Februar 2017: In Sorge um Farbleitsystem – AK Sicherheit an Schulen tagte zum 21. Mal

Am Donnerstag, den 02.02.2017, trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Sicherheit an Schulen des MTK (AK SaS) im Kreisausschusssaal des Landratsamtes. Als Gäste nahmen teil: Erster Kreisbeigeordneter und Schuldezernent Wolfgang Kollmeier, Fachberater für Design Dejan Pavlovic, Elternbeirat Comenius-Grundschule Eppstein-Bremthal Peter Vitze und die Studierende an der Verwaltungsfachhochschule Wiesbaden, Fachbereich Polizei Yanina Pfaff.

Schwerpunkthemen der Sitzung: bauliche und technische Sicherheit der Schulen, insbesondere das Farbleitsystem, Laufprojekt gegen Unfallgefahren durch Elterntaxis und Veranstaltung über die Gefahren der neuen Medien.

vordere Reihe v.l.: Vertr. des Hochbau- und Liegenschaftsamtes Ralf Müller, Schulleiter Heinrich-von-Kleist-Schule Eschborn Adnan Shaikh, Jugendkoordinator Sebastian Poppe, Polizeidirektor Peter Liebeck, Schulpsychologin Christine Aberle und Geschäftsführer Präventionsrat MTK Peter Nicolay hintere Reihe v.l: Leiter AK SaS Jürgen Moog, Vorsitzender Kreiselternbeirat Matthias Bormann, Designer Dejan Pavlovic, Stellvertr. Schulleiter Albert-Einstein-Schule Schwalbach Klaus Servatius, Leiter Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe Dr. Wolfgang Mazur und Leiter Amt für Brandschutz und Rettungswesen Andreas Koppe

Personelle Veränderungen

Der Leiter des Amtes für Jugend, Schulen und Kultur Thilo Schobes, der seit Konstituierung des AK SaS Mitglied im Arbeitskreis war, ist mit Ablauf November 2016 in Ruhestand gegangen. Sein Nachfolger im Amt Gert Nötzel, wird das Amt ebenfalls im AK SaS vertreten.

Lagebild Amok

Im Main-Taunus-Kreis kam es seit dem 14.11.2014 nicht mehr zu Amokverdachtslagen an Schulen. In 2016 ereigneten sich international am 23. Januar an einer Highschool in La Loche/Kanada und am 29. September an einer Grundschule in Townville/USA Amoklaufe.

Androhung von Amokläufen an mehreren Schulen im Bundesgebiet am 17.10.2016

Per E-Mail gingen an Schulen in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt Amok-Androhungen ein. Gleichlautend wurde eine Straftat für 10:00 Uhr angedroht. Die Schulgebäude wurden durch die Polizei überprüft. Einige Schulen wurden evakuiert. In Sachsen und Sachsen-Anhalt handelte sich um den ersten Schultag. Die Polizei bewertete die Drohungen als nicht ernsthaft.

Laufprojekt „Mach mit. Geh mit!“ der Comenius-Grundschule Eppstein-Bremthal

Elternbeiratsmitglied Peter Vitze stellte das vom Elternbeirat der Schule entwickelte Laufprojekt vor, mit dem die Kinder seit Herbst 2015 ermuntert werden, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen. Sie tun damit etwas für ihre Gesundheit, beginnen den Schultag aufgeweckter und finden sich besser im Straßenverkehr zurecht. Und der Fahrzeugverkehr an der Schule wird reduziert und somit die Unfallgefahren durch die „Elterntaxis“.

Peter Vitze stellt das Laufprojekt vor und erklärt dabei die Verkehrssituation im Umfeld der Comenius-Grundschule in Eppstein-Bremthal

An den Schultagen werfen die Kinder Plastic-Chips in Klassendosen, wenn sie zu Fuß zur Schule (und wieder zurück-) gegangen sind. Mit den wöchentlichen Darstellungen der Klassenergebnisse, der Ermittlung der Halbjahressieger und der Vergabe von Pokalen und Preisen haben die Kinder einen wirkungsvollen Anreiz. Die Quote der Schüler, die den Schulweg zu Fuß laufen, ist von 65% auf 80% gestiegen. Das Projekt erlangte bereits Preise wie den Gewinn einer Kletterhütte im Wert von 12.000€ bei einer Ausschreibung der AOK.

