Oktober 2021: Verstärkung für die Sicherheitsberaterinnen und -berater für Senioren im Main-Taunus-Kreis

Seit 2016 waren insgesamt 141 Sicherheitsberater für Senioren (SfS) im Main-Taunus-Kreis ausgebildet worden. Nun kamen weitere 16 engagierte Bürgerinnen und Bürger hinzu, die am 1. und 2. Oktober ihre Ausbildung zum SfS absolvierten. Zwei der Absolventen kommen aus dem Bereich Limburg und werden auch dort eingesetzt.

V.l.: Geschäftsführer des Präventionsrats MTK Jürgen Moog und Peter Nicolay, SfS-Eschborn Werner Schlimm, SfS-Kelkheim Ute Meyerdierks, SfS-Hattersheim Frank Mechtold und Friedhold Hefke, SfS-Hofheim Martina Christensen, SfS-Limburg Roger Wagner, SfS-Eschborn Ute Pohl, Landrat Michael Cyriax, Kriminaldirektor Urban Egert, SfS-Eschborn Luka Radonic, SfS-Limburg Tanja Werwatz-Bahn, SfS-Hochheim Ulrike Krommenacker und Herbert Beyer, SfS-Hattersheim Claus Eckerlin, Polizeioberkommissar Jürgen Seewald, SfS-Eppstein Lisa Strahlendorf, SfS Hochheim Wolfgang Hammel, SfS-Eppstein Julia Pretsch, Polizeihauptkommissarin Bettina Chrysakopoulos, SfS-Eppstein Marie-Luise Hey und Kriminalhauptkommissar Andreas Grillich

In den Kommunen des Main-Taunus-Kreises stehen nunmehr insgesamt 120 SfS für die Aufklärung und Beratung älterer Menschen zur Verfügung, da zwischenzeitlich 35 SfS ihre Tätigkeit aufgeben mussten.

Die SfS werden dringend gebraucht. Zwar ist die Gesamtkriminalität im letzten Jahr weiter zurückgegangen, nicht aber die Vermögens- und Fälschungsdelikte. Trotz der Kampagnen des Präventionsrats gegen falsche Polizisten und gegen Corona-Betrüger, wurden in 2020 im Main-Taunus-Kreis 360 Anrufe von falschen Polizisten registriert, wobei die Täter bei drei Opfern insgesamt 150.000 € erbeuteten. Beim Enkeltrick waren es 101 Anrufe mit einem Schaden für ebenfalls drei Opfer von 200.000€.

Die Ausbildung der SfS umfasst die Themen Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, Opferschutz, Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr und die Gefahren im Internet. Die Schulung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Präventionsrat Main-Taunus-Kreis, der Polizeidirektion Main-Taunus und dem Polizeipräsidium Westhessen, Stabsbereich E4 – Prävention im Landratsamt in Hofheim durchgeführt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der siebten Ausbildungsrunde wurden am 1. Oktober, 13:00 Uhr im Landratsamt von Landrat Michael Cyriax, dem Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus Urban Egert und den Geschäftsführern des Präventionsrates Peter Nicolay und Jürgen Moog begrüßt.

 

Opferschutz und Opferhilfe

Kriminalhauptkommissar Andreas Grillich von der Abteilung Einsatz, Stabsstelle Prävention referierte in seiner Funktion als Opferschutzbeauftragter des PP Westhessen darüber, was Opferschutz und Opferhilfe eigentlich bedeuten.

Dabei lieferte er den Seminarteilnehmern Informationen zu den Themen Opferrechte und Zeugenaussagen bei der Polizei und er legte u.a. ausführlich dar, welche wichtige Rolle die Polizei bei der Unterstützung der Opfer von Straftaten spielt.

Außerdem zeigte Herr Grillich auf, welche Opferhilfeeinrichtungen es im Main-Taunus-Kreis gibt und stellte entsprechende Unterlagen für die Teilnehmer zur Verfügung.

 

Senioren im Internet – aber sicher!

Anschließend vermittelte Kriminalhauptkommissar Andreas Grillich in seiner zweiten Funktion als Fachberater für Cybercrime sein fundiertes Wissen, damit die SfS zukünftig auch in diesem wichtigen Kriminalitätsfeld Basisinformationen an die zu beratenden Bürger weitergeben können.

