Juni 2016: Erste Ausbildungsrunde der Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren im Main-Taunus-Kreis

22 Sulzbacherinnen und Sulzbacher haben am 24. und 25. Juni an einen Präventionsprojekt der Präventionsräte des Main-Taunus-Kreises teilgenommen und sich zu “Sicherheitsberatern für Senioren und Senioren” schulen lassen. Sie sollen u. a. verhindern, dass der fiese “Enkeltrick” immer wieder bei älteren Menschen Erfolg hat.

“Wir – das sind der Präventionsrat des Main-Taunus-Kreises und der Gemeinde Sulzbach, das Polizeipräsidium Westhessen und die Polizeidirektion Main-Taunus. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir möglichst viele Seniorinnen und Senioren in Ihrer Gemeinde erreichen, um sie vor Straftaten zu schützen. Aber auch Tipps geben, wie man im Alter sicher mobil bleiben kann”.

So stand es im Einladungsschreiben zum Präventionsprojekt “Sicherheitsberater”. Und 22 Bürger aus Sulzbach hatten sich zum Seminar, das in der vergangenen Woche an zwei Halbtagen im Rathaus stattfand, gemeldet und an einer sehr kompakten Schulung teilgenommen. Dabei standen vier mehrstündige Vorträge über “Sicherheit für Senioren im Straßenverkehr”, “Opferschutz/Opferhilfe”, “Senioren im Internet” und “Straftaten zum Nachteil älterer Menschen” im Mittelpunkt der Ausbildung.

Begrüßt wurden die Teilnehmer von Polizeidirektor Peter Liebeck und Peter Nicolay, dem Geschäftsführer des Präventionsrates MTK. Beide wiesen darauf hin, wie wichtig es sei, ältere Menschen ständig in den Medien oder in persönlichen Gesprächen über die hinterlistigen Tricks skrupelloser Gauner aufzuklären. Deshalb gebe es jetzt diese Präventionsprojekte im Main-Taunus-Kreis.

Mit Unfallzahlen und einer Diaschau leitete Polizeioberkommissar Arne Krummel seine Ausführungen über richtiges Verhalten im Straßenverkehr ein. Die Sicherheit gelte für Senioren, egal ob mit dem PKW oder Fahrrad, in Bus und Bahn oder als Fußgänger. So habe es im letzten Jahr 131 Unfälle mit Fußgängern gegeben, davon 49 mit Personen über 60 Jahre und zwei tödliche mit Personen über 65 Jahre. “Tragen Sie bei Dunkelheit helle Kleidung oder Kleidung mit Reflektoren”, rät der Referent. Außerorts sollte man links gehen und Straßen nur an überschaubaren Stellen queren.

Über “Opferschutz und Opferhilfe” informierte Polizeihauptkommissarin Michaela Moll. Dabei ging sie besonders auf den Opferschutz in der Partnerschaft ein und bei Ehestreit auf Schutzmaßnahmen für Frauen. Wichtig sei die Hilfe bei der Bewältigung des Erlebten sowie die Vermittlung von Hilfseinrichtungen und psychosoziale Betreuung.

v. r.: Polizeihauptkommissarin Michaela Moll und Erste Kriminalhauptkommissarin Petra Lezius (sitzend) sowie Teilnehmer des Seminars

Über den Gefahrenbereich “Senioren im Internet” berichtete PHK Petra Lezius (Abt. E4 Präventionsleitung). “Wer ins Internet geht, verlässt die Privatheit. Das Internet ist die große Welt der Kriminalität”. Täglich würden 400.000 Schädlinge verschickt, und 68 Prozent aller Mails sind Spams. Wer sich da nicht auskenne, falle schnelle auf Fallen rein. Millionen Menschen kaufen im Internet. Damit steige auch die Zahl digitaler Diebstähle. Besonders unkundige Senioren fielen auf verlockende Kaufangebote rein und schließen langfristige Lieferverträge ab.

Und nun zum “Enkeltrick”. Fast jeden Tag könne man in der Zeitung lesen, dass diese fiese Masche immer wieder bei älteren Menschen Erfolg hat. Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, Leiter der Ermittlungsgruppe Polizeistation Eschborn, spielte mit den Teilnehmern den Enkeltrick ausgiebig und in allen Varianten durch. “Oma, ich brauche dringend 3.000 Euro für eine Anzahlung einer Wohnung. Ich kann aber selbst nicht kommen, weil ich gerade in München bin. Ich schicke einen Freund vorbei.”

Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann

“Und die Oma hebt tatsächlich Geld ab und gibt es einem Fremden”, wundert sich Zollmann immer wieder. Wie ist das möglich? Eine Studie zeige, dass 50 Prozent der Senioren keine sozialen Kontakte hätten. Dies sei natürlich ein Nährboden für Betrügereien. “Da kommt der Anruf eines fiktiven Enkels, den die Oma nicht gleich an der Stimme erkennt, gerade recht”, warnte der Experte und gab jede Menge Tipps. “Fragen Sie nach! Verwickeln Sie den vermeintlichen Enkel in ein aufklärendes Gespräch! Legen Sie auf, wenn Sie Zweifel haben!”

Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann zeigt eine beliebte Variante des Trickdiebstahls: Er verwickelt das Opfer in ein Gespräch, sein Komplize (Frank Walz, Leiter des Fachreferats Bürgerservice) geht hinten vorbei und nimmt unbemerkt die Handtasche mit den Wertsachen mit.

Auch auf den “Wassertrick” fielen viele Menschen herein. “Lassen Sie keinen in Ihre Wohnung!”, betonte Jörg Zollmann. Und so funktioniert die Masche der Gauner: Einer bittet an der Haustür um ein Glas Wasser und lenkt das bereitwillige Opfer ab. Der Zweite gelangt unbemerkt in die Wohnung  und sucht nach Wertsachen. “Senioren sind auch gerne Opfer von Taschen- und Trickdiebstahl”. Auch im Bus oder Bahn würden Menschen durch Ablenkung bestohlen. “Jedes Ablenkungsmanöver ist verdächtig”, betonte Zollmann. Doch nicht jeder denke gleich, dass er bestohlen wird.

Bürgermeister Frank Bociek überreicht die Urkunde über die erfolgreiche Ausbildung an Sicherheitsberaterin Hannelore Uhrig. Auf dem Foto sind außerdem zu sehen (v.l.): Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, Geschäftsführer Peter Nicolay und Frank Walz, Bürgerservice Sulzbach

Am Präventionsseminar “Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren” haben teilgenommen: Rolf Bär, Ilona Biskamp, Helmut Biskamp, Dr.Norbert Böse, Christel Deckert, Wolfgang Deckert, Theo Dicke, Norbert Fischer, Annemarie Fuchs, Alfred Gerl, Erich Grötsch, Reinhard Jantzon, Jutta Kapur, Erika König, Evelyn Kühne-Jantzon, Wiebke Liebold-Steinfatt, Klaus Belzer, Peter Runge, Gerhard Schöffel, Joachim Siebenhaar, Hannelore Uhrig und Otto Weisbrod.

Text und Fotos Georg Schöffel, Sulzbach

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