Oktober 2018: 29 weitere Sicherheitsberater für Senioren im Main-Taunus-Kreis ausgebildet

Nachdem in 2016 bereits -96- Sicherheitsberater für Senioren (SfS) ausgebildet worden waren, absolvierten am 4. und 5. November -29- engagierte Bürgerinnen und Bürger eine weitere Ausbildungsrunde. Nach Abzug der SfS, die zwischenzeitlich Ihre Tätigkeit beendet hatten, stehen in den Kommunen des Main-Taunus-Kreises insgesamt 118 SfS für die Aufklärung und Beratung älterer Menschen zur Verfügung.

Ihre Ausbildung umfasst die Themen Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, Opferschutz, Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr und die Gefahren im Internet. Die Schulung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Präventionsrat Main-Taunus-Kreis, der Polizeidirektion Main-Taunus und dem Polizeipräsidium Westhessen, Stabsbereich E4 – Prävention im Landratsamt in Hofheim durchgeführt.

V.l. stehend: Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann (Referent für Trickdiebstahl und -betrug), Kriminaloberkommissar Andreas Grillich (Referent für Internetkriminalität und Opferschutz), Geschäftsführer Präventionsrat MTK Jürgen Moog, Stellvertretender Leiter Polizeidirektion Main-Taunus Michael Mayer und Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos (Referentin für Verkehrssicherheit)

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der fünften Ausbildungsrunde wurden am 19. Oktober, 13:00 Uhr im Kreisausschusssaal im Namen von Landrat Michael Cyriax durch den Geschäftsführer des Präventionsrates Jürgen Moog und den stellvertr. Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus Michael Mayer begrüßt.

Kriminalrat Mayer sprach aufgrund der jüngsten Vorfälle die fiese Betrugsmasche „falscher Polizisten“ an. Dabei würden sich Betrüger als Polizisten ausgeben und behaupten, das Geld der Opfer in Sicherheit bringen zu wollen. Polizisten aber nähmen niemals Geld oder Wertgegenstände an sich. Oftmals verschafften sich Betrüger unter einem Vorwand Zugang zu einer Wohnung, indem sie um ein Glas Wasser oder ein Blatt Papier bäten: „Während sie mit dem Bewohner in die Küche gehen, kommt ein Komplize durch die angelehnte Wohnungstür.“

Geschäftsführer Jürgen Moog mit dem Flyer "Ich bin auf der Hut"

Mit einer großen öffentlichen Kampagne haben Polizei und Präventionsrat auf diese Entwicklung reagiert. „Wichtigste Komponente waren unsere Sicherheitsberater“, so Jürgen Moog. Von einem Tag zum anderen brachten sie die Poster und Postkarten an Orte, die häufig von älteren Menschen aufgesucht werden – wie Banken, Arztpraxen, Apotheken, Post, aber auch Lebensmittelgeschäfte.

Die angehenden Sicherheitsberaterinnen und Sicherheitsberater stellen sich vor.

Opferschutz und Opferhilfe

Kriminaloberkommissar Andreas Grillich von der Abteilung Einsatz – E 4 – Prävention referierte in seiner Funktion als Opferschutzbeauftragter des PP Westhessen darüber, was Opferschutz und Opferhilfe eigentlich bedeuten. Dabei lieferte er den Seminarteilnehmern Informationen zu den Themen Opferrechte und Zeugenaussagen bei der Polizei und er zeigte u.a. ausführlich auf, welche wichtige Rolle die Polizei bei der Unterstützung der Opfer von Straftaten spielt.

Er zeigte auf, welche Opferhilfeeinrichtungen es im Main-Taunus-Kreis gibt und stellte entsprechende Unterlagen für die Teilnehmer zur Verfügung.

Senioren im Internet – aber sicher!

