Vom 11. September bis 6. November 2012 führten die Präventionsräte der Kommunen des Main-Taunus-Kreises (MTK) und die zuständige Polizeidirektion zwölf Großveranstaltungen zum Wohnungseinbruchschutz durch. Nunmehr zum vierten Mal seit 2009 wurden die Bürgerinnen und Bürger zu Beginn der „dunklen Jahreszeit“ über die Sicherung ihrer Wohnungen, Nachbarschaftshilfe und die frühzeitige Information der Polizei bei verdächtigen Wahrnehmungen sensibilisiert. Auftakt der Veranstaltungen bildete eine Filmsequenz über Einbruchsprävention (www.nicht-bei-mir.de). Danach begrüßten die Vorsitzenden der Präventionsräte die Besucher.
Foto 1: Begrüßung durch Bürgermeisterin Antje Köster (Hattersheim), Foto 2: Begrüßung durch Bürgermeister Michael Antenbrink (Flörsheim) und Foto 3: Begrüßung durch Bürgermeisterin Renate Wolf (Sulzbach),
Das Podium war darüber hinaus besetzt mit dem Geschäftsführer des Präventionsrates Peter Nikolay, dem Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus Jürgen Moog, dem Leiter des Einbruchskommissariats Jochen Ratazzi, dem Leiter der für die Kommune zuständigen Polizeistation und dem polizeilichen Berater Thomas Tauber.
Geschäftsführer Peter Nicolay nutzte regelmäßig die Gelegenheit, den Präventionsrat MTK mit seinen Arbeitskreisen und seiner Vernetzung mit diversen Präventionsgremien, insbesondere mit den 12 kommunalen Präventionsräten, vorzustellen.
Für den langjährigen Leiter des Einbruchskommissariats war es die letzte Veranstaltungsserie, weil er im Mai 2013 in Ruhestand geht. Er informierte die Besucher über die aktuellen Brennpunkte und das Fallaufkommen in der betroffenen Kommune. Von seinem enormen Erfahrungsschatz zum Themenfeld Einbruch profitierten alle Veranstaltungen, an denen er mitwirkte.
Vor der Erläuterung der baulich-technischen und persönlichen Präventionsmaßnahmen durch den polizeilichen Berater, stellte der Leiter der Polizeidirektion Main-Taunus, Jürgen Moog, die Ergebnisse der Evaluation der Einbrüche in 2011 vor. Hierfür wurden durch die aufnehmenden Beamten der PD Main-Taunus alle Wohnungseinbrüche im Main-Taunus-Kreis mittels eines zuvor erstellten Erfassungsbogens hinsichtlich der Lage der Tatorte, der Tatzeit, der Tatbegehungsweise, dem Zustand des Wohnobjektes sowie den bereits vorhandenen Sicherungsmaßnahmen erhoben. Aufgrund dieser Auswertungen nahm PD Moog die Anwesenden mit auf die virtuelle Reise eines Einbrechers durch die Straßen eines Wohngebietes. Dabei zeigte Jürgen Moog auf, welche Umstände ein Anwesen in den Augen eines Einbrechers lohnenswert erscheinen lassen. Das Spektrum reicht von der Blickdichtheit der Umfriedung, über Steighilfen, offenstehende Türen, Fenster und Garagentore bis zur Erkennbarkeit, ob der Wohnungsbesitzer zuhause ist, nämlich durch den Zustand der Beleuchtung, Rollläden, Briefkästen und Mülltonnen.
Die Notwendigkeit besonderer Maßnahmen gegen Einbrüche begründete Polizeidirektor Moog mit der Attraktivität des im Speckgürtel Frankfurts liegenden MTK mit seinen hervorragenden Verkehrsanbindungen.
Den Hauptpart der Veranstaltung hatte der polizeiliche Berater der Polizeidirektion Main-Taunus, Thomas Tauber. Auf seine Einstiegsfrage, wer bereits durch einen Einbruch geschädigt wurde, meldeten sich regelmäßig 10 – 20% der Anwesenden. Die Konfrontation mit dem Einbruch wird meistens als sehr belastend empfunden. Schließlich wirkt sich die Verletzung der Privatsphäre, neben dem Verlust von Hab und Gut, besonders beeinträchtigend auf das Sicherheitsempfinden aus. Das Gefühl, sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu fühlen, kann mitunter nur sehr schwer verarbeitet werden.
Thomas Tauber gab den Besucher praktische und vor allem anschauliche Anregungen, wie sie ihre eigenen vier Wände gegen Langfinger sinnvoll schützen können. Das reichte von Hinweisen zum Vortäuschen von Anwesenheit, wie Zeitschaltuhren für Beleuchtung und Rollläden oder einen mobilen Fernsehsimulator bis hin zum Zylinderschloss mit Zieh- und Bohrschutz. Besonders eindrucksvoll waren dabei seine Erläuterungen zur Pilzkopfverriegelung.
Danach wurde ein von RTL-Explosiv zur Verfügung gestellter Film über einen Einbruchstest vorgeführt. Geprüft wurde hierbei, inwieweit die Bürger auf das auffällige Verhalten zweier junger Leute reagierten, die sich für die Liegenschaften in der Nachbarschaft interessierten. Nur ein Nachbar rief die Polizei. Das Verständigen der Polizei bei verdächtigen Wahrnehmungen war sodann Thema des jeweiligen Leiters der Polizeistation, der für die unverzügliche Nutzung der „110“ warb.
Das von den Kommunen mitgetragene Projekt des Präventionsrates MTK „Vorsicht, aufmerksame Nachbarn“ zielt zum einen auf die Sensibilisierung der Nachbarn für die Unterstützung und die Aufmerksamkeit zur Abwehr von Wohnungseinbrechern, zum anderen auf die Abschreckung derselben. Kommunen, wie Hattersheim, senden mit persönlichem Schreiben der Bürgermeisterin die Aufkleber an alle Haushalte. Auch bei dem Projekt „Prüfen von Wohnhäusern auf Einbruchsgelegenheit“ werden durch Vollzugs- und Ordnungspolizei sowie Freiwilligen Polizeidienst die Aufkleber oder auch Schilder an die Haushalte verteilt.
Nach den Vorträgen hatten die Besucher die Gelegenheit, sich an Exponaten über die Sicherungsmöglichkeiten gegen Wohnungseinbruch zu informieren.
Fazit: Die Präventionsveranstaltungen wurden von insgesamt 760 Bürgerinnen und Bürgen besucht. Das Spektrum reichte von 20 bis 130 Teilnehmern. Die un-mittelbare Resonanz von Besuchern und die vielen Medienberichte waren durchweg positiv. Thomas Tauber nahm durch die Veranstaltungen unmittelbar zahlreiche Beratungswünsche entgegen. Eine Vielzahl weiterer Beratungswünsche folgten und folgen telefonisch. Die Effizienz der Beratungen steigt durch die Veranstaltungen ganz erheblich, weil bei den Veranstaltungsbesuchern keine allgemeinen Erläuterungen mehr erforderlich sind. Die Beratungszeit vor Ort schrumpft somit von zwei auf eine halbe Stunde. Die Veranstaltungsserie ist ein wichtiger Baustein in unserer Konzeption zur Vorbeugung und Bekämpfung des Wohnungseinbruchs. Trotzdem werden wir überlegen müssen, ob die Veranstaltungen im nächsten Jahr fortgesetzt werden, da sie mit erheblichem Aufwand verbunden sind.
Jürgen Moog