veranstaltung, eine Wiederholung wird angestrebt.
Sebastian Poppe, Polizeihauptkommissar
Informationen zum Thema Internetsicherheit finden Sie hier: