Insgesamt 167 SfS wurden seit 2016 im Main-Taunus-Kreis ausgebildet. Nun kamen 12 weitere engagierte Bürgerinnen und Bürger hinzu, die am 14. und 15. Oktober ihre Ausbildung zum SfS absolvierten. Bei dem Seminar wurde außerdem ein SfS für den Bereich Wiesbaden ausgebildet.
In den Kommunen des Main-Taunus-Kreises stehen nunmehr insgesamt 126 SfS für die Aufklärung und Beratung älterer Menschen zur Verfügung, da zwischenzeitlich 41 SfS ihre Tätigkeit aufgeben mussten.
Die SfS werden dringend gebraucht. Zwar ist die Gesamtkriminalität im letzten Jahr weiter zurückgegangen, während die Vermögens- und Fälschungsdelikte weiterhin auf einem hohen Niveau sind. Trotz der Kampagnen des Präventionsrats gegen falsche Polizisten, gegen Corona-Betrüger und zuletzt gegen WhatsApp-Betrüger wurden in 2021 im Main-Taunus-Kreis 130 Anrufe von falschen Polizisten registriert, wobei die Täter bei zwei Opfern insgesamt 100.000 € erbeuteten. Beim Enkeltrick waren es 160 Anrufe mit einem Schaden für acht Opfer von 200.000€. In den Monaten April und Mai dieses Jahres kam es zu 60 WhatsApp-Betrugsansätzen, von denen 20 erfolgreich waren mit einem Schaden jeweils zwischen 1.000 und 3.000 €.
Die Ausbildung der SfS umfasst die Themen Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, Opferschutz, Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr und die Gefahren im Internet. Die Schulung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Präventionsrat Main-Taunus-Kreis, der Polizeidirektion Main-Taunus und dem Polizeipräsidium Westhessen, Stabsbereich E4 – Prävention im Landratsamt in Hofheim durchgeführt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der achten Ausbildungsrunde wurden am 14. Oktober, 13:00 Uhr im Landratsamt von Landrat Michael Cyriax und den Geschäftsführern des Präventionsrates Peter Nicolay und Jürgen Moog begrüßt.
Opferschutz und Opferhilfe
Kriminalhauptkommissar Andreas Grillich von der Abteilung Einsatz, Stabsstelle Prävention referierte in seiner Funktion als Opferschutzbeauftragter des PP Westhessen darüber, was Opferschutz und Opferhilfe eigentlich bedeuten.
Dabei lieferte er den Seminarteilnehmern Informationen zu den Themen Opferrechte und Zeugenaussagen bei der Polizei und er legte u.a. ausführlich dar, welche wichtige Rolle die Polizei bei der Unterstützung der Opfer von Straftaten spielt.
Außerdem zeigte Herr Grillich auf, welche Opferhilfeeinrichtungen es im Main-Taunus-Kreis gibt und stellte entsprechende Unterlagen für die Teilnehmer zur Verfügung.
Senioren im Internet – aber sicher!
Anschließend vermittelte Kriminalhauptkommissar Andreas Grillich in seiner zweiten Funktion als Fachberater für Cybercrime sein fundiertes Wissen, damit die SfS zukünftig auch in diesem wichtigen Kriminalitätsfeld Basisinformationen an die zu beratenden Bürger weitergeben können.
Inhaltlich stellte er sehr anschaulich dar, welche Gefahren bei der Nutzung des Internets lauern und wie man seinen PC vernünftig gegen Angriffe von außen sichern kann. Ebenso erläuterte er die Gefahren beim Online-Banking und Online-Shopping, die Problematik der sozialen Netzwerke und die Nutzung von Passwörtern. Er klärte die Zuhörer auch über das sog. „darknet“ auf und rundete seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen und aktuellen Phänomenen ab.
Sicherheit für Senioren im Straßenverkehr
Die stellvertretende Leiterin des Regionalen Verkehrsdienstes der Polizeidirektion Main-Taunus, Polizeioberkommissarin Ulrike Herr, nutzte in ihrem Vortrag das vorhandene Hintergrundwissen der Seminarteilnehmer über die Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr als Basis.