Anschließend vermittelte KOK Andreas Grillich in seiner zweiten Funktion als Fachberater für Cybercrime den Seminarteilnehmern sein fundiertes Wissen, damit die SfS zukünftig auch in diesem wichtigen Kriminalitätsfeld Basisinformationen an die zu beratenden Bürger weitergeben können.

Inhaltlich stellte er sehr anschaulich dar, welche Gefahren bei der Nutzung des Internets lauern und wie man seinen PC vernünftig gegen Angriffe von außen sichern kann. Ebenso erläuterte er die Gefahren beim Online-Banking und Online-Shopping, die Problematik der sozialen Netzwerke und die Nutzung von Passwörtern.

Er klärte die Zuhörer auch über das sog. „darknet“ auf und rundete seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen und aktuellen Phänomenen ab.

Sicherheit für Senioren im Straßenverkehr

Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos ist ebenfalls im PP Westhessen bei der Abteilung Einsatz – E4 – Prävention tätig und neben der technischen Sicherheitsberatung verantwortlich für die Seniorenprävention.

Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos zum Thema Sichtbarkeit im Straßenverkehr

Sie vertiefte in ihrem Vortrag, der sich um die Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr drehte, das bereits vorhandene Hintergrundwissen der Seminarteilnehmer.

Sie ging dabei ausführlich auf die möglichen Gefahren und Problemstellungen ein, die oftmals bei Senioren im Straßenverkehr aufkommen. Zu nennen sind hier u.a. die körperlichen Einschränkungen im Alter oder alterstypische, gesundheitliche Probleme, die eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr negativ beeinflussen können. POKin Chrysakopoulos zeigte jedoch nicht nur diese Problematiken auf, sondern erläuterte auch, was man im Alter noch aktiv tun kann, um solange wie möglich verantwortungsbewusst am Straßenverkehr teilzunehmen.

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen

Schwerpunkt des zweiten Teils der Ausbildung der SFS waren die von kriminellen Betrügern und Dieben verwendeten Tricks und Kniffe, um an das Geld oder Wertgegenstände ihrer Opfer, speziell von Senioren zu gelangen.

Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann in Aktion

Dies übernahm, wie in den vorangegangenen Seminaren wieder Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann, der seit kurzem als Präventionskoordinator bei der Polizeidirektion Main-Taunus tätig ist.

Mit einer Koordinations- und Konzentrationsübung brachte Jörg Zollmann die angehenden SfS gehörig in Bewegung.

Nach einem spielerischen Warm Up, bei dem sich die Teilnehmer noch etwas besser kennen lernten konnten, ging es gleich richtig los:

Seminarleiter Zollmann forderte die Teilnehmer mit einem nicht ganz ernst gemeinten schriftlichen Test, der unter Zeitdruck zu bestehen war, heraus. Nach der Auflösung wurde jedem bewusst, dass man sich bei Vertragsangelegenheiten oder teuren Anschaffungen Zeit nehmen sollte, bevor man mit seiner Unterschrift Verpflichtungen eingeht.

Zur Demonstration der Tricks von falschen Handwerkern zog sich Herr Zollmann einen blauen Kittel über.

Wie die Kriminellen im einzeln bei Enkeltrick, falscher Polizeibeamter usw. vorgehen, zeigten eindrucksvoll Fallbeispiele aus der Praxis. Video- und Audiobeiträge ergänzten die Ausführungen von Herrn Zollmann und die persönlichen Erfahrungen der SFS.

Die Teilnehmer erarbeiteten sich anhand der Beispiele selbst, dass schon wenige Verhaltensänderungen helfen können, um nicht mehr in das Beuteschema der Täter zu passen.

Landrat Michael Cyriax begrüßt die Absolventen des SfS-Seminars

Zum Abschluss der Seminare erhielten die 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Landrat Michael Cyriax Zertifikate über die erfolgreiche Ausbildung als SfS. Außerdem bekamen sie Namensschilder und Taschen mit dem Aufdruck „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren“ und eine Fülle von Informationsmaterial.

