Oktober 2012: Präventionskonzept verhindert Schlimmeres an Halloween

Viel zu tun hatte die Polizei am Halloween-Abend im Main-Taunus-Kreis. Insgesamt 36 Einsätze resultierten allein aus Meldungen über junge Leute, die am Abend mit Eiern durch die Straßen zogen oder damit auf Häuser und Fahrzeuge warfen. Hinzu kamen zahlreiche präventive Kontrollen durch die an diesem Abend deutlich verstärkte Polizei, die dabei weit über 200 Eier sicherstellte.

Foto 1: Beweisfoto von den Sachbeschädigungen an einem Haus durch Eierwürfe

Nachdem sich in den vergangenen Jahren die Anzahl der Vorfälle, insbesondere der Sachbeschädigungen, im Zusammenhang mit der immer populärer werdenden Halloween-Feier in nahezu allen Kommunen des Main-Taunus-Kreises erheblich gesteigert hatte, entwickelte der Arbeitskreis Sicherheit an Schulen im Auftrag der Präventionsräte des Kreises und der Kommunen für den Halloween-Abend ein Konzept, das vor allem auf Prävention abzielt, aber auch eine verstärkte Strafverfolgung beinhaltet.
Zielgruppen des Konzeptes waren zum einen die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen, zum anderen Eltern und potentielle Geschädigte. Mittels Plakaten und entsprechender Begleitinformation sollten die Schülerinnen und Schüler für den insbesondere durch Eierwürfe resultierenden Ärger der Hausbesitzer sowie für die straf- und zivilrechtlichen Folgen sensibilisiert werden. Über eine Pressekampagne und über die Rathäuser sollten die Hausbesitzer als potentielle Geschädigte, aber auch Personen, die auf potentielle Täter einwirken können (wie die Eltern) erreicht werden. Die Polizeistationen im Main-Taunus-Kreis sollten in der relevanten Zeit mit mindestens zwölf Funkstreifen präventiv im Straßenraum auf potentielle Tätergruppen achten, diese kontrollieren, sensibilisieren (Gefährderansprachen) und ggf. mögliche Tatmittel sicherstellen. Außerdem sollten sie auf gemeldete verdächtige Wahrnehmungen und Vorfälle sofort reagieren. Die Täter sollten festgenommen werden.

Das gemeinsam mit den Präventionsräten des MTK, des Amtes für Jugend und Schulen, des Staatlichen Schulamtes GG/MTK und dem Arbeitskreis Sicherheit an Schulen entwickelte Plakat und eine entsprechende Begleit-Information wurde mit Anschreiben des für die Schu-len zuständigen Kreisbeigeordneten Wolfgang Kollmeier noch vor den Herbstferien an die 28 weiterführenden Schulen übersandt. Maßgabe war, dass das Thema Halloween ab dem 29.10.12 in einer Unterrichtseinheit besprochen werden sollte. Plakate und Begleit-Information gingen auch an die Rathäuser. Dort und über die Amtsblätter wurden die Bürger über das Präventionskonzept informiert.

Foto 2: Pressekonferenz im Landratsamt, v.l. PD Jürgen Moog, Bürgermeister Thomas Horn, Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier, Pressesprecher Dr. Latsch, Geschäftsführer Präventionsrat Peter Nicolay

Foto 3: Pressekonferenz im Landratsamt, v.l. PD Jürgen Moog, Bürgermeister Thomas Horn, Geschäftsführer Präventionsrat Peter Nicolay, Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier,

In einer Pressekonferenz am 29.10.12 im entsprechend dekorierten Kreisausschusssaal des Landratsamtes wurde das Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle großen Zeitungen, die Regionalblätter und zwei Rundfunkanstalten berichteten über das Thema.

Folgende Tipps wurden für die Bevölkerung gegeben:

für die Eltern:

 

  • Den Kindern den Brauch erklären und dabei die Grenzen aufzeigen.
  • Den Kindern die Folgen von Streichen darlegen.
  • Die Kinder auffordern, bei üblen Scherzen ihrer Gruppe nicht mitzumachen.
  • Kontrollieren, mit welchen Mitteln sich die Kinder für die Halloween-Tour ausrüsten.
  • Ggf. die Kinder begleiten (u.U. abgesetzt)

Oder den Kindern als Alternative eine Halloween-Party anbieten.

für die Bürger (insbes. potentielle Geschädigte):

  • Für die Kinder, die mit einem Spruch um Süßes bitten, sollte man Süßigkeiten vorhalten.
  • Verdächtige Wahrnehmungen hinsichtlich junger Leute, die offensichtlich üble Streiche vorhaben
    (z.B. „bewaffnet“ mit Eierpackungen), sollten sofort über die „110“ der Polizei gemeldet werden.
  • Ebenso sollten Straftaten i.Z.m. Halloween sofort der Polizei gemeldet werden – auch damit weitere

Taten verhindert werden können.

Weit überwiegend wurde Halloween friedlich gefeiert mit Parties und dem typischen Ziehen von Haus zu durch die Kinder, die mit einem netten Spruch um Süßes baten.

Leider zogen dann doch in fast allen Kommunen des Landkreises Gruppen von teils mas-ierten Kindern und Jugendlichen zwischen 17:30 Uhr und 22:00 Uhr durch die Straßen und sorgten für Ärger bei den Hausbewohnern.

Foto 4: Beweissicherung eines Eierwurfes

Neben den genannten Eierwürfen gegen Hausfassaden, Fensterscheiben und Fahrzeuge kam es zum Abbrennen von Feuerwerkskörpern, zu Schmierereien an Autos, aber auch zu Beleidigungen durch Erwachsene, die ihre Kinder begleiteten und sich lautstark darüber auf-regten, weil betroffene Hausbewohner keine Süßigkeiten an die Kleinen herausgeben wollten. Konsequenzen waren sechs Strafanzeigen und regelmäßig die Übergabe der Kinder und Jugendlichen an die Eltern in Verbindung mit Gesprächen über die straf- und zivilrechtlichen Folgen des schädigenden Verhaltens.
Gleichwohl hatte der Großteil der polizeilichen Maßnahmen präventiven Charakter. Durch die bereits in den Nachmittagsstunden aufgenommenen Präsenzstreifen konnten zahlreiche Sachbeschädigungen verhindert werden. Außerdem konnten mögliche Serien von Sachbeschädigungen durch die unverzüglichen Meldungen von Geschädigten oder Nachbarn durch sofortige polizeiliche Intervention verhindert werden.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Aufklärungsarbeit an den Schulen ist eine unterlassene Aktion von vier 13-Jährigen in Kelkheim. Die Jungs hatten 50 Eier gekauft und zogen verkleidet als Dracula los, um ein öffentliches Gebäude zu bewerfen. Einer bekam ein schlechtes Gewissen und warnte die Polizei über Notruf. Die Ordnungshüter führten sofort Schutzmaß-nahmen für das Gebäude durch. Wenig später meldete sich der Hinweisgeber erneut und teilte mit, dass die „Eieraktion“ abgebrochen wurde, weil auch seine Freunde von Gewissensbissen geplagt wurden.
Fazit: Die im Vorfeld geleistete Präventionsarbeit und die erhöhte Polizeipräsenz haben dazu geführt, dass bei vielen Kindern und Jugendlichen ein Umdenken stattgefunden hat und sie zum allergrößten Teil das „Süße“ dem „Sauren“ vorgezogen haben.
Jürgen Moog

nach oben nach oben