Dezember 2009: STOP dem Einbruchdiebstahl in Wohnungen

In der Zeit vom 14.10.09 bis 25.11.09 führten die Präventionsräte der Kommunen des Main- Taunus-Kreises (MTK) und die zuständige Polizeidirektion zwölf Großveranstaltungen zum Einbruchschutz durch.

Idee und Ausgestaltung gehen auf die Dunkle Jahreszeit (Oktober – März) 2007/2008 zurück, in welcher der MTK mit 424 Wohnungseinbrüchen (WED) überzogen wurde. Entgegen den im Bund und Land seit 10 Jahren rückläufigen Einbruchszahlen stiegen die Fallzahlen im MTK von 490 WED in 2007 auf 534 in 2008.

Die Häufigkeitszahl WED liegt mit 237 für den MTK fast doppelt so hoch wie der Hessenschnitt von 120.

Gründe hierfür dürften in der Attraktivität des Kreises liegen, in welchem gut situierte Bürger mit entsprechenden Liegenschaften wohnen. Hinzu kommen die hervorragenden Verkehrsanbindungen im individuellen und öffentlichen Verkehr.Neben einer Intensivierung der Tatortaufnahme mit Spurensuche und -sicherung sowie Nachbarschaftsbefragung hatte die Polizeidirektion Main-Taunus in der Dunklen Jahreszeit 2007/2008″ verstärkt aufsuchende Öffentlichkeitsarbeit betrieben, indem potentielle Tatobjekte in besonders belasteten Gebieten durch uniformierte Fußstreifen im Hinblick auf Einbruchsgelegenheiten geprüft wurden. Entsprechende Flyer und Broschüren wurden verteilt sowie aufklärende und beratende Bürgergespräche geführt. Diese wöchentlich durchgeführten Aktionen wurden durch gezielte Pressearbeit und mobile Informationsstände (Beratungsbus) des Fachkommissariates begleitet. In Folge dessen erhielt der kriminalpolizeiliche Berater der Polizeidirektion jede Menge Anfragen zur Vor-Ort-Beratung. Da dessen Kapazitäten mit 30 Beratungen pro Woche ausgeschöpft waren, sollte durch die Großveranstaltungen ein deutlich erweiterter Kreis über die Möglichkeiten der Einbruchsprävention informiert werden.Beginnend im Frühjahr 2009 wurde die Einbruchsthematik in den bestehenden oder sich konstituierenden Präventionsräten der Kommunen behandelt und Großveranstaltungen in den Stadt- oder Gemeindehallen unter dem Motto STOPP dem Einbruchdiebstahl in Wohnungen vorbereitet. Die Öffentlichkeitsarbeit für die gesamte Veranstaltungsreihe startete am 17.09.2009, als der Präventionsrat des Main-Taunus-Kreises das gemeinsame Projekt der kommunalen Präventionsräte und der PD Main-Taunus in einer Pressekonferenz vorstellte.

Für jede einzelne Veranstaltung waren Vorgespräche, Ortsbesichtigungen, Probeläufe, Präsentationen sowie Werbe- und Medienkonzepte notwendig.Zum Equipment gehörten Bühne, Leinwand, Beamer, Videokamera, Spot, Lautsprecheranlage, Exponate und Plakate zur Einbruchssicherung und natürlich Info-Material. Schräg neben oder unter der Leinwand war das Forum mit Bürgermeister/-in, Geschäftsstellenleiter des Präventionsrates des Main-Taunus-Kreises, Leiter der Polizeidirektion und der Regionalen Kriminaldirektion, Leiter Einbruchskommissariat, zuständigem Leiter und kriminalpolizeilichem Berater. Die Säle waren mit Kinobestuhlung ausgestattet.Im Rahmen der Vorstellung des Forums wurden Informationen zum Präventionsrat, zum Lagebild und zur Phänomenologie WED, insbesondere zum Dämmerungswohnungseinbruch, gegeben.

Als Letzter stellte sich der kriminalpolizeiliche Berater vor, indem er aus der Tiefe des abgedunkelten Raumes an ein mittels Spot beleuchtetes Fenster herantrat, einen Schraubendreher hervorzog und in Sekundenschnelle Selbiges aufhebelte. Das ganze wurde per Video und Beamer auf die Leinwand projiziert. KHK Helmut Döring, der kriminalpolizeiliche Berater der PD MT, hatte damit einen spektakulären Auftakt für seinen kurzweiligen Vortrag.Auf seine Einstiegsfrage, wer bereits durch einen Einbruch geschädigt wurde, meldeten sich regelmäßig 10 20% der Anwesenden. Und die Standardantwort, wie man sich hinterher fühlt, lautete regelmäßig: beschissen. Schließlich wirkt sich die Verletzung der Privatsphäre, neben dem Verlust von Hab und Gut, besonders beeinträchtigend auf das Sicherheitsempfinden aus. Das Gefühl, sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu fühlen, kann mitunter nur sehr schwer verarbeitet werden. Helmut Döring zeigte auf, wie die Täter das Objekt aussuchen und wie sie sich am und im Objekt verhalten. Einbrecher nutzen sehr häufig die Dämmerung, um sich unauffällig auf der Straße zu bewegen und anhand der Beleuchtung und dem Zustand der Rollläden Einbruchsziele auszusuchen. Wenn ein Einbrecher ein Grundstück betreten hat, kann er durch oftmals dicht bepflanzte Grundstücke kaum mehr entdeckt werden. Und eine schlecht gesicherte Terrassentür oder ein gekipptes Fenster machen es leicht.