Auch der AK SaS zollte dem Projekt hohe Anerkennung. Es wurde angeregt, dass das Projekt im Kreiselternbeirat vorgestellt wird und durch den Präventionsrat Eppstein projektiert und gefördert wird.

 Die an nahezu allen Schulen bestehende Problematik der „Elterntaxis“ wurde immer wieder im AK SaS und auch im Präventionsrat behandelt. So sind örtliche Präventionsprojekte entstanden, die von den kommunalen Präventionsräten mitgetragen werden wie z.B. der „Elternlandeplatz“ an der Burgschule/Freiherr-vom-Stein-Schule in Eppstein oder der Walking Bus in Flörsheim.

AK SaS und Präventionsrat haben zur Minimierung der „Elterntaxis“ empfohlen:

    • zunächst bauliche und verkehrstechnische Möglichkeiten zu prüfen,
    • Schüler und Eltern zu sensibilisieren und mit einem geeigneten Präventionsprojekt zu arbeiten und
    • im Ausnahmefall Verkehrsüberwachung mit Sanktionierung zu betreiben.

Hier der Link auf den Leitfaden des ADAC „Das Elterntaxi an Grundschulen“:

Schuleinbrüche und sonstige Kriminalität

Die Entwicklung der Schuleinbrüche war vor allem wegen der Präventionsmaßnahmen (verbesserte Sicherheitsvorkehrungen, Lasergravur von Laptops) seit 2010 mit 53 Einbrüchen stark rückläufig bis auf neun in 2014. In 2015 verdoppelte sich die Zahl auf 18 Einbrüche und stieg in 2016 auf 25, darunter acht Versuche. Auffällig war in 2016 mehrfach das Auftreten von Vandalismus.

Mit Blick auf die Gesamtkriminalität wies Polizeidirektor Peter Liebeck darauf hin, dass die Kriminalität an den Schulen relativ gering ist. Erwähnenswert aus dem letzten Jahr ist eine Bombendrohung am Graf-Stauffenberg-Gymnasium in Flörsheim, die zur Evakuierung dieser Schule sowie der dortigen Sophie-Scholl-Schule führte. Die Täter waren zwei Schüler, die schnell ermittelt wurden.

Farbleitsystem

Der Designer Dejan Pavlovic teilte mit, dass das Farbleitsystem (FLS) im Main-Taunus-Kreis an allen weiterführenden Schulen und dem Großteil der Grundschulen umgesetzt wurde. Fünf Privatschulen/-einrichtungen und neun Grundschulen sind noch ohne FLS. Für 2017 liegt bisher nur für die Anne-Frank-Schule in Kelkheim eine Beauftragung vor.

In 2016 erfolgten an insgesamt acht Schulen sogenannte Endabnahmen. Herr Pavlovic hat außerdem Schulen benannt, bei denen die Endabnahmen fünf Jahre zurückliegen, damit sie erneut begangen werden, um das FLS zu überprüfen Es handelt sich um die Cretzschmar-Schule in Sulzbach, die Comenius-Schule in Eppstein sowie die Geschwister-Scholl-Schule, die Georg-Kerschensteiner-Schule und die Friedrich-Ebert-Schule, alle drei in Schwalbach. Das FLS soll dort im Frühjahr durch Herrn Pavlovic und Vertreter des Bauträgers, der Schule, der Polizei, der Feuerwehr und dem AK SaS überprüft werden.

Die Studierende Yanina Pfaff stellte erste Ergebnisse Ihrer Umfrage zum FLS im Rahmen ihrer Bachelorarbeit über das FLS vor. Danach sind das FLS und Sinn/ Zweck des Systems bei Schülern und Lehrern so gut wie nicht bekannt. Da sie die Installation des FLS an der Weingartenschule in Kriftel miterlebt hat und die damalige intensive Umsetzung durch Polizei und Lehrer bei den Schülern, war sie sehr erstaunt über die nun bestehende Unkenntnis an der gleichen Schule.