Inhaltlich stellte er sehr anschaulich dar, welche Gefahren bei der Nutzung des Internets lauern und wie man seinen PC vernünftig gegen Angriffe von außen sichern kann. Ebenso erläuterte er die Gefahren beim Online-Banking und Online-Shopping, die Problematik der sozialen Netzwerke und die Nutzung von Passwörtern.

Er klärte die Zuhörer auch über das sog. „darknet“ auf und rundete seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen und aktuellen Phänomenen ab.

 

Sicherheit für Senioren im Straßenverkehr

Der Leiter des Regionalen Verkehrsdienstes der Polizeidirektion Main-Taunus, Polizeihauptkommissar Arne Krummel, baute in seinem Vortrag auf dem bereits vorhandenen Hintergrundwissen der Seminarteilnehmer über die Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr auf.

Er ging dabei ausführlich auf die möglichen Gefahren und Problemstellungen ein, die oftmals bei Senioren im Straßenverkehr aufkommen. Zu nennen sind hier u.a. die körperlichen Einschränkungen im Alter oder alterstypische, gesundheitliche Probleme, die eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr negativ beeinflussen können. Sodann erläuterte er, was man im Alter aktiv tun kann, um solange wie möglich verantwortungsbewusst am Straßenverkehr teilzunehmen.

 

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen

Schwerpunkt des zweiten Teils der Ausbildung der SFS waren die von kriminellen Betrügern und Dieben verwendeten Tricks und Kniffe, um an das Geld oder Wertgegenstände ihrer Opfer, speziell von Senioren zu gelangen. Dies übernahm, wie in den vorangegangenen Seminaren wieder Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, diesmal unterstützt von Polizeioberkommissar Jürgen Seewald. Jörg Zollmann ist stellvertretender Leiter der Polizeistation Kelkheim und Jürgen Seewald ist Polizeilicher Berater und betreut als polizeilicher Fachkoordinator die SfS des Main-Taunus-Kreises.

Nach einem spielerischen Warm Up, der im Freien stattfand und bei dem sich die Teilnehmer noch etwas besser kennen lernten konnten, ging es richtig los.

Jörg Zollmann forderte die Teilnehmer mit einem nicht ganz ernst gemeinten schriftlichen Test, der unter Zeitdruck zu bestehen war, heraus. Nach der Auflösung wurde jedem bewusst, dass man sich bei Vertragsangelegenheiten oder teuren Anschaffungen Zeit nehmen und sich nicht unter Druck setzen lassen sollte, bevor man mit seiner Unterschrift Verpflichtungen eingeht.

Beispiele aus der Praxis ergänzt durch Video- und Audiobeiträge zeigten den Teilnehmern eindrucksvoll, mit welchen perfiden Methoden die Kriminellen vorgehen, um insbesondere Senioren und Seniorinnen das Geld, aber auch Wertgegenstände nicht nur sprichwörtlich aus der Tasche (oder vom Konto…) zu ziehen. Im Mittelpunkt standen hierbei, gerade wegen der Aktualität, Enkeltrick und Schockanrufe, falsche Polizeibeamte/Staatsanwälte, falsche Gewinnversprechen und falsche Handwerker. Natürlich wurden auch die Corona-Betrugsmaschen angesprochen.

Wie ein roter Faden zogen sich sechs einfache Verhaltensregeln durch diesen Seminarteil, die, wenn man sie verinnerlicht, in den allermeisten Fällen dafür sorgen, dass man nicht zum Opfer von kriminellen Betrügern und Dieben wird.

Die Teilnehmer wurden anhand der Beispiele darauf hingewiesen, dass schon wenige Verhaltensänderungen helfen können, um nicht mehr in das Beuteschema der Täter zu passen.

Ich lasse mir Zeit!

Ich darf NEIN sagen!

Ich lasse keine Fremden in meine Wohnung!

Ich kaufe nichts an der Haustür!

Ich trage meine Wertsachen am Körper! 

Ich halte meine PIN geheim!

Die sechs Regeln sind deshalb so wichtig, weil sie grundsätzlich auch dann funktionieren, wenn Kriminelle ihre Strategien ändern oder variieren, um einen „Gewöhnungseffekt“ bei den potentiellen Opfern zu vermeiden.

