November 2018: Projekt “Save My Grandma” ist gestartet

Das vom Haus der Jugend in Hofheim entwickelte Präventionsprojekt ist im November 2018 in der Main-Taunus-Schule angelaufen.

Ausgangslage

Immer mehr Senior/innen werden Opfer von gezielter Kriminalität gegenüber älteren Menschen. Am bekanntesten ist dabei der sogenannte „Enkeltrick“, aber auch Taschen- und Trickdiebstahl, falsche Gewinnversprechungen, falsche Polizisten und Handwerkern, Überrumpelung an der Haustür und Schockanrufe sind gängige Methoden.

Ältere Menschen werden aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft, aber auch durch nachlassende geistige und körperliche Fähigkeiten, gezielt als Opfer ausgewählt.

Im Jahr 2017 gab es 61 Enkeltrick-Versuche im Main-Taunus-Kreis, vier Delikte wurden vollendet mit einem Schaden von 70.000 €. Außerdem gab es im vergangenen Jahr rund 800 Anrufe „Falscher Polizisten“, denen acht Senioren und Seniorinnen auf den Leim gingen und an die Abholer Geld und Wertgegenstände für insgesamt 600.000 € übergaben.

Zielsetzung

Um Senior/innen vor Straftaten dieser Art zu schützen, soll das Thema gezielt in die Familien getragen werden, um eine möglichst gute Aufklärung zu bewirken. Dies soll über Jugendliche erreicht werden, die im Rahmen von (Schul-) Workshops über diese Thematik aufgeklärt werden, mit dem Ziel, über Gespräche innerhalb der Familien möglichst viele Senioren/innen zu erreichen.

Kooperationspartner

Die Jugendarbeit Hofheim wird durch die Präventionsräte Hofheim und Main-Taunus-Kreis und die Polizeidirektion Main-Taunus unterstützt. Für das Pilotprojekt konnte die Main-Taunus-Schule gewonnen werden.

Zielgruppe

Unmittelbare Zielgruppe sind Schüler zwischen 13-19 Jahren sowie mittelbar ihre Familien und insbesondere ihre Großeltern.

Umsetzung an der Schule

Das Projekt „Save My Grandma“ startete am 07.11.2018 mit vier achten Klassen in der Main-Taunus-Schule (MTS) in Hofheim.

V.l.: Theresa Hochstädter, Rosi Sprungk und Carmen Weber

Theresa Hochstädter, bzw. Carmen Weber von der Jugendarbeit Hofheim moderierten die vorgesehenen beiden Schulstunden. Sie wurden von Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, der Sicherheitsberaterin für Senioren Rosi Sprungk und dem Geschäftsführer des Präventionsrates MTK Jürgen Moog unterstützt.

Nach der Vorstellung der Referenten und der Thematik wurden die Schülerinnen und Schüler gebeten, die Diebstahls- und Betrugsmaschen zu nennen, von denen sie bereits gehört haben. Erstaunlicherweise waren die meisten Maschen bereits bekannt, auch weil die Schülerinnen und Schüler in ihrem familiären Umfeld derartige Versuche mitbekommen haben.

Anschließend informierten die Referenten mit Beispielen über die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Besonders beeindruckt waren die Schülerinnen und Schüler von den Schilderungen der 73jährigen Sicherheitsberaterin Rosi Sprungk, die eine Abwandlung des Enkeltricks am Telefon in Ihrem Haus erlebte. Die Gespräche zogen sich über sechs Stunden hin. Sie wurde im Verlauf durch einen Polizeibeamten gecoacht, und ihr Haus wurde von Polizeibeamten verdeckt umstellt.

Zum Abschluss des Infoteils wurde ein Film über den Enkeltrick gezeigt.

Die zweite Unterrichtsstunde begann mit einer Gruppenarbeit, bei der die Schülerinnen und Schüler gebeten wurden, sich Tipps für ihre Großeltern zu überlegen, damit diese nicht auf die Maschen der Trickdiebe und Betrüger hereinfallen. Jede Gruppe musste sich mit einer Masche beschäftigen und die Ergebnisse anschließend allen vortragen. Die Themen waren „Falsche Gewinnversprechen“, „Enkeltrick“, „Ausnutzen der Hilfsbereitschaft“, „Unseriöse Haustürgeschäfte“ und „Falsche Handwerker“.

Die Lösungen konnten sich sehen lassen. Sie wurden diskutiert und gegebenenfalls ergänzt.

Die Schülerinnen und Schülern erhielten einschlägiges Informationsmaterial, mit dem sie zuhause in der Familie mit ihren Eltern und Großeltern die fiesen Straftaten der Trickdiebe und -betrüger behandeln können und insbesondere ihre Großeltern entsprechende Tipps geben können.

Das direkte Feedback der Schülerinnen und Schüler zu den außergewöhnlichen beiden Schulstunden war jedes Mal sehr positiv.

Evaluation

Neben dem Infomaterial erhielten alle Schülerinnen und Schüler zwei Evaluationsbögen, einen zum Selbstausfüllen und einen, der gemeinsam mit den ältesten Personen der Familie ausgefüllt werden soll. Dabei werden gleichzeitig die wichtigsten Erkennungszeichen für den Betrug und entsprechende Verhaltensregeln direkt an die Senioren weitergegeben.

Fazit und Ausblick

Das Schulprojekt ist hervorragend gestartet. Es stellt eine hervorragende Ergänzung der derzeitigen Strategie des Präventionsrates und der Polizei dar, um Straftaten zum Nachteil älterer Menschen vorzubeugen. Neben den Sicherheitsberatern für Senioren, welche die älteren Menschen „auf Augenhöhe“ sensibilisieren, tragen hier die Enkel das Thema an ihre Eltern und vor allem ihre Großeltern heran.

Nach Auswertung und Evaluation ist beabsichtigt, das Projekt im Jahr 2019 weiteren Schulen in Hofheim und dann auch in den anderen Kommunen des Main-Taunus-Kreises anzubieten.

Theresa Hochstädter, Carmen Weber und Jürgen Moog

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