September 2019: 18 weitere Sicherheitsberater für Senioren ausgebildet

Seit 2016 waren insgesamt 126 Sicherheitsberater für Senioren (SfS) im Main-Taunus-Kreis ausgebildet worden. Nun kamen weitere 18 engagierte Bürgerinnen und Bürger hinzu, die am 13. und 14. September ihre Ausbildung zum SfS absolvierten. Zwei der Absolventen kommen aus dem Bereich Limburg und werden auch dort eingesetzt.

In den Kommunen des Main-Taunus-Kreises stehen nunmehr insgesamt 120 SfS für die Aufklärung und Beratung älterer Menschen zur Verfügung, da zwischenzeitlich 22 SfS ihre Tätigkeit aufgeben mussten.

Die Ausbildung der SfS umfasst die Themen Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, Opferschutz, Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr und die Gefahren im Internet. Die Schulung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Präventionsrat Main-Taunus-Kreis, der Polizeidirektion Main-Taunus und dem Polizeipräsidium Westhessen, Stabsbereich E4 – Prävention im Landratsamt in Hofheim durchgeführt.

V.l.: Richterin i.R. Dr. Christine Rademacher, Geschäftsführer Präventionsrat Peter Nicolay, Polizeilicher Berater Jürgen Seewald, die polizeifachlichen Koordinatoren Bettina Chrysakopoulos und Jörg Zollmann, Landrat Michael Cyriax und Geschäftsführer Präventionsrat Jürgen Moog

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der sechsten Ausbildungsrunde wurden am 13. September, 13:00 Uhr im Landratsamt von Landrat Michael Cyriax und den Geschäftsführern des Präventionsrates Peter Nicolay und Jürgen Moog begrüßt.

Gruppenfoto mit Seminarteilnehmern, Landrat Michael Cyriax, den Referenten und den Organisatoren

„In der Zeitung lesen wir leider viel zu oft, dass ältere Leute von Trickbetrügern angegangen wurden. Hier setzen die Sicherheitsberater an“, so Landrat Michael Cyriax. „Wir wollen die Menschen für Gaunereien wie z.B. den ‚Enkeltrick‘ oder falsche Polizisten sensibilisieren. Eine Portion gesundes Misstrauen ist hier angebracht.“ Für das künftige ehrenamtliche und besondere Engagement hat sich Landrat Cyriax bei den Anwesenden bedankt.

Vorstellungsrunde

Sicherheit für Senioren im Straßenverkehr

Polizeihauptkommissar Carsten Rollwaage von der Zentralstelle Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Westhessen vertiefte in seinem Vortrag über die Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr das bereits vorhandene Hintergrundwissen der Seminarteilnehmer.

Polizeihauptkommissar Carsten Rollwaage

Er ging dabei ausführlich auf die möglichen Gefahren und Problemstellungen ein, die oftmals bei Senioren im Straßenverkehr aufkommen. Zu nennen sind hier u.a. die körperlichen Einschränkungen im Alter oder alterstypische, gesundheitliche Probleme, die eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr negativ beeinflussen können. Polizeihauptkommissar Rollwaage zeigte jedoch nicht nur diese Problematiken auf, sondern erläuterte auch, was man im Alter noch aktiv tun kann, um solange wie möglich verantwortungsbewusst am Straßenverkehr teilzunehmen.

Opferschutz und Opferhilfe

Kriminaloberkommissar Andreas Grillich von der Abteilung Einsatz – E 4 – Prävention referierte in seiner Funktion als Opferschutzbeauftragter des PP Westhessen darüber, was Opferschutz und Opferhilfe eigentlich bedeuten. Dabei lieferte er den Seminarteilnehmern Informationen zu den Themen Opferrechte und Zeugenaussagen bei der Polizei und er zeigte u.a. ausführlich auf, welche wichtige Rolle die Polizei bei der Unterstützung der Opfer von Straftaten spielt.

Kriminaloberkommissar Andreas Grillich

Er zeigte auf, welche Opferhilfeeinrichtungen es im Main-Taunus-Kreis gibt und stellte entsprechende Unterlagen für die Teilnehmer zur Verfügung.

Senioren im Internet – aber sicher!

Anschließend vermittelte KOK Andreas Grillich in seiner zweiten Funktion als Fachberater für Cybercrime den Seminarteilnehmern sein fundiertes Wissen, damit die SfS zukünftig auch in diesem wichtigen Kriminalitätsfeld Basisinformationen an die zu beratenden Bürger weitergeben können.

Inhaltlich stellte er sehr anschaulich dar, welche Gefahren bei der Nutzung des Internets lauern und wie man seinen PC vernünftig gegen Angriffe von außen sichern kann. Ebenso erläuterte er die Gefahren beim Online-Banking und Online-Shopping, die Problematik der sozialen Netzwerke und die Nutzung von Passwörtern. Er klärte die Zuhörer auch über das sog. „darknet“ auf und rundete seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen und aktuellen Phänomenen ab.

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen

Schwerpunkt des zweiten Teils der Ausbildung der SfS waren die von kriminellen Betrügern und Dieben verwendeten Tricks und Kniffe, um an das Geld oder Wertgegenstände ihrer Opfer, speziell von Senioren zu gelangen. Dies übernahm, wie in den vorangegangenen Seminaren wieder Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann. Seit kurzem ist er stellvertretender Leiter der Polizeistation Kelkheim.

