April 2019: Gesamttreffen von Sicherheitsberatern (SfS) und Koordinatoren im Landratsamt des Main-Taunus-Kreises

Am 11.04.2019, 13.30 Uhr, konnte der Geschäftsführer des Präventionsrates des MTK, Jürgen Moog, 60 SfS und Koordinatoren im Plenarsaal des Landratsamtes, zum dritten Gesamttreffen begrüßen. Beim diesjährigen Treffen standen Fachvorträge aus der Präventionskampagne „Sicher im Alter“ und der Erfahrungsaustausch auf dem Programm. Neben den SfS und Koordinatoren begrüßte Herr Moog die Referenten, Polizeioberkommissar Holger Däubner von der Polizeilichen Beratungsstelle es Polizeipräsidiums Westhessen (PP WH) in Wiesbaden und den Kriminalhauptkommissar Stefan Kneissler-Süss vom Betrugskommissariat des Polizeipräsidiums Westhessen, sowie den polizeilichen Fachkoordinator Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, den Betreiber der SfS-Webseite, Siegfried Fröhlich und den Geschäftsführer des Präventionsrates MTK, Peter Nicolay.

Rechtes Foto v.l.: Geschäftsführer Präventionsrat MTK Jürgen Moog sowie Polizeioberkommissar Holger Däubner und Kriminalhauptkommissar Stefan Kneissler-Süss vom Polizeipräsidium Westhessen

Jürgen Moog wies in seiner Begrüßung daraufhin, dass die Kriminalstatistiken des Bundes, des Landes Hessen und auch des Main-Taunus-Kreises zwar weiterhin Rückgänge bei den Vermögens- und Fälschungsdelikte ausweisen. Jedoch nehmen die Trickbetrügereien zum Nachteil älterer Menschen gegen diesen Trend immer stärker zu. Nachvollziehbar ist dies ausfolgenden Gründen:

  • Der Anteil der Seniorinnen und Senioren an der Bevölkerung steigt.
  • Die älteren Menschen sind meist wohlhabend.
  • Ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten lassen altersgemäß nach.
  • Sie sind höflich, hilfsbereit und kaum argwöhnisch.

Das macht sie zur bevorzugten Zielgruppe der Betrüger, die gnadenlos diese Eigenschaften ausnutzen. Deshalb sind die Informationen und Beratungen der älteren Menschen durch die SfS so wichtig!

Polizeioberkommissar Holger Däubner, Polizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Westhessen,

Im Fachteil des Treffens zeigte der Präventionsfachmann Holger Däubner den vom Polizeipräsidium Westhessen in Zusammenarbeit mit den Wiesbadener Zeitungen produzierten Film „Betrüger unterwegs“. In diesem Film wurden folgende Tatbegehungsweisen verdeutlicht:

  • Vorgetäuschte Hilfsbereitschaft: Ausspähen und Anbieten, die schwere Einkaufstasche nach Hause zu tragen, um im unbeobachteten Moment Geld und Wertgegenstände entwenden.
  • Falsche Handwerker: Ein angeblicher Wasserwerker, der sich bei der dringenden Suche nach einer vermeintlichen Quelle für einen Wasserschaden Zugang zur Wohnung beschafft und heimlich einen Mittäter in die Wohnung lässt. Durch Ablenkung des Wohnungsinhabers kann dieser in Ruhe die Wohnung nach Wertgegenständen durchsuchen.

Anschließend wurden das Spektrum der Betrügereien unterwegs und an der Haustür (neben falschen Handwerkern, unseriösen Haustürgeschäften und das Ausnutzen der Hilfsbereitschaft) erläutert, Fragen beantwortet und, unter Einbindung des Fachkoordinators Jörg Zollmann, Tipps und Verhaltenshinweise gegeben.

Kriminalhauptkommissar Stefan Kneissler-Süss beschäftigte sich mit den diversen Betrügereien am Telefon und führte eine sehr informative Reportage von Maintower (HR-Fernsehen) vor: „Betrüger unterwegs“.

