Juni 2011: Treffen der örtlichen Präventionsgremien mit dem Landespräventionsrat in Hofheim

Der Einladung des Geschäftsführers des Landespräventionsrates Hessen, Dr. Helmut Fünfsinn, für das jährliche Treffen der 170 örtlichen Präventionsräte am 9. Juni 2011 in der Stadthalle Hofheim folgten gut 50 Vertreter dieser Gremien. Unter den Teilnehmern waren außerdem der Vorsitzende des „WEISSER RING“ Hessen, Horst Cerny, und der Polizeipräsident des PP Südosthessen, Roland Ullmann.

Foto:den Landesvorsitzenden Horst Cerny und Außenstellenleiter Friedrich Kohlhauer und Die Hofheimer Bürgermeisterin Gisela

In ihrer Begrüßung ging die Bürgermeisterin der Stadt Hofheim, Gisela Stang, auf die Bedeutung der Prävention für ihre Stadt ein und unterstrich sie mit der Maxime „Kriminalprävention ist Bürgermeister-Pflicht“. Dabei tut es ihrem Engagement keinerlei Abbruch, wenn ihr Erster Stadtrat seit vielen Jahren Vorsitzender des Hofheimer Präventionsrates ist.

Foto: Staatssekretär Dr. Rudolf Kriszeleit

Der Staatssekretär der Justiz und für Integration, Dr. Rudolf Kriszeleit, zeigte das breite Spektrum örtlicher Kriminalprävention auf – von den Kindern bis zu den Senioren, aber auch im Hinblick auf das Umfeld, in dem wir leben. Besonderes Augenmerk verdienen dabei die Kinder und Jugendlichen, die er als Zukunft unserer Gesellschaft bezeichnete. Er wies in diesem Zusammenhang auf den in Vorbereitung befindlichen Landesaktionsplan und eine öffentliche Anhörung im Landtag zur sexualisierten Gewalt hin.

Foto: Vorsitzender des Landespräventionsrates Prof. Dr. Dieter Rössner

In seinem Grußwort betonte der Vorsitzende des Landespräventionsrates Prof. Dr. Dieter Rössner den örtlichen Ansatz der Kriminalprävention, die nicht von oben nach unten verordnet werden dürfe. Als wichtigste Strategie zur Verhinderung abweichenden Verhaltens bezeichnete er die Einbindung in die Gesellschaft. Hierzu gehören erstens die emotionale Einbindung in Familie und Verwandtschaft, zweitens die institutionelle Einbindung in die Gesellschaft mit Schule, Ausbildung und Beruf sowie drittens die konventionelle Einbindung mit der Interessenserfüllung in der Freizeit. Hierzu nannte er den Mitternachtssport als Beispiel für eine sinnvolle nächtliche Freizeitalternative. Prof. Dr. Rössner wies darauf hin, dass Präventionsprojekte ihren Preis haben; anhand einer Untersuchung in den USA belegte er jedoch, dass sich die Investitionen letztlich auszahlen.

Foto: Der Geschäftsführer des Präventionsrates MTK stellt den Präventionsrat vor

Anhand der Startseiten der neuen Homepage des Präventionsrates stellte der Geschäftsführer des Präventionsrates, Peter Nicolay, den seit März 1988 bestehenden Präventionsrat des Main-Taunus-Kreises vor. Nicht ohne Stolz wies er darauf hin, dass in allen zwölf Kommunen des Main-Taunus-Kreises Präventionsräte eingerichtet sind – eine hessenweite Besonderheit. Alle Präventionsräte seien aktiv und betreiben insgesamt über 150 Präventionsprojekte.

