Dezember 2014: Prävention beim Hochheimer Markt

In der Zeit von Freitag, dem 07.11.14, bis Dienstag, dem 11.11.14, fand in Hochheim, auf dem Marktgelände „Am Weiher“, der 530. Hochheimer Markt statt.

Der historische Hochheimer Markt mit über 500-jähriger Geschichte ist eine Mischung aus Kram-, Vergnügungs- und Viehmarkt. Es handelt sich um einen der größten Jahrmärkte der Bundesrepublik mit über 500 000 Besuchern, verteilt auf 5 Markttage. Die höchsten Besucherzahlen sind erfahrungsgemäß am Samstag und Sonntag zu verzeichnen. Über 600 Marktbeschicker sind vertreten. Neben den Marktständen bieten auch etwa 60 Schausteller mit Fahr- und Belustigungsgeschäften ihre Dienste an.

Neben dem obligatorischen 55 m hohen Riesenrad sind weitere hochkarätige Fahrgeschäfte als „Jugendattraktionen“ auf dem Gelände aufgebaut. In diesem Jahr war dies insbesondere der weltgrößte, transportable Free Fall Tower mit einer Höhe von 96 Metern und einem freien Fall von 88 Metern.

Foto 1: Gemeinsame Jugendschutzkontrollen durch Ordnungsamt und Polizei (Leiter Ordnungsamt Hochheim Harald Rademacher und Polizeioberkommissar Henz)

Insbesondere in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag kommt es häufig zu alkoholbedingten Streitigkeiten und Straftaten. Jugendliche und junge Erwachsene fallen in diesem Zusammenhang durch erhöhte Gewaltbereitschaft auf. Zudem kann immer wieder beobachtet werden, dass diese Altersgruppen exzessiv Alkohol trinken und alkoholbedingte Ausfallerscheinungen zu Rettungseinsätzen und polizeilichen Einsätzen führen. Um diesen Auswüchsen entgegen zu wirken, wurden neben einer starken Polizeipräsenz, nachfolgende Präventionsmaßnahmen durchgeführt:

Chill-Out-Area am Weihergelände:

Als alkoholfreier Rückzugsraum für Jugendliche war am Freitag und Samstag jeweils ab 18:00 Uhr eine Chill-Out-Zone im Jugendhaus, in der Straße „Im Weiher“, unmittelbar am Marktgelände, eingerichtet.

Kinderfinder Armbändchen:

Armbändchen mit Namen und Adresse des Kindes sowie der Handyerreichbarkeit der Sorgeberechtigten wurden kostenlos von der Marktleitung, an der Marktleitstelle und an den Kinderfahrgeschäften ausgegeben. In Abwandlung der Armbändchen schrieben einige Eltern ihren Kindern die Handynummer auf den Handrücken. Acht Kinder konnten dadurch den Eltern leicht wieder zugeführt werden.

Gemeinsame Jugendschutz- /Alkoholkontrollen durch Ordnungsamt und Polizei:

Am Freitag und Samstag, in den Abendstunden, wurde das Gelände durch gemischte Teams von Mitarbeitern des Ordnungsamtes und uniformierten Polizeibeamten der Polizeistation Flörsheim bestreift. Insgesamt kamen die Streifen an den beiden Abenden mit etwa 150 Jugendlichen ins Gespräch.

Foto 2 – 4: Gemeinsame Jugendschutzkontrollen, Bildmitte Lichtgiraffe im Einsatz

Personen, die offensichtlich hochprozentigen Alkohol in ihren Rucksäcken oder getarnt in Softgetränkeflaschen mitführten, wurden gezielt angesprochen. Hier stand zunächst die präventive Beratung im Vordergrund. Neben Informationen über Gefahren und Folgen von Alkoholmissbrauch wurden aber auch repressive Maßnahmen getroffen. Es wurden in diesem Jahr aber lediglich 7 Flaschen Alkohol mit Einverständnis der Jugendlichen ausgeschüttet. Dies ist eine erhebliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren, wo noch bis zu 22 Flaschen vernichtet wurden.