Linkes Foto v.l.: Vorsitzender Kreiselternbeirat Klaus Bormann, Vertr. des Hochbau- und Liegenschaftsamtes Ralf Müller, Schulleiter Heinrich-von-Kleist-Schule Eschborn Adnan Shaikh, Jugendkoordinator Sebastian Poppe, Polizeidirektor Peter Liebeck, Schulpsychologin Christine Aberle, Geschäftsführer Präventionsrat MTK Peter Nicolay und Erster Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier Rechtes Foto v.l.: Leiter Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe Dr. Wolfgang Mazur und Leiter Amt für Brandschutz und Rettungswesen Andreas Koppe, Stellvertr. Schulleiter Albert-Einstein-Schule Schwalbach Klaus Servatius, Designer Dejan Pavlovic und die Studierende an der VFHS Wiesbaden Yanina Pfaff

Auch der Leiter des Amtes für Brandschutz und Rettungswesen Andreas Koppe berichtete, dass seit einiger Zeit die Anforderungen von Rettungskräften durch die Schulen nicht mehr unter Angabe der  FLS-Raumnummern erfolgen. Bei Nachfrage muss die Leitstelle den Sekretärinnen regelmäßig das FLS erklären.

Der AK SaS kam nach intensiver Diskussion zum Ergebnis, dass offensichtlich das FLS nicht mehr durch Schulleitung und Lehrer mit den Schülern behandelt wird. Das FLS spielt im Schulalltag keine Rolle. Es wird nur bei Notsituationen und natürlich bei Elternabenden oder für die Orientierung von schulfremden Besuchern gebraucht. Im Hinblick auf Notsituationen, insbesondere wenn der Einsatz von Rettungs- und Polizeikräften eine schnelle Verständigung und auch die Information zur Lage erfordern, ist die fehlende Kenntnis des FLS fatal.

Deshalb wird der AK SaS mit Begründung der Notwendigkeit die Schulen anschreiben und bitten, das FLS wieder mit den Schülern zu besprechen – und das möglichst immer zu Beginn des Schuljahres. Auch die Sekretariate, die Hausmeister und die Krisenteams müssen Sinn und Zweck des FLS kennen und im Schulalltag nutzen. Das Thema FLS sollte auch den Eltern/Elternbeiräte über den Kreiselternbeirat vermittelt werden.

Videoüberwachung

Herr Shaikh setzt sich weiterhin für die Installation von Videokameras an der Heinrich-von-Kleist-Schule ein. Ihm geht es vor allem um den Einsatz im Außenbereich, um zu verhindern, dass Schulfremde während des Schulbetriebs unbeobachtet in die Schule gelangen.

Lasergravur von Notebooks

Weitere 40 Notebooks für die Schulen sind seitens des Landratsamts mit Lasergravur versehen worden.

Informationsveranstaltungen der Polizei zur Sicherheit an Schulen

Derzeit informieren die Dienststellenleitungen der Polizei die Lehrerschaft aller Schulen über Sicherheit an Schulen. Schwerpunkt ist das Thema Amok mit Prävention und Erstmaßnahmen. Dabei wird auch auf das FLS als unterstützendes Orientierungssystem für Intervention und Rettung eingegangen. Bis Ostern 2017 sollen die Informationsveranstaltungen an allen Schulen durchgeführt sein und alle zwei Jahre wiederholt werden.

Umsetzung eigener Sicherheitskonzeptionen an Schulen

Der AK SaS regt die Umsetzung eigener Sicherheitskonzeptionen an den Schulen an. Hierdurch wird insbesondere die erste Phase eines Amoklauf abgedeckt, in der noch keine Polizei vor Ort ist und in der die Lehrer in Verantwortung für ihre Schüler agieren müssen.

Veranstaltung zur Qualifizierung der Krisenteams

Bislang fanden am 09.12.2009 eine Ganztagsveranstaltung sowie am 28.11.2012 und 10.11.2016 Halbtagsveranstaltungen zur Qualifizierung der Krisenteams der weiterführenden Schulen jeweils im Landratsamt MTK statt.

