Im Raum Höchst des Landratsamtes fand am 15.10.2014 die 16. Sitzung des Arbeitskreises Sicherheit an den Schulen (AK SaS) statt. Neben dem wegen des Farbleitsystems zugeladenen Designer Dejan Pavlovic nahmen als Gäste die Kriminaloberrätin Anke Schumacher, Erster Polizeihauptkommissar Manfred Braun, Schutzmann vor Ort Christian Schneider und in der Endphase der Leiter des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe Dr. Wolfgang Mazur an der Besprechung teil. Als neues Mitglied im AK SaS stellte sich die stellvertr. Kreiselternbeiratsvorsitzende Beate Fabian vor.
Schutzmann vor Ort (SvO) bei der Polizeidirektion Main-Taunus
Polizeioberkommissar Christian Schneider stellte sich und seine neue Aufgabe dem AK SaS vor.
Der SvO ist vor allem präventiv tätig und unterstützt dabei auch den Jugendkoordinator Sebastian Poppe im Schulbereich.
Lagebild Amok
Thematisiert wurden die seit der letzten Sitzung (23.01.2014) vorgefallenen Amokläufe; es handelte sich um drei internationale Amokläufe und zwei Amokverdachtsfälle im Main-Taunus-Kreis.
Zwei Tote und ein Verletzter bei Amoklauf in Moskau am 03.02.2014
Ein Schüler (Zehntklässler) stürmte mit zwei Gewehren (Kleinkaliber und Karabiner) in das Gebäude der Schule Nr. 263 in Moskau und erschoss einen 31-jährigen Erdkundelehrer sowie einen Polizeibeamten. Ein weiterer Polizeibeamter wurde schwer verletzt. Insgesamt gab der Täter elf Schüsse ab. Letztlich wurde der Täter von seinem Vater zur Aufgabe überredet und festgenommen. Zwischenzeitlich hatte der Täter 20 Teenager im Alter von 15 Jahren in seiner Gewalt. Als Motiv wird Rache an dem Erdkundelehrer angenommen, dem der Täter vorgeworfen hatte, ihm mit schlechten Noten die Chance auf einen Abschluss mit Auszeichnung genommen zu haben. Der Täter galt als hervorragender Schüler, erlitt jedoch kurz vor der Tat einen „Nervenzusammenbruch“ und sollte psychologisch untersucht werden. Beide Waffen gehörten dem Vater des Täters und seien vorschriftsmäßig gemeldet gewesen. Sie wurden jedoch nicht in einem abgeschlossenen Waffenschrank aufbewahrt.
Zwanzig Verletzte bei Messerstecherei in Murrysville nahe Pittsburgh / USA am 09.04.2014
Ein 16-jähriger Täter zog, bewaffnet mit zwei Messern, vor Unterrichtsbeginn durch Klassenzimmer und Flure der Franklin Regional High School in Murrysville nahe Pittsburgh und verletzte hierbei 19 Mitschüler sowie einen Wachmann. Insgesamt konnte der Täter über eine halbe Stunde durch das Schulgebäude laufen, bis er letztlich durch einen Polizeibeamten und den Schuldirektor überwältigt werden konnte. Zum möglichen Motiv des Täters gibt es keine Erkenntnisse.
Amok-Verdachtslage an einer Kelkheimer Schule am 05.05.2014
Die Schulleitung der Kelkheimer Schule teilte am 29.04.2014 der Polizei mit, dass auf einem Schultisch die Aufschrift „Ich laufe Amok gegen die Lehrer am 05.05.2014“ entdeckt worden war. Umfangreiche Ermittlungen wurden eingeleitet und ergaben, dass die Aufschrift bereits Anfang April aufgebracht worden war. Am 05.05.2014 kam es nach regulärem Schulschluss am Mittag zu Durchsuchungsmaßnahmen in der Schule. Um eine Gefährdung der am Nachmittag stattfindenden Lehrerkonferenz auszuschließen, wurden Schutzmaßnahmen bis zum Ende der Konferenz durchgeführt. Es kam zu keinen relevanten Vorkommnissen. Im Nachgang wurde ein 16-jähriger Schüler der Schule als Trittbrettfahrer ermittelt, da er äußerte, „falls es nicht zum Amoklauf kommt, würde er ihn machen“. Dies hatte eine Gefährderansprache und eine Strafanzeige zur Folge. Eine Aufarbeitung des Falles erfolgte durch die Dienststellenleitung, gemeinsam mit Schulleitung und Jugendsachbearbeitung.
Acht Verletzte bei Amoklauf an einer Grundschule in Mancheng/China am 21.05.2014
Ein 35-jähriger Mann schlug mit einem Fleischer-Beil wahllos auf Kinder einer Grundschule in Mancheng/ China ein. Hierbei wurden acht Kinder verletzt. Letztlich konnte der Täter überwältigt werden. Zur Motivlage sind keine Erkenntnisse vorhanden.
Amok-Verdachtslage durch Androhen per WhatsApp am 23.05.2014
Zwei 13-jährige Schülerinnen einer Schwalbacher Schule schrieben auf eine Schulbank die Worte „Amoklauf 23.05! I kill you!“. Die Aufschrift wurde mit einem Handy abfotografiert und per WhatsApp verbreitet. Die Polizei wurde durch die Schulleitung über den Sachverhalt informiert. Durch WhatsApp hatten circa 30-40 Personen Kenntnis erhalten. Die beiden 13-jährigen Schülerinnen konnten noch in den Abendstunden ermittelt und im Beisein der Eltern befragt werden. Beide waren geständig. Eine Amoktat war zu keinem Zeitpunkt geplant. Der Sachverhalt wurde am Folgetag gemeinsam mit zuständiger Dienststellenleitung, Jugendsachbearbeitung, Schulleitung und dem Krisenteam der Schule aufgearbeitet.
