April 2019: Sitzung des Präventionsrates Main-Taunus-Kreis

Auf Einladung des Vorsitzenden des Präventionsrates Main-Taunus-Kreis, Landrat Michael Cyriax, trafen sich die Mitglieder des Gremiums am Dienstag, 26.03.2019, zu einer Gesprächsrunde im Landratsamt in Hofheim.

Linkes Foto: Oberstaatsanwalt StA Wiesbaden Andreas Winckelmann, Kreisbeigeordnete Ingrid Hasse, Schäfer Erster Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier, Landrat Michael Cyriax; rechtes Foto: Geschäftsführer Präventionsrat MTK Peter Nicolay, Landrat Michael Cyriax, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Robert Schäfer, Polizeivizepräsidentin Polizeipräsidium Westhessen Roswitha Briel, Kriminaldirektor Urban Egert, Generalstaatsanwalt Prof. Dr. Helmut Fünfsinn, Kreisbeigeordnete Madlen Overdick und Ltd. Oberstaatsanwalt StA Frankfurt Dr. Albrecht Schreiber

Nach seiner Begrüßung bat Landrat Cyriax den neuen Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus, Kriminaldirektor Urban Egert, um die Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2018 für den Main-Taunus-Kreis.

Entwicklung der Fallzahlen (blaues Balkendiagramm) und der Aufklärungsquote (grünes Liniendiagramm)

Die PKS 2018 weist für den MTK einen weiteren Rückgang der Straftaten um 300 Fälle auf 10.462 Fälle aus, und die Aufklärungsquote bleibt mit 59,7% auf hohem Niveau.

Dabei änderte sich die Kriminalitätsstruktur ganz gravierend im Laufe der Jahre: Während der Anteil der schweren Diebstähle von 47,1% auf 17,7% zurückging, stieg der Anteil der Vermögens- und Fälschungsdelikte von 9,4% auf 17,3%. Besonders positiv ist die Entwicklung der Wohnungseinbrüche von 1.123 in 1999 auf 398 in 2018. Die Aufklärungsquote hat sich seitdem auf 22,9% fast verzehnfacht (von 2,5% in 1999) und die Versuchsquote hat sich mehr als verdoppelt auf 58,8%.

TOP 1-Delikt ist nach wie vor die Sachbeschädigung (1204 Fälle) mit einem Anteil von 11,5% an der Gesamtkriminalität und einer Aufklärungsquote von 25,5% (Hessen-AQ für Sachbeschädigung 23,8%). TOP 2 Delikt ist die (vorsätzliche leichte) Körperverletzung (822 Fälle) mit einem Anteil von 7,9% an der Gesamtkriminalität.

Zwar sind die Vermögens- und Fälschungsdelikte um 136 auf 1.424 Fälle zurückgegangen, nicht so die Delikte zum Nachteil älterer Menschen. In 2018 wurden 400 Anrufe „Falscher Polizeibeamter“ registriert, drei Senioren fielen darauf rein, ein Schaden von 160.000€. Beim Enkeltrick wurden 91 Anrufe gemeldet, vier Opfer, ein Schaden von 54.000€. Herr Egert lobte hierbei die Initiativen des Präventionsrates und der über 100 Sicherheitsberater für Senioren.

Konsequenzen aus der PKS 2018 sind die Schwerpunktsetzungen

  • Einbrüche
  • Jugend, Schulen
  • Senioren

In der nachfolgenden Diskussion wurden das subjektive Sicherheitsgefühl, Erziehung, Werteverlust und fehlender Respekt thematisiert.

V.l.: Landrat Michael Cyriax, Kriminaldirektor Urban Egert und Ltd. Oberstaatsanwalt StA Frankfurt Dr. Albrecht Schreiber

Für das Sicherheitsgefühl spielt offensichtlich die Kalkulierbarkeit eine Rolle – auch aus der Sicht unmittelbar Beteiligter. Eine Kirmesschlägerei stellt ein kalkulierbares Risiko dar, während die Anschläge der letzten Jahre z.B. mit LKW in eine Menschenmenge und Explosionen unkalkulierbar sind und damit erhebliche Ängste hervorrufen.

Das tatsächliche Risiko einen Haushaltsunfall zu erleiden ist viel höher als einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen. Bei den Ängsten ist es genau umgekehrt.

V.l.: Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Robert Schäfer, Kreisbeigeordnete Ingrid Hasse, Erster Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier und Generalstaatsanwalt Prof. Dr. Helmut Fünfsinn

Als Ursache für die Sachbeschädigungen und Körperverletzungen, aber auch für den Umgang mit unseren Mitmenschen und der Obrigkeit wird fehlender Respekt ausgemacht. Ein Beispiel ist die Rücksichts- und Respektlosigkeit der 600 jungen Leute, die vor wenigen Tagen den Flashmob auf der Zeil in Frankfurt veranstalteten und dabei einfach Passanten umrannten und auch gegen Polizeikräfte vorgingen.

Dies zeigt sich auch an der hohen Zahl der Angriffe gegen Polizeibeamte (54 im MTK 2018) und gegen Rettungskräfte.

Weitere Ursachen für Gewalt und Sachbeschädigung werden im Werteverlust und in der Gleichgültigkeit gesehen. Positiv gegen diesen Trend wirkt da die Auszeichnung der Heinrich-von-Kleist-Schule Eschborn für Projekte gegen Gewalt.

Für den Anstieg der Körperverletzung ist mutmaßlich ein gesteigertes Anzeigeverhalten gerade auch bei der „Häusliche Gewalt“ verantwortlich.

Angesprochen wurde auch der Brennpunkt Marktplatz in Schwalbach. Dort hat sich aufgrund der vielfältigen Maßnahmen die Lage gebessert. Insbesondere die Videoschutzanlage zeigt Wirkung. Auch das Phänomen „brennende Mülltonnen“ ist zurückgegangen. Problematisch könnten sich in der kommenden warmen Jahreszeit Verdrängungseffekte darstellen.

V. l.: Oberstaatsanwalt StA Wiesbaden Andreas Winckelmann, Kreisbeigeordnete Madlen Overdick und Geschäftsführer Präventionsrat MTK Peter Nicolay

Als Präventionsmaßnahmen gegen die genannten Problembereiche wurden die primäre Kriminalprävention und städtebauliche Maßnahmen zur Reduzierung von kriminogenen Faktoren angesprochen.

Der Präventionsrat MTK bietet in beiden Feldern geeignete Präventionsprojekte. Als jüngstes Projekt zur Sicherheit im Alter stellte Geschäftsführer Jürgen Moog das Schulprojekt „Save My Grandma“ vor, bei dem Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufen mit der Thematik konfrontiert werden. Gemeinsam wird erarbeitet, wie man die Großeltern schützen kann. Ausgestattet mit entsprechendem Info-Material tragen die Schüler das Thema in ihre Familien.

Peter Nicolay, Geschäftsführer des Präventionsrates MTK, wies auf das 20-jährige Bestehen des Präventionsrates (1998 – 2018) und ging auf die Anfangszeit ein. Mit einem Weingeschenk und einer Grußkarte unseres Landrats Michael Cyriax in seiner Funktion als Vorsitzender des Präventionsrates wurde die Besprechungsteilnehmer verabschiedet.

Jürgen Moog

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