Landrat Cyriax und Polizeidirektor Moog präsentierten die Kriminalstatistik 2014 für den Main-Taunus-Kreis.
„Der Main-Taunus-Kreis ist und bleibt für Verbrecher ein unsicheres Pflaster“: Auf diese Formel brachte Landrat Michael Cyriax die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2014, die er gemeinsam mit Polizeidirektor Jürgen Moog vorstellte. Dennoch zieht Cyriax eine gemischte Bilanz: Zwar finde die Polizei in deutlich mehr als der Hälfte aller Fälle den Täter, die Aufklärungsquote sei gegenüber dem Rekordjahr 2013 aber wieder gesunken: „Das zeigt, dass sich der Kreis nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann und Sicherheit eine ständige Herausforderung ist“.
Der Statistik zufolge sank die Aufklärungsquote zum vergangenen Jahr von 59,8 auf 57,4 Prozent. Die Zahl der Straftaten nahm zwar von 10.422 auf 11.084 zu, bei der so genannten Häufigkeitszahl – der Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner – lag der Kreis aber mit 4.861 deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 6.566. „Nach wie vor ist der MTK also einer der sichersten Kreise in Hessen“, so Cyriax.
Der Fallzahlenanstieg resultiert vor allem aus der Zunahme der Diebstähle um 505 und der Rauschgiftdelikte um 152 Fälle.
Über die Jahre betrachtet, hat sich die Kriminalitätsstruktur im Main-Taunus-Kreis gravierend verändert, wie Moog erläutert: Die Einbruchsdiebstähle, die vor 20 Jahren noch die Hälfte der Gesamtkriminalität ausmachten, wurden halbiert. Dafür sind die Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie die Rohheitsdelikte (beispielsweise Körperverletzung) gestiegen.
Trotz der Halbierung der Einbruchszahlen liege deren Anteil an der Gesamtkriminalität von 24,1% deutlich über dem hessischen Durchschnitt von nur 16,0%. Grund dafür sei der Wohlstand im Main-Taunus-Kreis in Verbindung mit einer hervorragenden Verkehrsinfrastruktur; das ziehe reisende Tätergruppierungen an, so Moog.
Die Einbrüche in/aus Kfz sind um 214 Fälle auf 719 gestiegen, weil im ersten Quartal des Jahres 2014 vier Litauer-Banden im Norden und Westen Frankfurts Navigationsgeräte aus Mercedes-, BMW-, Audi- und VW-Fahrzeugen fachgerecht ausbauten und Richtung Litauen schickten. Zwei der Banden wurden festgenommen, die beiden anderen zogen sich zurück. Das Fallzahlenniveau liegt mit 700 deutlich unter dem vor zehn Jahren mit bis zu über 2.000 Einbrüchen.
Die Einbrüche in gewerbliche Räume, die in 2013 von 441 auf 270 Fälle zurückgegangen waren, stiegen in 2014 auf 347 Fälle an. Die Aufklärungsquote von 38,6% ist weit überdurchschnittlich in diesem Deliktsfeld. Positiv ist anzumerken, dass die Einbrüche in Schulen von 39 in 2010 auf neun in 2014 und die Einbrüche in Kindergärten von 69 im gleichen Zeitraum auf 35 Fälle zurückgingen.
Besonders gravierend war der Anstieg der Fallzahlen bei den Einbrüchen in Wohnungen. Nach dem starken Rückgang von 2012 auf 2013 stiegen die Wohnungseinbrüche wieder von 610 auf 733 Fälle. Ursache hierfür ist eine Einbruchswelle im ersten Quartal des letzten Jahres. Allein im Januar wurden 109 Wohnungseinbrüche verübt. Durch verbesserte Sicherheit an den Häusern und Wohnungen blieb nahezu die Hälfte der Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium stecken (44,2% – eine überdurchschnittlich hohe Versuchsquote). Außerdem wurden infolge zahlreicher Festnahmen 270 Einbrüche geklärt (24,6% – eine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote).
Seit 2009 untersucht die Polizeidirektion Main-Taunus die Wohnungseinbrüche in ihrem Bereich, um Erkenntnisse für die Aufklärung und vor allem für die Vorbeugung des – die Opfer besonders belastenden – Deliktes zu erlangen.