Bauliche und technische Sicherheit an Schulen
Aufgrund der verbesserten baulichen und technischen Sicherheit an den Schulen im MTK und auch durch die Lasergravur von Notebooks gingen die Einbrüche in Schulen weiter zurück (43 Einbrüche in 2010, 14 Einbrüche in 2013 und bisher 8 Einbrüche in 2014). Lediglich vier Einbrüche in diesem Jahr waren vollendet.
Laut Herrn Staschok werden die Sicherungsmaßnahmen turnusmäßig im Schulbauamt thematisiert und im Rahmen von Neu- und Erweiterungsbauten sowie Sanierungsmaßnahmen berücksichtigt.
Farbleitsystem
Der Designer Dejan Pavlovic teilte mit, dass das Farbleitsystem (FLS) mittlerweile an 47 Schulen im Main-Taunus-Kreis umgesetzt wurde. Fünf weitere Schulen sind derzeit in der Umsetzungsphase. Das FLS wird von den Schülerinnen und Schülern offensichtlich gut angenommen und nicht infrage gestellt, indem z.B. Markierungen beschädigt werden. Eine Zertifizierung der mit FLS ausgestatteten Schulen soll erfolgen. Mit sogenannten Aufsuchübungen überprüfen Polizei und Rettungskräfte das Orientierungssystem und ihre eigenen Abläufe. Im Ergebnis bietet das Farbleitsystem eine wertvolle Basis für das schnelle und abgestimmte Agieren der Sicherheits- und Rettungskräfte.
Lasergravur von Notebooks
Alle Notebooks, die vom Landratsamt an die Schulen ausgegeben wurden, sind per Laser graviert worden. Die Schulen, deren Notebooks graviert wurden, sollen ebenfalls zertifiziert werden.
Informationen aus dem Präventionsrat
Der Geschäftsführer des Präventionsrates MTK Peter Nicolay informierte über
Teilnahme des Präventionsrates am Deutschen Präventionstag in Frankfurt am Main
Herr Nicolay kündigte an, dass der Präventionsrat MTK mit einem Stand auf dem Deutschen Präventionstag am 8. Und 9. Juni 2015 vertreten sein wird. Schwerpunktthema ist diesmal „Prävention rechnet sich“.
Unfallgefahr vor Schulen durch Elterntaxis
Die durch das Anhalte- und Parkverhalten der Eltern entstehenden gefährlichen Situationen im unmittelbaren Schulumfeld stellen an nahezu alle Schulen des MTK ein besonderes Problem dar. Daher haben sich auch die Präventionsräte in der letzten Sitzung mit dem Thema befasst. Hieraus resultierend erging der Auftrag an den AK SaS, die Sachlage und bestehende Projekte zu erfassen. Hierzu sollen die Kommunen ihre Projekte dem AK SaS zur Verfügung stellen. Da die bisherigen Sensibilisierungsversuche der Eltern nicht fruchteten, sollten vor Ort gemeinsam mit Schule, Kommune und Polizei relevante Lösungsmöglichkeiten (baulich-technisch, verkehrsmäßig, organisatorisch) geprüft werden.
Umsetzung der Sicherheitskonzeptionen an Schulen
An nunmehr drei Schulen wurden eigene Sicherheitskonzeptionen entwickelt und jeweils im Rahmen einer Sitzung des Kollegiums umgesetzt. In der Krisensituation geht es immer darum, Sicherheit herzustellen, Polizei und Schulleitung zu informieren und ggf. Erste Hilfe zu leisten. Die Konzeptionen empfehlen sich als Vorbild für andere weiterführende Schulen.
Veranstaltung zu den Gefahren der neuen Medien
Die am 24.11.2011 im Landratsamt durchgeführte Veranstaltung „Internet – Fluch oder Segen für unsere Kinder“ war mit gut 450 Lehrern und Eltern hervorragend besucht. Notwendigkeit und Interesse an einer derartigen Veranstaltung besteht nach wie vor. Deshalb wird am 27.11.2014, 19:00 – 21:00 Uhr, ein „Crashkurs zum Umgang mit digitalen Medien“ unter Beteiligung des Präventionsrates und des Vereins „Bürger und Polizei – für mehr Sicherheit“ e.V. sowie des Polizeipräsidiums Westhessen und der PD Main-Taunus im Plenarsaal des Landratsamtes durchgeführt. Zielgruppe sind wieder Eltern und Lehrer.
Veranstaltung zur Qualifizierung von Krisenteams
Nach den Workshops zur Qualifizierung von Krisenteams am 09.12.2009 und am 28.11.2012 soll im Frühjahr 2015 erneut ein Workshop der weiterführenden Schulen durchgeführt werden.
Nächste Sitzung
Der AK SaS wird seine 17. Sitzung am Mittwoch, 28.01.2015, 14:00 – 16:00 Uhr an der Westerbachschule in Eschborn durchführen.
Olrik Orzelski und Jürgen Moog