SfS-Zertifikate für Brigitte Niederstein, Eileen Schmock und Heinz Seebold aus der Hand von Landrat Michael Cyriax

„Wir wollen den Menschen keine Angst machen, sie jedoch für Gaunereien sensibilisieren. Wenn es am Telefon oder an der Tür klingelt, kann eine Portion Misstrauen nicht schaden“, so der Landrat bei seiner Ansprache. Er hob das ehrenamtliche Engagement der Berater hervor: „Das ist ein Beispiel, wie jeder zur Sicherheit im Main-Taunus-Kreis beitragen kann.“

SfS-Gruppenfoto mit Landrat Cyriax (letzte Reihe 5. v.l.) Geschäftsführer Präventionsrat Peter Nicolay (6. v.r.) und Geschäftsführer Präventionsrat Jürgen Moog (ganz rechts)

Die 118 SfS (inklusive der neuen SfS) verteilen sich wie folgt auf die 12 Kommunen des Main-Taunus-Kreises:

  • Bad Soden:          9 SfS  (inkl. 2 neue SfS)
  • Eppstein:           10 SfS  (inkl. 9 neue SfS)
  • Eschborn:          10 SfS  (inkl. 2 neue SfS)
  • Flörsheim:           4 SfS
  • Hattersheim:       6 SfS  (inkl. 2 neue SfS)
  • Hochheim:         10 SfS
  • Hofheim:            20 SfS  (inkl. 9 neue SfS)
  • Kelkheim:           12 SfS  (inkl. 4 neue SfS)
  • Kriftel:                  5 SfS  (inkl. 1 neuer SfS)
  • Liederbach:         5 SfS
  • Schwalbach:        3 SfS
  • Sulzbach:           22 SfS

Auch bei neuen SfS ist die Bandbreite der Berufe groß; darunter sind vier Bankmitarbeiter, vier aus dem Sicherheitsbereich (darunter 2 ehem. Polizeibeamte), sechs aus dem Bereich IT und Elektrotechnik, Krankenschwester, Kindergartenschwester, Marktforscher und Kunststoffschlosser. Nur vier SfS sind unter 50 Jahren, die Jüngste ist 31, und der Älteste 76 Jahre. Schließlich ist die Grundidee des Projektes, dass ältere Menschen von Älteren quasi auf Augenhöhe beraten werden.

Natürlich sollen auch die neuen SfS in den Kommunen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Systemisch sind die SfS gut angebunden: Die fachliche Koordination übernehmen Polizeihauptkommissar Zollmann und Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos. Betreut werden sie durch Koordinatoren in den Kommunen, die den Sozialreferaten, den Ordnungsämtern und den Seniorenberatungen angehören.

Die Kommunikation (u.a. Einrichtung von Verteilern), turnusmäßige Treffen, Fortbildung und vor allem die Information der SfS über aktuelle Entwicklungen sind am Laufen. Dabei ist die SfS-Webseite eines ehemaligen Polizeibeamten des Polizeipräsidiums Südosthessen, die dieser für die SfS des Polizeipräsidiums Westhessen erweitert hat, sehr hilfreich: http://www.seniorenberater.help/  Eine weitere Informationsquelle, insbesondere zu anstehenden Veranstaltungen und den Berichten darüber ist die Webseite des Präventionsrates MTK unter „Aktuelles“ und „Veranstaltungen“.

Insgesamt läuft das SfS-Projekt ganz hervorragend, weil die Betreuung durch die Koordinatoren gelingt und die SfS hoch aktiv sind.

Erfolgsfaktoren sind ausreichende Informationen und ein guter Informationsaustausch, regelmäßige Treffen, persönliche Betreuung, ein gutes Verhältnis der SfS untereinander sowie eine gute Ausstattung und Öffentlichkeitsarbeit.

Bettina Chrysakopoulos, Jörg Zollmann und Jürgen Moog

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