Am Donnerstag, den 18.10.2018, trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Sicherheit an Schulen des MTK (AK SaS) in der Westerbach-Schule in Eschborn. Als Gäste nahmen der Polizeiliche Berater für Sicherheit an Schulen des Polizeipräsidiums Westhessen, Polizeioberkommissar Holger Däubner und der Fachberater für Design Dejan Pavlovic teil.
Lagebild Gewalt an Schulen
Schulmassaker von Parkland
Am 14.02.2018 erschoss der 19-jährige Nikolas Cruz an seiner ehemaligen Schule, der Marjory Stoneman Highschool in Parkland/Florida -14- Schüler und -3- Erwachsene. 15 weitere Personen wurden verletzt. Der Täter hatte kurz vor Unterrichtsende Feueralarm ausgelöst, um in den Gängen möglichst viele der flüchtenden Schüler und Lehrer zu erschießen. Er konnte 20 Minuten nach Tatbeginn außerhalb des Schulgeländes festgenommen werden. Wegen Drohungen gegen seine Mitschüler war er ein Jahr zuvor von der Schule verwiesen worden. Er verfügte über Schusswaffen und richtete das Blutbad mit einem halbautomatischen Sturmgewehr an, das in abgeänderter Form bei den US-Militärs im Einsatz ist.
Reizstoff versprüht
An einer weiterführenden Schule im Zuständigkeitsbereich der Polizeistation Eschborn wurde am 05.03.2018 durch einen 15-jährigen Schüler in der großen Pause im Foyer Reizstoff versprüht. Insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler klagten zum Teil über erhebliche Augen- und Atemwegsreizungen, 10 dieser Personen kamen zur weiteren Untersuchung in ein Krankenhaus. Der Täter konnte vor Ort festgenommen werden, ein mitgeführtes Tierabwehrspray wurde sichergestellt.
Gefahrenlage durch Schriftstück
Im Lauf des 15.03.18 wurde an einer Schule im Zuständigkeitsbereich der Polizeistation Eschborn ein Zettel aufgefunden, auf dem in Kinderschrift mit Schreibfehlern „amoglauf !!! Morgen um 8:30“ stand. Am 16.03.18 wurde dann die Polizei verständigt, erforderliche Erstmaßnahmen wurden eingeleitet. Nach eingehender Bewertung wurde der Einsatz beendet, Hinweise zum möglichen Verfasser konnten nicht erlangt werden. Der Schulbetrieb wurde nicht unterbrochen und konnte ungehindert weitergeführt werden.
Amoklauf an Highschool in Texas
Ein 17-jähriger Schüler der Santa Fe High School erschoss am 18.05.2018 bei einem Amoklauf acht Schüler (darunter eine pakistanische Austauschschülerin) und zwei Lehrerinnen. Zehn weitere Personen wurden verletzt. Der Täter konnte nach einem Schusswechsel mit der Polizei festgenommen werden. Bei der Tat benutzte er einen Revolver und ein Gewehr, die beide seinem Vater gehörten. Der Schüler hatte den Amoklauf mit anschließendem Suizid geplant. Er hatte Beziehungsprobleme mit einer Mitschülerin, war ansonsten aber unauffällig. Einziger Hinweis war auf seiner Facebookseite ein Post mit einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Born to kill“.
Amoklauf an Berufsschule in Kertsch auf der Krim
Ein 18-jähriger Elektrikerlehrling tötete am 17.10.2018 an seiner Berufsschule in Kertsch /Krim 20 Menschen und verletzte über 40 zum Teil schwer. Im Schulgebäude warf er zunächst eine selbstgebaute, mit Kugeln bestückte Granate und schoss dann mit einem Gewehr auf Lehrer und Schüler. Der Schütze ging dabei von Raum zu Raum. Anschließend erschoss er sich selbst. Das Gewehr, eine großkalibrige Repetierwaffe, hatte der Täter kurz nach seinem 18. Geburtstag legal erworben, dazu 150 Schuss Schrotmunition. Er wird als unauffälliger Einzeltäter beschrieben.
Polizeilicher Berater für die Sicherheit an Schulen
Polizeioberkommissar Holger Däubner, der dem Sachbereich Prävention des Polizeipräsidiums Westhessen angehört, stellte sich und seine Zuständigkeit für die Sicherheit der Schulen im MTK vor und erläuterte seine Aufgaben:
Er wird künftig als Mitglied im AK SaS mitwirken.
Sicherheit an Schulen durch bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen
Die Entwicklung der Schuleinbrüche war vor allem wegen der Präventionsmaßnahmen (verbesserte Sicherheitsvorkehrungen, Lasergravur von Laptops) seit 2010 mit -53- Einbrüchen stark rückläufig bis auf neun in 2014. In 2015 verdoppelte sich die Zahl auf -18- Einbrüche und stieg in 2016 auf -25-. In 2017 wurden -18- Schuleinbrüche und bis zum September 2018 ebenfalls -18- Einbrüche registriert.