Es handelte sich am 10.11.2016 um eine Schulleiterdienstversammlung, bei der je zwei weitere Mitglieder der Krisenteams der Schulen eingeladen waren. Im Plenum gab es Vorträge zur Arbeit in den Krisenteams, zum Bedrohungsmanagement und zur Vorbereitung auf Amoklagen. Hinzu kamen Workshops in moderierten Kleingruppen mit der Bewertung von Gefährdungslagen. Die Rückmeldung der beteiligten Schulen war insgesamt sehr positiv, insbesondere die Beschäftigung mit dem neuen Leitfaden.

Im Frühjahr 2017 sind zwei Veranstaltungen zur Qualifizierung der Krisenteams der Grundschulen geplant, bei denen es um Krisen-management (Unfälle, Todesfälle) gehen wird.

Eine Weiterbildung der Krisenteams der weiterführenden Schulen kommt dann wieder im November 2018 in Betracht.

Veranstaltung über die Gefahren der neuen Medien

Nach den Veranstaltungen „Internet – Fluch oder Segen für unsere Kinder“ am 24.11.2011 und dem „Crashkurs zum digitalen Durchblick für Eltern und Pädagogen“ soll im November 2017 der „Crashkurs II zum digitalen Durchblick“ stattfinden.

Der Plenarsaal des Landratsamtes ist für Mittwoch, den 8. oder 22.11.2017, ab 19:00 Uhr reserviert (abhängig von der Bestuhlung).

Veranstalter sind der Verein „Bürger und Polizei – für mehr Sicherheit“ e.V. und der Präventionsrat MTK.

Als Referenten sind vorgesehen:

    • IT-Fachberater für Jugendmedienschutz Günter Steppich
    • Facharzt für Kinder- u. Jugendpsychiatrie Dr. Nawid Paseschkian
    • Internetprävention KOK Andreas Grillich

Informationen aus dem Präventionsrat

Herr Nicolay berichtet über die Projekte zur Vermeidung von Straftaten gegen ältere Menschen. Die meisten Kommunen  haben ihre Seniorinnen und Senioren mit Anschreiben der Bürgermeister/-innen Flyer, Aufkleber und Türanhänger für die Trickdiebstähle und -betrügereien am Telefon und an der Haustür sensibilisiert. Außerdem wurden 96 Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren ausgebildet, die in allen zwölf Kommunen des Kreises tätig sind. Eine besondere Info-Aktion an den Banken aller Kommunen mit Polizei und Sicherheitsberatern ist für den 1. März geplant

Schlussbericht TARGET (Tat- und Fallanalysen hoch expressiver zielgerichteter Gewalt)

Das Teilprojekt der Justus-Liebig-Universität Gießen beschäftigte sich mit der „Kriminologischen Analyse von Amoktaten – junge und erwachsene Täter von Amoktaten, Amokdrohungen“.

Bei dem Teilprojekt geht es um die Bestimmung der Ursachen der Taten, deren Folgen und die Möglichkeiten der Prävention. Die Untersuchung bezieht sich auf junge Täter, erwachsene Täter und Amokdrohungen. Ausgewertet wurden vor allem Strafakten. Allein in 2009 (wg. Winnenden) gab es bundesweit über 3.000 Verfahren gegen junge Täter, die mit einer Amoktat gedroht hatten.

Ein Schwerpunkt der Analyse lag auf der kriminologischen Einteilung nach der Gefährlichkeit und Ernsthaftigkeit der Drohungen.

Wichtiges Ergebnis: Es bedarf zur Beurteilung der Gefährlichkeit immer einer prognostischen Einzelfallentscheidung, die möglichst viele Kriterien einbeziehen sollte und naturgemäß mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist.

Nächste Sitzung

Die nächste Sitzung des AK SaS findet am  Donnerstag, 28.09.2017, 14.00 Uhr in der Heinrich-von-Kleist-Schule Eschborn statt.

Jürgen Moog

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