Foto: Polizeidirektor Jürgen Moog als Mitglied des Präventionsrates und Polizist

Als Co-Referent zu Herrn Nicolay belegte Polizeidirektor Jürgen Moog mit einem kurzen Kriminalitätslagebild die Notwendigkeit der Kriminalprävention im Main-Taunus-Kreis. Schwerpunkte sind die Einbruchskriminalität und die Delinquenz junger Leute. Hier liegen auch die Tätigkeitsfelder und Projekte auf Kreisebene. Der AK Sicherheit führte nun schon zum zweiten Mal zusammen mit den kommunalen Präventionsräten in allen 12 Städten und Gemeinden Großveranstaltungen zur Wohnungseinbruchsprävention durch. Hinzu kommt die aufsuchende Öffentlichkeitsarbeit in durch Einbrüche belasteten Gebieten, bei denen unter Beteiligung der Kommunen der Zustand der Häuser und Wohnungen hinsichtlich einer Einbruchsgelegenheit geprüft wird. Hierzu hat der Präventionsrat Aufkleber und Schilder „Aufmerksamer Nachbar“ entwickelt und beschafft. Der AK Jugend und Soziales hat ein Konzept zur Reduzierung von Alkoholmissbrauch durch Kinder und Jugendliche entwickelt und ist an dem neuen kreisweiten Projekt „HaLT“ beteiligt. Der AK Sicherheit an Schulen hilft den Leitfaden zum Handeln in Krisensituationen umzusetzen. Er hat eine entsprechende Mustermappe und einen Katalog zur baulichen, technischen und organisatorischen Sicherheit an Schulen entwickelt. Hierzu gehört auch das Farbleitsystem zur besseren Orientierung. Herr Nicolay und Herr Moog stellten als weitere Richtung weisende Schritte eine Untersuchung der Präventionsstruktur und –projekte durch die Fachhochschule Frankfurt, inkl. einer Schwachstellenanalyse, die verbesserte Darstellung des Präventionsrates (Logo, Webseite, Flyer) und die fortschreitende Vernetzung heraus.

Foto: Erster Stadtrat Wolfgang Exner stellt den Präventionsrat Hofheim vor

Als Beispiel für die Ebene der kommunalen Präventionsräte im Main-Taunus-Kreis stellte Erster Stadtrat Wolfgang Exner den am 17.06.1988 gegründeten Präventionsrat Hofheim vor. Die Mitglieder vertreten ein breites Spektrum von Institutionen, die kriminalpräventiv tätig werden können. Hinzu kommen sonstige fachkundige Bürgerinnen und Bürger. Herr Exner ist der Vorsitzende des Präventionsrates und war bei den meisten der von ihm vorgestellten Präventionsprojekte unmittelbar beteiligt: Aktion Wachsamer Nachbar, Videoschutzanlage am Busbahnhof, Kampagne „Gewalt – Sehen – Helfen“, Notruf 110 auf allen Streifenfahrzeugen, Freiwilliger Polizeidienst, Gewaltprävention an Schulen, diverse Aktionen gegen den Alkoholmissbrauch (Elternberatung, Einstellung eines Mediators für den öffentlichen Raum, Präventionskonzepte bei Stadtfesten, Main-Taunus-Scouts, Null-Promille-Cup). Siehe auch beigefügte Präsentation.

Foto: Der Geschäftsführer des Landespräventionsrates Dr. Helmut Fünfsinn

Nach der Mittagspause lud der Geschäftsführer des Landespräventionsrates, Dr. Helmut Fünfsinn, zu drei interessanten Gesprächskreisen ein, die von renommierten Fachleuten geleitet wurden. Der Gesprächskreis 1 beschäftigte sich mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und wurde von der Leiterin der Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt, Karin Thaler, moderiert. Der Gesprächskreis 2 hatte das Thema „Häuser des Jugendrechts, Jugendrechtshäuser – erfolgreiche Versuche der Vernetzung“, moderiert durch die Geschäftsführerin der Arbeitsgruppe Jugendkriminalität, Daniela Winkler. Der Gesprächskreis 3 wurde von Dr. Fünfsinn moderiert zum Thema „Kommunale Kriminalprävention und wissenschaftliche Begleitforschung“. Der im Gesprächskreis 3 mitwirkende Prof. Dr. Rössner brachte zahlreiche hochinteressante Beispiele für die wissenschaftliche Begleitforschung. Er zeigte dabei die Schwierigkeiten infolge der Komplexität der Thematik und auch ethische Probleme auf. Als Beispiel führte er ein Projekt in den USA an, in welchem die Entwicklung von Delinquenz in Vergleichsgruppen mit und ohne Betreuung evaluiert wurde/wird. Ethisch problematisch ist hierbei, dass die Kinder der jeweiligen Gruppe zugelost wurden.

Insgesamt war es ein interessantes und in der Sache hilfreiches Treffen der örtlichen Präventionsgremien mit dem Landespräventionsrat, welches mehr Resonanz und Öffentlichkeitswirksamkeit verdient hätte.

Text: Jürgen Moog, Polizeidirektion Main-Taunus
Fotos: Andreas Beese und Jürgen Moog, beide PD Main-Taunus

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