Die Geschäftsführer des Präventionsrats Peter Nicolay (mittleres Foto) und Jürgen Moog überreichten die SfS-Zertifikate. V.l.: Martina Christensen, Frank Mechtold und Werner Schlimm

Zum Abschluss der Seminare erhielten die 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zertifikate über die erfolgreiche Ausbildung als SfS. Außerdem bekamen sie Namensschilder, Visitenkarten und Taschen mit dem Aufdruck „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren“ und eine Fülle von Informationsmaterial.

Die 120 SfS (inklusive der neuen SfS) verteilen sich wie folgt auf die 12 Kommunen des Main-Taunus-Kreises:

  • Bad Soden:           9 SfS
  • Eppstein:              8 SfS  (inkl. 3 neue SfS)
  • Eschborn:           14 SfS  (inkl. 3 neue SfS)
  • Flörsheim:            9 SfS
  • Hattersheim:        9 SfS  (inkl. 3 neue SfS)
  • Hochheim:           11 SfS  (inkl. 3 neue SfS)
  • Hofheim:             19 SfS  (inkl. 1 neue SfS)
  • Kelkheim:            13 SfS  (inkl. 1 neue SfS)
  • Kriftel:                   6 SfS
  • Liederbach:          5 SfS
  • Schwalbach:         3 SfS
  • Sulzbach:            15 SfS

Auch bei neuen SfS ist die Bandbreite der Berufe groß, nämlich Flugbegleiterin, Erzieherin Religionspädagogin, Arzthelferin, Sicherheitsdienst, Lehrer, Industriekaufmann, Dipl. Kaufmann, Dipl. Ingenieur, IT-Manager, Personalleiter, Verwaltungsangestellte, Damenmaßschneiderin und Bürokauffrau.

Nur zwei SfS sind unter 50 Jahren, die Jüngste ist 31, und der Älteste 73 Jahre. Schließlich ist die Grundidee des Projektes, dass die SfS mit anderen Seniorinnen und Senioren auf Augenhöhe über die Sicherheitsthemen sprechen können. Das erfolgt im nahen Umfeld, der Familie, im Freundeskreis, der Nachbarschaft und im Verein. Hierzu erhalten die SfS aktuelle Infos aus den Polizeiberichten, die sie unmittelbar weitergeben können, ergänzt mit Tipps, wie man vermeiden kann, selbst Opfer der Betrüger zu werden.

Hinzukommen Vorträge bei Seniorennachmittagen oder Vereinstreffen und die Beratungen an Infoständen, z.B. auf Wochenmärkten, vor/in Gesundheitszentren, Lebensmittel- und Baumärkten sowie Banken und Post.

Systemisch sind die SfS gut angebunden: Die fachliche Koordination übernehmen Polizeioberkommissar Jürgen Seewald und Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos. Betreut werden sie durch Koordinatoren in den Kommunen, die den Sozialreferaten, den Ordnungsämtern und den Seniorenberatungen angehören, aber auch von Koordinatoren in ihren Reihen, die selbst als SfS tätig sind.

Die Kommunikation (u.a. Einrichtung von Verteilern), turnusmäßige Treffen, Fortbildung und vor allem die Information der SfS über aktuelle Entwicklungen sind am Laufen. Dabei ist die SfS-Webseite eines ehemaligen Polizeibeamten des Polizeipräsidiums Südosthessen, die dieser für die SfS des Polizeipräsidiums Westhessen erweitert hat, sehr hilfreich: http://www.seniorenberater.help/  Eine weitere Informationsquelle, insbesondere zu anstehenden Veranstaltungen und den Berichten darüber ist die Webseite des Präventionsrates MTK unter Aktuelles und Veranstaltungen.

Insgesamt läuft das SfS-Projekt ganz hervorragend, weil die Betreuung durch die Koordinatoren gelingt und die SfS hoch aktiv sind.

Erfolgsfaktoren sind ausreichende Informationen und ein guter Informationsaustausch, regelmäßige Treffen, persönliche Betreuung, ein gutes Verhältnis der SfS untereinander sowie eine gute Ausstattung und Öffentlichkeitsarbeit.

Bettina Chrysakopoulos, Jörg Zollmann und Jürgen Moog

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