In seinem Betrugskommissariat werden u.a. Enkeltrick, falsche Gewinnversprechen und falsche Polizisten bearbeitet. Gerade im Rhein-Main-Gebiet werden insbesondere ältere Menschen häufig mit Anrufen von Callcentern mit den genannten Betrugsmaschen konfrontiert. Infolge der intensiven Präventionsmaßnahmen über die Medien, Polizei und die SfS reagieren die allermeisten Senioren richtig und legen auf, aber leider kommen die Täter doch gelegentlich zum Zuge. Und das führt zu erheblichen Vermögensschäden.

Gefasst werden meistens nur die sogenannten Abholer, aber eine spezielle Ermittlungsgruppe in München konnte dank internationaler Zusammenarbeit kürzlich ein Callcenter in der Türkei auffliegen lassen.

Im Anschluss erfolgten wiederum Diskussionen mit weiteren Erläuterungen, Fragen und Tipps unter Einbindungen des Fachkoordinators Jörg Zollmann.

Mittleres Foto: Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, der sich polizeifachlich um die SfS im Main-Taunus-Kreis kümmert

SfS Peter Krissel, der hauptberuflich als Leiter für mehrere Filialen der Taunus Sparkasse verantwortlich ist, ergänzte die Ausführungen von Herrn Kneissler-Süss mit den Feststellungen seiner Sparkasse, dass die Manipulation an Geldausgabeautomaten durch Aufbringen von Aufsatztastaturen wieder zugenommen habe. Relevant ist dabei der Zeitraum nach Schalterschluss, z.B. 16.00 Uhr bis zur Öffnung am nächsten Tag um 08.30 Uhr.

Ebenfalls zunehmend sind Fälschungen von papiergebundenen Überweisungsträgern, meist für Zahlungsempfänger in Osteuropa. Der Einwurf des Überweisungsträgers erfolgt i.d.R. nicht bei der kontoführenden Stelle in den Überweisungsbriefkasten.  (Beispiel: Kunde hat sein Konto in Usingen, doch der Überweisungsträger wird in Kelkheim eingeworfen.)

Sorgen bereiten außerdem gehackte Zugänge zu online-Konten, z.B. durch schadhafte E-Mails. Diese werden für online-Überweisungen an andere Kreditinstitute, z.B. nach Osteuropa, genutzt.

Erfahrungsaustausch

Nach einer Kaffeepause erfolgte der Erfahrungsaustausch, bei dem Herr Moog die Besprechungsteilnehmer über verschiedene Sachstände informierte.

Infolge von Umzügen, Alter und leider auch durch Tod ist die Anzahl der SfS im Main-Taunus-Kreis auf 105 zurückgegangen.

Verteilung der SfS auf die einzelnen Kommunen:

  • Bad Soden:   8 SfS
  • Eppstein:      11 SfS
  • Eschborn:     11 SfS
  • Flörsheim:     4 SfS
  • Hattersheim: 7 SfS
  • Hofheim:      19 SfS
  • Kelkheim:    10 SfS
  • Kriftel:            4 SfS
  • Liederbach:   5 SfS
  • Schwalbach:  3 SfS
  • Sulzbach:      14 SfS.

Die nächste SfS-Ausbildung findet am 13.und 14. September im Landratsamt, Raum Hofheim statt. Derzeit gibt es 21 Interessenten:

  • Bad Soden:     1
  • Eschborn:       1
  • Flörsheim:      6
  • Hattersheim: 4
  • Hochheim:     2
  • Hofheim:        1
  • Kelkheim:      4
  • Kriftel:            2

Herr Moog regte an, dass Kriftel, Liederbach und Schwalbach im Hinblick auf die anstehende SfS-Ausbildung um weitere SfS-Interessenten werben.