Hauptpart war natürlich, wie man sich gegen Einbrecher durch die Ausgestaltung der Liegenschaft (Umfeld und Sicherungsmaßnahmen) und richtiges Verhalten in der Dämmerungszeit schützt. Einerseits konnte Helmut Döring Ängste nehmen, weil der normale Einbrecher den Kontakt zum Geschädigten scheut und flieht. Andererseits sensibilisierte er seine Zuhörer für die mehr oder weniger effektiven Sicherungsmaßnahmen.

Bei der Beantwortung der vielen Fragen wurde es mitunter lustig, wenn es um den Sinn des Sich-tot-stellens bei Anwesenheit des Einbrechers im Schlafzimmer oder das Abdecken des Daches oder die Anschaffung eines Hundes als Einbruchschutz ging. Auch die Erläuterungen zum angefragten Einstieg über den Schornstein sorgten für Heiterkeit.Der jeweils zuständige PSt.-Leiter ging auf Notwendigkeit und Vorteile der Nachbarschaftshilfe und das Verständigen der Polizei bei Einbruchsverdacht ein. Besonders beeindruckend waren die Schilderungen eines jungen Ehepaars, das gegen 03.00 Uhr im Nachbarhaus Geräusche gehört hatte und die Polizei verständigte, weil es wusste, dass die Nachbarn verreist waren. Die Telefonverbindung wurde bis zum Eintreffen der Polizei gehalten. So konnte die Flucht von einem der Täter übermittelt und die Polizei auf aktuellem Stand gehalten werden.Die Zeugen schilderten, wie das Haus umstellt und nach Heranführung von Kräften u.a. der PD Hochtaunus (mit Diensthund) und Frankfurt abgesperrt und gründlich durchsucht wurde.

Ergebnis: Festnahme von vier Tätern, die sich mittlerweile im Haus versteckt hatten (in Teppich eingerollt, im Schrank, unter Gerümpel im Keller). Der fünfte Täter wurde später auch noch ermittelt. Dadurch konnten 30 Einbrüche in den Sommermonaten geklärt werden. Die Zeugen wurden während der WED-Veranstaltung in Eschborn durch den Geschäftsführer des Vereins Bürger und Polizei für mehr Sicherheit, Herrn Klaus Kircher, im Auftrag des Landrats belobigt.

Aufgrund der erläuterten Vorgehensweise der Einbrecher im für sie sehr attraktiven Main- Taunus-Kreis wurde allen klar, dass wir diesem Phänomen nur gemeinsam zu Leibe rücken können.

Vor allem ist der Bürger selbst gefordert – mit der Ausgestaltung seiner Liegenschaft mit unverbauter Sicht auf das Objekt und entsprechenden Sicherungsmaßnahmen, dem richtigen Verhalten in der Dämmerung, der Nachbarschaftshilfe und der Verständigung der Polizei, wenn er einen potentiellen Einbrecher (ggf. bereits am Werk) entdeckt. Darüber hinaus ist natürlich die Polizei gefordert. PD-Leiter Jürgen Moog stellte dar, dass die Tatortarbeit mit Spurensuche und sicherung, Nachbarschaftsbefragung, pp. durch den Einsatz einer, seit Oktober bestehenden, Tatortgruppe intensiviert wurde. Die oben dargestellte aufsuchende Öffentlichkeitsarbeit in WED-belasteten Gebieten wird fortgesetzt. Außerdem stehen dem MTK für diese Dunkle Jahreszeit zwei kriminalpolizeiliche Berater zur Verfügung.

Nach den Vorträgen nutzten die Besucher der Veranstaltungen die angebotene Be-sichtigung der ausgestellten Tür- und Fenstersicherungen inkl. fachkundiger Beratung durch die anwesenden Polizeibeamten.

Fazit: Die Präventionsveranstaltungen wurden mit durchschnittlich 82 Besuchern insgesamt gut angenommen. Das Spektrum reichte von 10 bis 240 Teilnehmern. Die unmittelbare Resonanz von Besuchern und die zahlreichen Medienberichte waren durchweg positiv. Helmut Döring nahm durch die Veranstaltungen unmittelbar 89 Beratungswünsche entgegen. Zahlreiche weitere Beratungswünsche folgten und folgen telefonisch. Die Effizienz der Beratungen stieg durch die Veranstaltungen ganz erheblich, weil bei den Veranstaltungsbesuchern keine allgemeinen Erläuterungen mehr erforderlich sind. Die Beratungszeit vor Ort schrumpft somit von zwei auf eine halbe Stunde.

Die Veranstaltungsserie wird dazu beitragen, dass die Einbrüche mittelfristig zurückgehen, der Versuchsanteil steigt, die Festnahmen zunehmen und damit auch die Aufklärungsquote.

Eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe im nächsten Jahr in modifizierter Form ist beschlossene Sache.

Aktualisierungsdatum : 02.12.2009.
Autoreninformation: PPWH | ht – Quelle: PD Moog, PD Main-Taunus

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