Die Geschäftsführer des Präventionsrates Main-Taunus-Kreis Peter Nicolay und Jürgen Moog referierten am 08.08.2018 im Landratsamt über das Thema Sicherheit in einer Vortrags- und Diskussionsrunde mit den „Liberalen Senioren“ der hessischen FDP und warben für Prävention.
Eingeladen hatten hierzu der Kreisvorsitzende der FDP, Johannes Baron, und der Vorsitzende der „Liberalen Senioren“, Dr. Wolfgang Tischler.
Präventionsrat Main-Taunus-Kreis
Peter Nicolay stellte zunächst den Präventionsrat MTK vor, der in 1998 durch den damaligen Landrat Jochen Riebel und den damaligen Polizeipräsidenten Wolfhard Hoffmann gegründet wurde. Er selbst wurde als Geschäftsführer eingesetzt und erhielt in 2015 Verstärkung durch den ehemaligen Polizeidirektor des Main-Taunus-Kreises, Jürgen Moog.
Der Präventionsrat hat seine Geschäftsstelle im Landratsamt des Main-Taunus-Kreises und ist Teil eines umfangreichen Netzwerks vielfältiger Präventionsgremien. Der Main-Taunus-Kreis hat als einziger Kreis in Hessen flächendeckend in allen 12 Städten und Gemeinden seit 2010 kommunale Präventionsräte, die selbstständig arbeiten und die sich zum Ziel gesetzt haben, Maßnahmen zur Verhütung von Kriminalität zu entwickeln und zu koordinieren.
Seit 01.09.2011 betreibt der Präventionsrat eine eigene Homepage: www.praeventionsrat.de. Dadurch wird den Präventionsgremien im Kreis eine gemeinsame Plattform angeboten, mit einem Link zur Homepage der jeweiligen Stadt oder Gemeinde.
Am Anfang wurde als einziges Präventionsprojekt das von Frankfurt übernommene „Gewalt – Sehen – Helfen“ betrieben. Mittlerweile sind es 600 in den Themenbereichen
Sicherheit für unser Leben
Jürgen Moog zeigte auf, dass Sicherheit nicht eindeutig definiert ist und eine Vielzahl von Aspekten beachtet werden muss. Infolge der Globalisierung mit den Schattenseiten Internationaler Terrorismus, Organisierte Kriminalität, Illegale Migration, Wirtschaftsspionage, Umweltgefahren, Epidemien/Pandemien und auch Ressourcenknappheit reicht es nicht aus sich beim Thema Sicherheit „nur“ auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu konzentrieren.
Ganz wesentlich bei der Frage Sicherheit sind deren objektive und subjektive Seite. Durch die Terroranschläge in Frankreich, Spanien, Belgien, England und auch bei uns stieg die Angst von Terrorismus von 2015 bis 2017 enorm an. 2016 bekam sogar den Titel „Jahr der Angst“. Dagegen ist die Angst vor Straftaten deutlich zurückgegangen und belegt „nur“ Platz 16.
Bei der Betrachtung der subjektiven Sicherheit sind die Soziale Kriminalitätsfurcht (subjektive Einschätzung der Bedrohung der Gesellschaft durch Kriminalität) wichtig und die Personale Kriminalitätsfurcht (Angst, selbst persönlich bedroht zu sein – also Opfer von Kriminalität zu werden). So mag Wirtschaftskriminalität als Bedrohung der Gesellschaft für viele relativ abstrakt sein, während die Furcht, infolge der steigenden Einbruchszahlen selbst Opfer zu werden, von vielen – vor allem Älteren – sehr persönlich und konkret empfunden.
Um die Angst vor Terrorismus zu relativieren, stellte Jürgen Moog die subjektive Einschätzung von Terrorismus, Verkehrs- und Haushaltsunfällen dem tatsächlichen Risiko hierdurch zu Tode zu kommen gegenüber.
Die objektive Sicherheitslage wird durch die Polizeiliche Kriminalstatistik, die Gerichtliche Verurteiltenstatistik und durch Dunkelfelduntersuchungen dargestellt. Anhand von Häufigkeitszahlen (HZ), bei denen die Anzahl der Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet werden, zeigte Jürgen Moog auf, dass der Main-Taunus-Kreis relativ sicher ist.
Was können wir tun?