Unterlagen / Infomaterial

In Zusammenarbeit mit der Polizei brachte der Präventionsrat die Postkarte „110“ heraus. Sie soll potentiellen Anrufern dabei helfen, dass sie den Notruf mit den für die Polizei wichtigen Angaben absetzen.

Die Postkarte „Falsche Polizisten“ wurde überarbeitet und mit Tipps versehen.

Der Präventionsrat führt in Zusammenarbeit mit den Kommunen das Projekt „Notfalldose“ für alleinstehende über 70jährige Senioren durch. Die Notfalldose enthält alle medizinisch wichtigen Daten über die Person und wird im Kühlschrank aufbewahrt. Für die Rettungskräfte bedeutet dies einen enormen Vorteil bei der Erstversorgung. Wegen der finanziell begrenzten Umsetzungsmöglichkeiten startete das Projekt zunächst in Kelkheim und Liederbach. Es folgten Eppstein und Sulzbach. Die SfS sind in die Verteilung der Dosen mit einbezogen.

Neu ist der „Notfall-Pass“, den der Präventionsrat auf der Basis des Notfall-Infoblatts der Notfalldose entwickelt hat. Der Notfallpass ist auf Scheckkartengröße gefaltet und kann im Portemonnaie mitgeführt werden.

Einsatzmöglichkeiten der SfS (Anregungen)

Die SfS der Kommunen nutzen mittlerweile Infostände / Bürgergespräche auf Märkten, Festen, in Baumärkten, Lebensmittelmärkten und insbesondere Banken und Postfilialen, um zu informieren und zu beraten.

„Safe My Grandma“

Als weitere Komponente der Prävention von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SäM) soll das Modellprojekt „Save my Grandma“ der Hofheimer Jugendarbeit auf alle weiterführenden Schulen im Main-Taunus-Kreis ausgeweitet werden.

Das Projekt hat als Zielgruppe Schüler (13 – 19 Jahre), die über SäM informiert werden und so Ihre Eltern und Großeltern auf die Problematik ansprechen können.

Mittleres Foto: SfS Rosemarie Sprungk, die den Schülerinnen und Schülern vom Enkeltrick erzählt, bei dem die Täter sie über 6 Stunden telefonisch unter Druck gesetzt hatten

Die „Falschen Polizisten“ oder andere aktuelle Phänomene können dabei besonders thematisiert werden. Das Projekt startete am 07.11.2018 an der Main-Taunus-Schule mit je zwei Schulstunden in drei 8. Klassen. Drei Klassen der Gesamtschule am Rosenberg haben ebenfalls das Projekt durchgeführt. Die Evaluation läuft. Weiterführung an weiteren Hofheimer Schulen und in Kelkheim geplant. Weitere Kommunen folgen.

Vorträge und Gespräche mit Pflegekräften über das Thema SäM

In Bad Soden wurden die diversen Firmen/Stationen mit Pflegekräften durch den Bürgermeister angeschrieben und Ihnen Gespräche/Vorträge der SfS über SäM angeboten. Ziel ist es, in den Pflegekräften Multiplikatoren zu finden. Ein empfehlenswertes Modell!

SfS-Statistik

In 2018 wurden ca. 6.500 Info-Gespräche, fast 7.000 Beratungen und über 150 Vorträge und Infostände der SfS im Main-Taunus-Kreis erfasst.

Großes Dankeschön an das Team vom Polizeipräsidium Westhessen, welches mit seiner hohen fachlichen Kompetenz wesentlich zum Gelingen des 3. Gesamttreffens der SfS und der Koordinatoren beigetragen hat.

Fazit: Da die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen immer stärker zunehmen, ist die Arbeit der SfS, nach Ansicht der Polizeilichen Fachleute eminent wichtig. Die SfS möchten erreichen, dass die Seniorinnen und Senioren ihre wichtigen Hinweise und Tipps verinnerlichen. Dann haben es die Trickbetrüger und -diebe schwer!

Text: Helmut Biskamp

Fotos: Gerhard Schöffel, Siegfried Fröhlich und Jürgen Moog

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