Sie ging dabei ausführlich auf die möglichen Gefahren und Problemstellungen ein, die oftmals bei Senioren im Straßenverkehr aufkommen. Das sind u.a. die körperlichen Einschränkungen im Alter oder alterstypische, gesundheitliche Probleme, die eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr negativ beeinflussen können. Sodann erläuterte sie, was man im Alter aktiv tun kann, um solange wie möglich verantwortungsbewusst am Straßenverkehr teilzunehmen.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen
Schwerpunkt des zweiten Teils der Ausbildung der SFS waren die von kriminellen Betrügern und Dieben verwendeten Tricks und Kniffe, um an das Geld oder Wertgegenstände ihrer Opfer, speziell von Senioren zu gelangen. Dies übernahm diesmal Polizeioberkommissar Jürgen Seewald, der die letzte Ausbildungsrunde noch gemeinsam mit dem für diesen Ausbildungspart bisher verantwortlichen Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann durchgeführt hatte. Jürgen Seewald ist Polizeilicher Berater und betreut als polizeilicher Fachkoordinator die SfS des Main-Taunus-Kreises.
Mit einer PowerPoint-Präsentation als roter Faden ergänzt durch zahlreiche Beispiele aus der Praxis sowie Video- und Audiobeiträge zeigte Herr Seewald den Teilnehmer/-innen eindrucksvoll, mit welchen perfiden Methoden die Kriminellen vorgehen, um insbesondere Senioren und Seniorinnen das Geld, aber auch Wertgegenstände nicht nur sprichwörtlich aus der Tasche (oder vom Konto…) zu ziehen.
Im Mittelpunkt standen hierbei, gerade wegen der Aktualität, Enkeltrick und Schockanrufe, falsche Polizeibeamte/Staatsanwälte, falsche Gewinnversprechen und falsche Handwerker. Natürlich wurden auch die Corona-Betrugsmaschen und die WhatsApp-Betrügereien angesprochen.
Zum Abschluss der Seminare erhielten die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zertifikate über die erfolgreiche Ausbildung als SfS. Außerdem bekamen sie Namensschilder, Visitenkarten sowie Westen und Taschen mit dem Aufdruck „Sicherheitsberatung für Seniorinnen und Senioren“ und eine Fülle von Informationsmaterial.
Die 126 SfS (inklusive der neuen SfS) verteilen sich wie folgt auf die 12 Kommunen des Main-Taunus-Kreises:
Das Alter der neuen SfS bewegt sich zwischen 56 und 77 Jahren. Das passt! Schließlich ist die Grundidee des Projektes, dass die SfS mit anderen Seniorinnen und Senioren auf Augenhöhe über die Sicherheitsthemen sprechen können. Das erfolgt im nahen Umfeld, der Familie, im Freundeskreis, der Nachbarschaft und im Verein. Hierzu erhalten die SfS aktuelle Infos aus den Polizeiberichten, die sie unmittelbar weitergeben können, ergänzt mit Tipps, wie man vermeiden kann, selbst Opfer der Betrüger zu werden.
Hinzukommen Vorträge bei Seniorennachmittagen oder Vereinstreffen und die Beratungen an Infoständen, z.B. auf Wochenmärkten, vor/in Gesundheitszentren, Lebensmittel- und Baumärkten sowie Banken und Post.
Systemisch sind die SfS gut angebunden: Die fachliche Koordination übernehmen Polizeioberkommissar Jürgen Seewald und Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos. Betreut werden sie durch Koordinatoren in den Kommunen, die den Sozialreferaten, den Ordnungsämtern und den Seniorenberatungen angehören, aber auch von Koordinatoren in ihren Reihen, die selbst als SfS tätig sind.
Die Kommunikation (u.a. Einrichtung von Verteilern), turnusmäßige Treffen, Fortbildung und vor allem die Information der SfS über aktuelle Entwicklungen sind am Laufen. Dabei ist die SfS-Webseite eines ehemaligen Polizeibeamten des Polizeipräsidiums Südosthessen, die dieser für die SfS des Polizeipräsidiums Westhessen erweitert hat, sehr hilfreich: http://www.seniorenberater.help/ Eine weitere Informationsquelle, insbesondere zu anstehenden Veranstaltungen und den Berichten darüber, ist die Webseite des Präventionsrates MTK unter Aktuelles und Veranstaltungen.
Insgesamt läuft das SfS-Projekt ganz hervorragend, weil die Betreuung durch die Koordinatoren gelingt und die SfS hoch aktiv sind.
Erfolgsfaktoren sind ausreichende Informationen und ein guter Informationsaustausch, regelmäßige Treffen, persönliche Betreuung, ein gutes Verhältnis der SfS untereinander sowie eine gute Ausstattung und Öffentlichkeitsarbeit.
Text: Ulrike Herr, Andreas Grillich, Jürgen Seewald und Jürgen Moog
Fotos: Volker Zintel und Jürgen Moog