Dass die Gesamtkriminalität im Kreis trotz ungünstiger Kriminalstruktur seit 2010 von knapp 13.000 Fällen auf gut 11.000 Fälle zurückging und die Aufklärungsquote auf hohem Niveau liege, wertet Moog als „hervorragendes Ergebnis“. Der Erfolg beruhe vor allem auf einer systematischen Optimierung der Kriminalitätsbekämpfung – neben organisatorischen und polizeitaktischen Verbesserungen sei das vor allem die Prävention. Im Zusammenwirken von Polizei, Sicherheitsträgern des Kreises und seiner Kommunen sei gemeinsam mit den Bürgern die Vorbeugung flächendeckend intensiviert worden.
Bei der Einbruchsprävention sensibilisieren Polizei und die in jeder Kommune eingerichteten Präventionsräte die Bürger zur Sicherung ihrer Häuser und Wohnungen, zu guter und wachsamer Nachbarschaft und zur schnellen Information der Polizei bei verdächtigen Wahrnehmungen. Auch 2014 hat es wieder zahlreiche Hinweise von aufmerksamen Bürgern gegeben, die zu Festnahmen führten. Dieses vorbildliche Verhalten wird mehrmals im Jahr durch Landrat und Polizeichef gewürdigt, zuletzt vor einer Woche. Ihr Beispiel zeige, so Landrat Cyriax: „Jeder kann etwas zu einem sicheren Main-Taunus-Kreis beitragen“.
Die Fallzahlen bei Raub und räuberischer Erpressung gingen von 91 in 2012 auf 64 in 2013 und auf 55 in 2014 zurück. Die Leiterin der Regionalen Kriminalinspektion im MTK, Kriminaloberrätin Anke Schuhmacher, ging auf den spektakulären Raub auf einen Juwelier im Main-Taunus-Zentrum am 24.02.2014 ein. Damals gingen insgesamt drei Täter arbeitsteilig mit Schusswaffe und kurzstieligen Äxten mit brutaler Gewalt vor und raubten Uhren im Wert von 540.000 €. Einschlägige Hinweise aus der Bevölkerung sowie eine hervorragende Ermittlungstaktik führten zur Klärung des schweren Raubes durch eine serbisch-montenegrinische Tätergruppe, die mutmaßlich nur für diesen Überfall in Deutschland eingereist war und kurz darauf wieder das Land verlassen hatte.
Erwähnenswert sind auch die starken Rückgänge seit 2009 bei den Sachbeschädigungen. Dieses jugendtypische Delikt ging von 1.695 Fällen in 2009 auf 1.155 Fälle in 2014 zurück. Die Delinquenz der Jugendlichen im Main-Taunus-Kreis ging vom 3,2fachen der durchschnittlichen Tatverdächtigenbelastung in 2009 auf das 2,25fache in 2014 zurück. Hier haben offensichtlich die gezielten Präventionsmaßnahmen gegriffen. Das sind zum einen Präventionsprogramme wie „Cool sein – cool bleiben“ und „Mitternachtssport“ sowie der Einsatz von mobilen Sozialarbeitern. Zum anderen haben die Kommunen die Ordnungspolizeien verstärkt und alle Ordnungspolizisten im Umgang mit jungen Leuten durch einen Diplomsozialarbeiter beschulen lassen. Als Ziel führend haben sich auch der regelmäßige Informationsaustausch und die enge Abstimmung zwischen mobiler Sozialarbeit, Ordnungsamt und Polizei erwiesen.
Die nachfolgende Grafik zeigt die zum Teil erheblichen Veränderungen der Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Kommunen auf. Der Vergleich untereinander und auch mit Hessen wird durch die Hochrechnung der jeweiligen Fallzahlen auf 100.000 Einwohner möglich. Die höchste Belastung haben danach Sulzbach mit der Häufigkeitszahl (HZ) von 11.083, Eschborn mit 6.227 und Hattersheim mit 5.653. Die „sichersten“ Kommunen sind Eppstein mit der HZ von 3.176, Liederbach mit 3.195 und Hochheim mit 3.225. Kelkheim hatte den höchsten Fallzahlenzuwachs von 280 Fällen und ist nunmehr die „viertsicherste“ Kommune.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 war die letzte, die von Polizeidirektor Jürgen Moog präsentiert wurde. Der Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus geht Ende April in den Ruhestand.
Dr. Johannes Latsch und Jürgen Moog