Wir müssen die Sicherheitslage analysieren, nämlich die objektive Sicherheitslage und das subjektive Sicherheitsgefühl. Vor allem müssen wir dabei eine breite Ursachenforschung vornehmen. Sodann gilt es, entsprechende Strategien/Konzepte zu entwickeln. Neben repressiven müssen vor allem präventive Konzeptionen entwickelt werden, die den Städtebau, Sicherheitstechnik, Personal und auch Sozialmaßnahmen beinhalten. Alle Sicherheitsträger und die Bürger müssen mit einbezogen werden. Der letzte Schritt ist die Wirkungsüberprüfung der Konzepte.
Relevante Lagefelder
Handlungsbedarf besteht im Main-Taunus-Kreis seit Jahren in den Feldern Schwerer Diebstahl, Jugenddelinquenz, Verkehrssicherheit, Sicherheit an Schulen und zunehmend die Zielgruppe Senioren.
Schwerpunkt Wohnungseinbruchsdiebstahl
Aufgrund seiner Lage im Speckgürtel Frankfurts ist die Einbruchsgefahr im Main-Taunus-Kreis leider deutlich höher als in Deutschland und in Hessen; das gilt für die Einbrüche in Wohnungen, gewerbliche Räume und in Kfz.
Bei den Wohnungseinbrüchen ist die Rate seit 2009 von dem zweifachen der Hessen-HZ auf das eineinhalbfache zurückgegangen. In diesem Bereich besteht jedoch nach wie vor Handlungsbedarf für Kriminalprävention.
Seit vielen Jahren sensibilisieren Präventionsrat und Polizei die Bürgerinnen und Bürger in allen Städten und Gemeinden des Kreises durch Großveranstaltungen und Info-Stände für die Sicherung ihrer Liegenschaften. Mit dem Projekt „Vorsicht, aufmerksame Nachbarn“ werben die Präventionsräte für Nachbarschaftshilfe und die schnelle Information der Polizei bei verdächtigen Wahrnehmungen. Darüber hinaus werden Häuser und Wohnungen durch Vertreter der Präventionsräte und der Polizei im Hinblick auf Einbruchsgelegenheit überprüft. Der Erfolg zeigt sich am deutlichen Rückgang der Einbrüche und der Steigerung von Versuchs- und Aufklärungsquote.
Schwerpunkt Senioren
Die Vermeidung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen und die Verkehrssicherheit der Seniorinnen und Senioren stellen derzeit einen besonderen Schwerpunkt dar.
Zwar sind die Vermögens- und Fälschungsdelikte im Main-Taunus-Kreis deutlich um 7,5% auf 1.877 Fälle zurückgegangen. Doch die Betrügereien zum Nachteil älterer Menschen sind weiter gestiegen:
Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aller Kommunen im Main-Taunus-Kreis haben an ihre Bürgerinnen und Bürger über 69 Jahre ein Schreiben mit einem Flyer, in dem die einschlägigen Straftaten am Telefon und an der Haustür mit den entsprechenden Präventionstipps erläutert werden, sowie einen Türaufkleber und einen Türanhänger „Ich bin misstrauisch! Ich lasse keine Unbekannten in meine Wohnung!“ versandt.
Darüber hinaus wurden 96 Sicherheitsberater für Senioren im Jahr 2016 ausgebildet, die in den zwölf Kommunen des Kreises ältere Menschen bei der Kriminalprävention, der Verkehrssicherheit und auch hinsichtlich der Gefahren im Internet beraten. 30 weitere Sicherheitsberater werden im Oktober dieses Jahres ausgebildet. Wegen einer Welle von Anrufen „Falscher Polizisten“ starteten wir am 31.07.2018 eine Kampagne unter Einbeziehung der Medien mit Plakaten und Postkarten, die an Örtlichkeiten aufgehängt/ausgelegt wurden, die von älteren Menschen häufig frequentiert werden.
Was kann Kriminalprävention bewirken?
Kriminalprävention trägt dazu bei, die Kriminalität zu reduzieren und somit die Wahrscheinlichkeit Opfer zu werden. Die gesamtgesellschaftliche Zusammenarbeit wird optimiert. Das Vertrauen in den Staat wird verbessert, das Sicherheitsgefühl erhöht und insgesamt die Lebensqualität gesteigert.
Der Vortrag wurde von einer regen Diskussion der Teilnehmer begleitet.
Jürgen Moog