Nach einem spielerischen Warm Up, bei dem sich die Teilnehmer noch etwas besser kennen lernten konnten, ging es gleich richtig los.

Seminarleiter Zollmann forderte die Teilnehmer mit einem nicht ganz ernst gemeinten schriftlichen Test, der unter Zeitdruck zu bestehen war, heraus.

Nach der Auflösung wurde jedem bewusst, dass man sich bei Vertragsangelegenheiten oder teuren Anschaffungen Zeit nehmen und sich nicht unter Druck setzen lassen sollte, bevor man mit seiner Unterschrift Verpflichtungen eingeht.

Wie die Kriminellen im einzeln bei Enkeltrick, falscher Polizeibeamter usw. vorgehen, zeigten eindrucksvoll Fallbeispiele aus der Praxis. Video- und Audiobeiträge ergänzten die Ausführungen von Herrn Zollmann und die persönlichen Erfahrungen der SFS.

Die Teilnehmer erarbeiteten sich anhand der Beispiele selbst, dass schon wenige Verhaltensänderungen helfen können, um nicht mehr in das Beuteschema der Täter zu passen.

Zum Abschluss der Seminare erhielten die 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zertifikate über die erfolgreiche Ausbildung als SfS. Außerdem bekamen sie Namensschilder, Visitenkarten und Taschen mit dem Aufdruck „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren“ und eine Fülle von Informationsmaterial.

linkes Foto: Peter Kraus und Kerstin Enzenauer, die im Bereich Limburg eingesetzt werden; mittleres Foto: Manal El Bakkali und rechtes Foto: Alexandre Focheux, die beide in Flörsheim eingesetzt werden

V.l.: Die Absolventen Karl Forkert, Hochheim, Dagmar Lörzer, Kelkheim, und Jürgen Wirth, Kriftel mit ihren Urkunden

Die 120 SfS (inklusive der neuen SfS) verteilen sich wie folgt auf die 12 Kommunen des Main-Taunus-Kreises:

  • Bad Soden:          9 SfS  (inkl. 1 neue SfS)
  • Eppstein:           10 SfS
  • Eschborn:           11 SfS
  • Flörsheim:           9 SfS  (inkl. 5 neue SfS)
  • Hattersheim:       9 SfS  (inkl. 2 neue SfS)
  • Hochheim:         11 SfS  (inkl. 2 neue SfS)
  • Hofheim:            19 SfS
  • Kelkheim:           13 SfS  (inkl. 3 neue SfS)
  • Kriftel:                  6 SfS  (inkl. 2 neuen SfS)
  • Liederbach:         5 SfS
  • Schwalbach:        3 SfS
  • Sulzbach:           15 SfS  (inkl. 1 neuer SfS)

Auch bei neuen SfS ist die Bandbreite der Berufe groß; darunter sind drei Bankmitarbeiter, drei aus dem Sicherheitsbereich (darunter 2 ehem. Polizeibeamte), vier aus dem kaufmännischen Bereich, eine ehemalige Richterin, Fremdsprachensekretärin, Sanitärinstallateur, Lacklaborantin und Sachverständiger einer Versicherung. Nur zwei SfS sind unter 50 Jahren, die Jüngste ist 38, und der Älteste 79 Jahre. Schließlich ist die Grundidee des Projektes, dass ältere Menschen von Älteren quasi auf Augenhöhe beraten werden.

Systemisch sind die SfS gut angebunden: Die Projektbetreuung erfogt durch die Geschäftsführung des Präventionsrates MTK, die fachliche Koordination übernehmen Polizeihauptkommissar Jörg Zollmann und Polizeioberkommissarin Bettina Chrysakopoulos. Vor Ort werden die SfS durch Koordinatoren in den Kommunen betreut, die den Sozialreferaten, den Ordnungsämtern und den Seniorenberatungen angehören.

Die Kommunikation (u.a. Einrichtung von Verteilern), turnusmäßige Treffen, Fortbildung und vor allem die Information der SfS über aktuelle Entwicklungen sind am Laufen. Dabei ist die SfS-Webseite eines ehemaligen Polizeibeamten des Polizeipräsidiums Südosthessen, die dieser für die SfS des Polizeipräsidiums Westhessen erweitert hat, sehr hilfreich: http://www.seniorenberater.help/  Eine weitere Informationsquelle, insbesondere zu anstehenden Veranstaltungen und den Berichten darüber ist die Webseite des Präventionsrates MTK unter Aktuelles und Veranstaltungen.

Insgesamt läuft das SfS-Projekt ganz hervorragend, weil die Betreuung durch die Koordinatoren gelingt und die SfS hoch aktiv sind.

Erfolgsfaktoren sind ausreichende Informationen und ein guter Informationsaustausch, regelmäßige Treffen, persönliche Betreuung, ein gutes Verhältnis der SfS untereinander sowie eine gute Ausstattung und Öffentlichkeitsarbeit.

Bettina Chrysakopoulos, Jörg Zollmann und Jürgen Moog

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