Die einfachen Diebstähle an den Schulen gingen von -43- in 2016 auf -26- in 2017 zurück. Bis September 2018 kam es zu -15- einfachen Diebstählen.
Handlungsbedarf besteht bei den Fahrraddiebstählen, die zwar von -32- in 2016 auf -16- in 2017 zurückgingen, jedoch bis Sept. 2018 auf -39- anstiegen.
Da es in 2018 an der Albert-Einstein-Schule zu -14- gemeldeten Fahrraddiebstählen kam, fand dort am 17.10.2018 ein Ortstermin statt. Die Schule hat 1.450 Schüler, bis zu 800 Fahrräder werden dort täglich abgestellt. Folgende Maßnahmen sind geplant / in Überlegung:
Designer Dejan Pavlovic gab einen Überblick über die Installation des Farbleitsystems (FLS) an den Schulen im MTK, die bis auf die Regenbogenschule und die Südwestschule über das FLS verfügen. Sechs weitere Endabnahmen müssen durchgeführt werden: Eddersheimer Schule und Robinsonschule in Hattersheim, Heiligenstockschule, Lorsbacher Schule und Marxheimer Schule in Hofheim sowie Pestalozzischule und Dr. Richter-Privatgymnasium in Kelkheim. Außerdem müssen zahlreiche Schulen überprüft werden, bei denen die Umsetzung des FLS mehr als 5 Jahre zurückliegt.
Qualifizierung der Krisenteams der Grundschulen im Main-Taunus-Kreis
Bislang fanden am 09.12.2009 eine Ganztagsveranstaltung sowie am 28.11.2012 und 10.11.2016 Halbtagsveranstaltungen zur Qualifizierung der Krisenteams der weiterführenden Schulen jeweils im Landratsamt MTK statt.
Im Frühjahr 2017 wurden zwei Veranstaltungen zur Qualifizierung der Krisenteams der Grundschulen durchgeführt, bei denen es um Krisenmanagement (Unfälle, Todesfälle) ging.
Eine Weiterbildung der Krisenteams der weiterführenden Schulen ist überfällig. Das Staatliche Schulamt GG/MTK prüft eine frühestmögliche Umsetzung. Bei der Veranstaltung soll auch das Thema Umsetzung von Sicherheitskonzeptionen an Schulen behandelt werden. Die Sicherheitskonzeption behandelt insbesondere die erste Phase eines Amoklaufs, in der noch keine Polizei vor Ort ist und in der die Lehrer in Verantwortung für ihre Schüler agieren müssen.
Schulprojekt „Save My Grandma – schütze meine Großeltern“
Das von der Jugendarbeit Hofheim entwickelte Projekt wird ab dem 07.11.2018 an der Main-Taunus-Schule in vier Schulklassen durchgeführt werden. Die Schüler (zwischen 13 und 19 Jahre alt) sollen in zwei Schulstunden mit Video und Tonmitschnitt sowie Rollenspielen über das Thema Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SäM) informiert werden. Gemeinsam wird erarbeitet, wie man die Großeltern schützen kann. Ausgestattet mit entsprechendem Info-Material sollen die Schüler das Thema in ihre Familien tragen. Kooperationspartner sind derzeit die Main-Taunus-Schule, die Präventionsräte Hofheim und MTK sowie die PD Main-Taunus.
Das Schulprojekt stellt eine hervorragende Ergänzung der derzeitigen Strategie des Präventionsrates und der Polizei dar, um SäM vorzubeugen. Neben den Sicherheitsberatern für Senioren, welche die älteren Menschen „auf Augenhöhe“ sensibilisieren, tragen hier die Enkel das Thema an ihre Großeltern heran. Deshalb soll das Projekt auf alle Kommunen unter Einbindung der Schulsozialarbeit, ggf. der kommunalen Jugendarbeit und der Polizei, übertragen werden. Bei der Umsetzung in der Schule soll jeweils ein geeigneter SfS der betreffenden Kommune mitwirken.
Informationen aus dem Präventionsrat MTK
Herr Moog berichtete über die seit 14.09.2018 (Beginn der dunklen Jahreszeit) in allen Kommunen durchgeführten Infostände zur Wohnungseinbruchsprävention auf Wochenmärkten. Hier wirken auch die SfS mit.
Am 31.07.2018 starteten Präventionsrat und Polizei unter Einbindung der SfS eine Kampagne gegen „Falsche Polizisten“.
Am 19./20.11.2018 wurden 29 neue SfS im Landratsamt ausgebildet.
Vom 19. bis 29.11.2018 erfolgt die Fortbildung aller Ordnungspolizisten der Kommunen im Hinblick auf den Umgang mit jungen Leuten.
Umfangreiche Präventionsmaßnahmen sind wieder bei den Fastnachtsumzügen und Afterzug-Partys Anfang 2019 geplant.
Nächste Sitzung
Die nächste Sitzung des AK SaS findet am 07.02.2019 im Amt für Brandschutz und Rettungswesen statt.
Jürgen Moog