Freiwillige Selbstbeschränkung des Rewe-Marktes in Marktnähe:

Die Firma Rewe schloss den Einkaufsmarkt am Freitag und Samstag bereits um 20:00 Uhr. An den Kassen erfolgten strenge Alterskontrollen beim Kauf von Alkohol.

Verkürzung der Ausschankzeiten:

Die vor drei Jahren eingeführten verkürzten Geschäfts- und Ausschankzeiten haben sich bewährt und werden von den Betreibern auch akzeptiert. Imbiss- und Getränkestände dürfen Freitag- und Samstagnacht bis 01:00 Uhr öffnen. Das letzte Getränk sollte um 00:30 ausgegeben werden. Für die anderen Markttage galt die Betriebszeit bis 24:00 Uhr und die Ausschankzeit bis 23:30 Uhr. Der Wirt des großen Festzeltes gewährt nur noch Personen ab 18 Jahren Zutritt zu den Veranstaltungen. Diese Maßnahme führt nach wie vor zu einer deutlich entspannten Atmosphäre im Festzelt. Es kam zu keinen Ausschreitungen.

Die Zusammenarbeit mit dem Security-Unternehmen S.S.G (Security-Service-Germany) kann als ausgesprochen gut bezeichnet werden. Das Unternehmen setzte ca. 60 beschulte Mitarbeiter über die Markttage ein.

Die Stadtpolizei hat 65 Fahrzeuge abschleppen lassen, die verkehrsbehindernd oder in den Rettungswegen parkten.

Das Deutsche Rote Kreuz hatte 120 Einsätze zu verzeichnen. 28 Personen mussten in eine Klinik verbracht werden, vier davon wegen übermäßigem Alkoholgenusses. Insgesamt sind die alkoholbedingten Einsätze deutlich zurückgegangen. Fünf Personen wurden am Behandlungsplatz in der Jahnturnhalle ausgenüchtert.

Die Feuerwehr musste zu keinem Einsatz gerufen werden.

Zum diesjährigen Hochheimer Markt wurde das Sicherheitskonzept erneut überarbeitet und auf den Prüfstand gestellt. Hierbei wurde der vom HMdIuS heraus gegebene Leitfaden „Sicherheit bei Großveranstaltungen“ besonders berücksichtigt. Mit dem Sicherheitskonzept werden die Versammlungsstätten rechtlichen Anforderungen aus der Musterverordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten umgesetzt. Hiernach ist für Versammlungsstätten mit mehr als 5000 Besucherplätzen durch den Betreiber, im Einvernehmen mit den für Sicherheit und Ordnung zuständigen Behörden, insbesondere der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsdienste, ein Sicherheitskonzept zu erstellen. Die Erstellung des Konzeptes wird durch die Firma HZB-Brandschutz-Prüfgesellschaft mbH aus Hochheim eng begleitet.

Foto 5 – 7: Klare Fluchtwegkennzeichnungen, mobile Lichtgiraffe und der Hinweis auf den Ausgang

Insbesondere wurden folgende Maßnahmen optimiert:

  • Beschilderung und Lage der Fluchtwege
  • Zusätzliche Beleuchtung des Marktgeländes durch notstrombetriebene Lichtgiraffen
  • Installation einer Beschallungsanlage
  • Ausrüstung der Stadtpolizei mit Funkgeräten, da kein Handyempfang möglich ist
  • Neuordnung der Sektoren und Standbezeichnungen auf dem Gelände

Die Erfahrungen des diesjährigen Marktes fließen in das Sicherheitskonzept ein, welches ständig fortentwickelt wird. Weitere Anpassungen für das Jahr 2015 sind bereits geplant.

Der 530. Hochheimer Markt kann aus polizeilicher Sicht auch in diesem Jahr als eine ruhige Veranstaltung, ohne herausragende Ereignisse, bezeichnet werden. Die Einsätze hielten sich angesichts der Besucherzahlen im erwarteten Rahmen. Es wurden 19 Straftaten angezeigt und nur 1 Person musste zwecks Ausnüchterung in Verwahrung genommen werden.

Freitag- und Samstagnacht wurden insgesamt 14 Personen ein Platzverweis erteilt. Es kam zu keinen nennenswerten Schlägereien, Ausschreitungen oder Streitigkeiten.

Siegfried Ambros

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